Achim Freyer Störung fragwürdiger Ordnungen
Achim Freyer wird zum 90. in Berlin geehrt.
Berlin/VS - In Begleitung einer großen Anhängerschaft wurde am Sonntagabend auf Schloss Biesdorf in Berlin der umfassende Rückblick „Achim Freyer – eine Retrospektive“ eröffnet. Anlass war der 90. Geburtstag des Künstlers, der bis heute auch als Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner arbeitet. Schwerpunkt der Ausstellung sind malerische Schlüsselwerke.
Der Berliner Freyer war zunächst Meisterschüler von Bertolt Brecht am Berliner Ensemble. 1972 verließ er die DDR bei einem Gastspiel der Berliner Volksbühne in Italien und zog nach West-Berlin. Anlass waren künstlerische Repressionen, die Freyer als belastend empfand. Im Westen konnte er sich schnell wieder etablieren, auch an großen Bühnen. Zudem erhielt er eine ordentliche Professur an der Universität der Künste Berlin.
„Was ist das eigentlich für ein Land, in dem Künstler als Bedrohung empfunden werden“, sagte der frühere Berliner Kultursenator Klaus Lederer (Linke) zur Eröffnung. Dieser Hinweis, den Lederer so formulierte, als gäbe es so etwas heute nicht mehr, verwunderte allerdings, könnten doch die Schriftsteller Uwe Tellkamp und Monika Maron, aber auch Protagonisten der Coronapolitik-Kritik-Aktion „allesdichtmachen“ dazu aktuelle Reaktionen liefern.
Freyer äußerte sich zur Vernissage euphorisch über den Rückblick auf sieben Jahrzehnte bildnerisches Schaffen: „Es ist ein Wunder geschehen.“ Sein künstlerischer Ansatz sei immer die Störung von festen, aber fragwürdigen Ordnungen gewesen.