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Schauspielerin Cleo Kretschmer wird 65

In den 70er und 80er Jahren war Cleo Kretschmer ein Star der Münchner Kino-Szene, Muse von Kult-Regisseur Klaus Lemke. 1998 starb sie beinahe an einer Hirnblutung - und kämpfte sich ins Leben zurück. Jetzt wird die Schauspielerin 65 und ist überglücklich.

Von Ute Wessels, dpa 10.02.2016, 10:43

München (dpa) - Es waren wilde Münchner Kino-Zeiten, in denen Cleo Kretschmer zum Star wurde. Regisseur Klaus Lemke holte sie damals vor die Kamera und machte sie zu seiner Muse. 

Knapp ein Dutzend Filme drehten sie in den 70er und 80er Jahren zusammen. Mit 47 Jahren erlitt Kretschmer eine Hirnblutung. Nach der Krankheit begann ihr zweites Leben. Im Interview der Deutschen Presse-Agentur sprudelt sie vor Lebensfreude und sagt: Ich freue mich, dass ich am 11. Februar das 65. Lebensjahr vollende und dass das 66. beginnt. Ich lebe einfach unheimlich gerne.

Aus dem Filmgeschäft hat sich Kretschmer weitgehend zurückgezogen. Seit 17 Jahren lebt sie im beschaulichen Dorfen im oberbayerischen Landkreis Erding. Ich hatte Sehnsucht nach ländlicher Atmosphäre. Die Hirnblutung zwang sie zu einem Neustart. Ich musste wieder Sprechen und Gehen lernen. Der Heilungsweg hat sechs Jahre gedauert. An Dorfen liebt sie die Ruhe, die Menschen, die Natur, die Tiere. Auf den Bäumen vor meinem Fenster sitzen Buntspechte, ich füttere hier meine Raben. Es gibt Igel und Schnecken und Katzen. Es ist toll.

Katzen haben es Kretschmer besonders angetan. Gerade hat sie ein Buch aus Sicht ihrer Lieblingskatze ZiZiPeh geschrieben, erzählt sie. Liebe auf samtenen Pfoten, heißt das Werk, für das sie jetzt einen Verlag sucht. Es ist nicht ihr erster Ausflug in die Schriftstellerei. Zuletzt veröffentlichte Kretschmer vor zehn Jahren den Roman Sehnsuchtskarussel. Das Schreiben tue ihr gut, insbesondere seit ihrer Erkrankung, sagt sie und verrät ein Ritual: Erst schaue ich zur Entspannung "Rote Rosen", und dann schreibe ich zwei Stunden.

Ihren letzten TV-Auftritt hatte Kretschmer 2012 in einem Tatort. Im Jahr zuvor war sie an der Seite von Monika Gruber und Gisela Schneeberger in Eine ganz heiße Nummer zu sehen. Jetzt dreht sie nicht mehr. Beim Film muss man ja versichert sein, und ich war unheimlich krank. Da nimmt einen keine Versicherung mehr und man wird zum Risiko für die Produktion. Kleinere Rollen fielen ihr auch schwer, weil ihr die langen Wartezeiten zwischen den Aufnahmen zu anstrengend geworden seien, sagt sie bedauernd.

Ihre erste Filmrolle hatte Kretschmer 1973 - im fünften Teil des Schulmädchenreport. In den darauffolgenden Jahren spielte sie in gut einem Dutzend Film- und TV-Komödien (Amore, Arabische Nächte) mit, meist an der Seite von Wolfgang Fierek und unter der Regie von Klaus Lemke. Cleo, die eigentlich Ingeborg Maria heißt, gehörte zur Münchner Schickeria. Eine Schauspielschule hatte sie nie besucht.

Geboren und aufgewachsen ist Kretschmer in Wegscheid bei Passau. Mit elf Jahren zog sie mit ihrer Familie nach München, wo sie mit Anfang 20 in einer Disco Klaus Lemke kennenlernte. Die beiden wurden ein Paar. Auch heute noch bedeutet er ihr viel, wie sie erzählt. Ich bin 1998 am 13. Oktober aus dem Koma erwacht. Als ich realisiert habe, dass mein zweiter Geburtstag der Geburtstag meiner großen Liebe ist, habe ich im Krankenhaus einen Lachkrampf bekommen. Ab und zu telefoniere sie mit Lemke, auch mit anderen Kollegen habe Kretschmer noch Kontakt.

Ihre Zeit verbringt sie gerne mit Lesen. Ein Nachbar hat mir kürzlich 300 Romane geschenkt. Sobald sie ein Buch fertig gelesen hat, gibt sie es an eine Freundin weiter. Ich bin süchtig nach Haruki Murakami. Jetzt gerade lese ich "Der Schwarm" von Frank Schätzing. Ansonsten nutzt sie jede Gelegenheit, um in den Bayerischen Wald zu fahren. Dort sei sie zwar aufgewachsen - wie schön es da ist, habe sie aber erst bei den Dreharbeiten zu Eine ganz heiße Nummer entdeckt. Ein absoluter Traum.

Zuhause fühlt sie sich jedoch längst in Dorfen. Ich habe hier zauberhafte Freunde. Seit 2014 engagiert sie sich in der Flüchtlingshilfe der Stadt. Langweilig wird es Cleo Kretschmer jedenfalls nicht.