Rheinsberger Schloss fast im alten Glanz
Schloss Rheinsberg kann sich weder mit Sanssouci noch mit dem Neuen Palais messen. Im Inneren ging viel vom einstigen Charme verloren - wird jetzt aber mühsam zurückgeholt.
Rheinsberg (dpa) - Seinen Namen verdiente Schloss Rheinsberg nach der Wende erst auf den zweiten Blick. Vom prachtvollen Ambiente, in das sich einst Preußenprinzen verliebt hatten, war im Inneren wenig geblieben. Stattdessen Klinikbetten, in denen sich zu DDR-Zeiten Diabetiker erholten.
Die malerische Lage jedoch blieb - und lockt heute, ein Vierteljahrhundert nach der Wiedereröffnung, jedes Jahr Zehntausende Besucher. Sie stoßen immer wieder auf Unvollendetes.
In diesem Jahr begeht die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg die zweiten Geburt des Schlosses vor 25 Jahren. Seitdem ist es wieder der Öffentlichkeit zugänglich. Am 1. Mai öffnet zum Jubiläum eine Schau unter dem Titel Rheinsberg 25. Wiedererweckung eines Musenhofes. Sie stellt Vergangenheit und Gegenwart gegenüber. Wir wollen konfrontieren, sagt Detlef Fuchs, Kustos für Architektur und Denkmalpflege bei der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten.
Durch die Wiedereröffnung der Schlösser Rheinsberg, Oranienburg, Paretz, Caputh und Königs Wusterhausen sei nach der Wende zusammengewachsen, was zusammengehörte, sagt Stiftungssprecher Frank Kallensee. Jahr für Jahr locken sie Gäste aus dem In- und Ausland an. Von 1991 bis 2015 sind etwa 42,5 Millionen Euro in Rheinsberg investiert worden, sagt Kallensee. Damit seien das Gebäude, der Garten und das Theater hergerichtet worden.
Die besondere Schönheit des Anwesens direkt am Grienericksee verzauberte einst den späteren Preußenkönig Friedrich II. (1712-1786). Als Kronprinz habe er hier glückliche Jahre verlebt, bekannte er. Erinnerungen an Schloss Rheinsberg finden sich an seinen späteren Bauprojekten wie den Potsdamer Schlössern Sanssouci und Neues Palais. Später ging das Anwesen an seinen Bruder Heinrich (1726-1802), der hier 50 Jahre lang lebte.
Nach der Wende übernahmen wir ein Schloss, das den Namen erst auf den zweiten Blick verdiente, sagt Fuchs. DDR-Hinterlassenschaften wie Waschbecken und Heizkörper, aber auch Klinikbetten und Schränke wurden entfernt. Das dann leere Gebäude öffnete erstmals im Mai 1991. In einem dreiviertel Jahr kamen 100 000 Besucher - heute sind es etwa 60 000 im Jahr.
Immer noch wird nach Dingen gesucht, die einst hier ihren Platz hatten. Einiges fand sich in anderen Häusern, konnte angekauft werden. Doch es bleiben Verluste aus den vergangenen 200 Jahren, mit denen wir uns abfinden müssen, sagt Fuchs. Verschwunden bleiben die Original-Möbel. Die komplette Bibliothek befindet sich heute in der Staatsbibliothek. Den Spiegelsaal zieren zwar vier imposante Kronleuchter - das sind jedoch nur Kopien.
Der Charakter des Hauses ist wiedererkennbar, sagt Fuchs. Möbelstücke wurden passend zum Stil und zur Zeit angeschafft. Auch Gemälde aus der einstigen Sammlung fanden den Weg zurück - wenn auch oft nur als Leihgabe. Restauratoren legten übermalte Wand- und Deckengemälde frei. Manch eine Tür hatte bis zu elf Anstriche, berichtet Fuchs. Inzwischen sind insgesamt 55 Räume restauriert worden.
Noch immer ist vieles nicht wie einst. Gerade ist der Muschel- und Marmorsaal an der Reihe. Stuck wird konserviert oder erneuert. Restauratorin Sandra Bothe beseitigt mit Pinsel und Schwämmchen alte Farben. Oft seien erst dann Schäden zu entdecken. Von den filigranen Ergänzungen werden die Besucher später kaum etwas erkennen, weiß sie. Die Arbeiten sollen 2017 beendet sein.
In der Ausstellung stoßen Besucher immer wieder auf Unvollendetes. Da bleiben Konsolen leer, wo einst Figuren standen. Wände mit imposanter Illusionsmalerei sind nicht komplett restauriert. In der einstigen Bibliothek findet nur ein einziges originales Buch seinen Platz: als Statement für das, was fehlt.