Literatur Schriftsteller Wolfgang Schreyer verstorben
Der gebürtige Magdeburger Schriftsteller Wolfgang Schreyer ist mit 89 Jahren gestorben.
Magdeburg/Ahrenshoop l „Zu guter Letzt“ hat Wolfgang Schreyer sein Abschiedsbuch überschrieben, ein Buch mit autobiografischen Erinnerungen, aktuellen Zeitbetrachtungen und der Vorstellung von einem selbstbestimmten Sterben. Es war 2016 erschienen. Am Dienstag ist der gebürtige Magdeburger Schriftsteller, der seit 1972 in Ahrenshoop lebte, gestorben. Am 20. November wäre er 90 Jahre alt geworden.
Schreyer hat seit 1952 mehr als 40 Bücher geschrieben. Sein Debütroman „Großgarage Südwest“, erschienen 1952, gilt als erster Kriminalroman der DDR. Für sein Kriegsbuch „Unternehmen Thunderstorm“ erhielt er 1954 den Heinrich-Mann-Preis der Akademie der Künste.
Er war ein Erfolgsautor für Abenteuer- und Gegenwartsliteratur. Fünf Millionen Exemplare zählt die Gesamtauflage seines Werkes. Schon in den 1970er Jahren erschienen einige seiner Bücher in Westdeutschland. In der DDR hatte Schreyer riesige Auflagen, einige seiner Romane sind verfilmt worden, darunter „Der Adjutant“ und „Das grüne Ungeheuer“. „Der Traum des Hauptmann Loy“ und „Preludio 11“ hat Kult-Regisseur Kurt Maetzig (1911–2012) ins Kino gebracht.
Schreyer hatte für seine Spannungsliteratur stets geschickt Realität (nach akribischer Recherche) und Fiktion vermengt. Er schrieb über Geheimdienste und ihre Spionagetätigkeit, über Diktaturen und die Utopien so mancher Revolutionäre. Sein geschätzter Freund Stephan Heym, 2001 gestorben, sagte, Schreyer habe sich in all den Jahren „von einem hochbegabten Abenteuer-Autor zu einem Philosophen entwickelt“. In seinen „Ahrenshooper Begegnungen“ findet sich Heym wieder, ebenso Literaten wie Brigitte Reimann und Dieter Wellershoff.
In seiner Autobiografie „Der zweite Mann“ hat Schreyer sein Leben rückblickend bis zur Front und zur US-Gefangenschaft sehr persönlich und voller Anekdoten erzählt. Der Leser reist mit ihm in die Sowjetunion, nach Kuba, nach Portugal. Und er erfährt vom Kampf mit der Zensur. Es hatte eine Zeit gedauert, bis Schreyer das Leben als DDR-Bestsellerautor aufgeschrieben hat. In einem Volksstimme-Interview 2001 hatte er gesagt: „Ich musste erst Abstand gewinnen.“ Die Stasi war bei ihm allgegenwärtig, er wurde unter dem Decknamen „Wühler“ bespitzelt. Die Aktenordner sind prall gefüllt. Sie wurden seine Schreib-Quelle. Der Groll auf MfS-Leute sei verraucht, sagte er damals.
Wolfgang Schreyer war in Magdeburg oft zu Gast, nicht nur, weil einer der beiden Söhne in der Stadt lebt, sondern weil er dort Buchpremieren feierte und seit der Wende immer wieder zu Lesungen im Literaturhaus war, letztmals am 7. Oktober 2015.