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Neu im Kino „Das Licht“: Tom Tykwer feiert sein Kino-Comeback

Neun Jahre war Star-Regisseur Tykwer von der Kinoleinwand verschwunden. Für seinen neuen Film „Das Licht“ holt er sich Lars Eidinger und Nicolette Krebitz an die Seite. Ist das Comeback gelungen?

Von Sabrina Szameitat, dpa 20.03.2025, 07:00
„Das Licht“ lief als Eröffnungsfilm bei der diesjährigen Berlinale. (Archivbild)
„Das Licht“ lief als Eröffnungsfilm bei der diesjährigen Berlinale. (Archivbild) Christoph Soeder/dpa

Berlin - Für die einen eine „Offenbarung“, für die anderen eine „aufgeblasene Tirade“: Die Meinungen über den neuen Kinofilm „Das Licht“ von Tom Tykwer („Lola rennt“) könnten teils kaum weiter auseinandergehen. Zumindest die Berlinale dürfte im Februar ihr Ziel erreicht haben: Der diesjährige Eröffnungsfilm über das Leben einer entzweiten Familie war in aller Munde.

Klar ist: Für den deutschen Star-Regisseur Tykwer ist es ein Comeback auf der großen Leinwand. Zuletzt hatte der 59-Jährige vor neun Jahren den Kinostreifen „Ein Hologramm für den König“ (2016) gemacht. In der Zwischenzeit war er dann mit seinem Serienhit „Babylon Berlin“ über das Berlin der 1920er und 1930er beschäftigt. 

Lars Eidinger zieht blank

Nun also „Das Licht“ (Kinostart: 20. März). Dafür hat er sich mit Nicolette Krebitz und Lars Eidinger zwei prominente deutsche Schauspieler an die Seite geholt. Sie spielen die gut-bürgerlichen Eheleute Milena und Tim Engels, die zwar miteinander leben, sich aber eigentlich nichts zu sagen haben. 

Während Milena ein soziales Projekt in Afrika vorantreiben will, arbeitet Tim in einer Werbeagentur und läuft nach der Arbeit gerne nackt durch die Berliner Wohnung. Zu ihren beiden gemeinsamen Teenager-Kindern Frieda (Elke Biesendorfer) und Jon (Julius Gause) ist das Verhältnis eher abgekühlt. 

Erst als die syrische Haushälterin Farrah (Tala Al-Deen) in ihr Leben tritt, wandelt sich das Leben der Familie. Dabei hat Farrah, die sich selbst mit Hilfe einer Art Therapielampe in andere Bewusstseinszustände versetzen kann, mit einem schweren Schicksal zu kämpfen. 

Tykwer, der durch „Lola rennt“ international bekannt wurde und zu den renommiertesten deutschen Regisseuren gehört, war wieder nach Abwechslung zumute. Der Deutschen Presse-Agentur sagte er: „Je länger wir an "Babylon Berlin" gearbeitet haben, desto mehr spürte ich, wie interessant es einerseits ist, durch die Augen meiner Großeltern eine Zeit zu erzählen, in der die Geschichte sich neu geschrieben hat und viele Dinge in der Gesellschaft auf den Kopf gestellt wurden.“ 

Wilder Stilmix aus Musical, Drama, Satire - und ein Queen-Hit

Andererseits habe er umso mehr ein Bedürfnis entwickelt, zur heutigen Perspektive zurückzukehren. Dabei scheut er im Film nicht vor dem ein oder anderen Klischee zurück. Sohn Jon zockt etwa stundenlang mit seiner VR-Brille im unaufgeräumten Zimmer, Tochter Frieda zieht durch die Berliner Clubs und probiert Drogen aus.

Generell hat sich der Regisseur offenbar beim Stil nicht festlegen wollen - es ist schwierig, dem Film klar einem Genre zuzuordnen. „Das Licht“ ist ein wilder Mix aus Drama, Tragödie, Satire, Animation und Musical-Einlagen, untermalt von einem Berlin im Dauerregen. Langatmig ist er trotz der 162 Minuten meist nicht.

An manchen Stellen lenkt der Stilmix allerdings eher vom Geschehen auf der Leinwand ab, als dass er ihn in die Geschichte hineinzieht. Nicht verwunderlich ist es dabei, dass Tykwer als eine Art musikalischen roten Faden den Queen-Hit „Bohemian Rhapsody“ ausgesucht hat, der für seine unkonventionelle Struktur und viele Stilwechsel bekannt ist.

„Niemand will allein in seiner Bude hocken“ 

Dem „Spiegel“ sagte er dazu: „Es hat mich beruhigt zu wissen, dass es möglich ist, so viele verschiedene Einflüsse, Ideen und Sehnsüchte zusammenzubringen, wie Freddie Mercury sie als Komponist und als Mensch hatte“. 

Auch thematisch hat der Regisseur einen Rundumschlag gemacht. Es geht um Klimaaktivismus, Rassismus, Migration, Generationenkonflikte und Virtual Reality - im Prinzip die Themen, die unsere Gegenwart beschäftigen. Das wirkt manchmal überladen, spiegelt aber vielleicht auch die Zerrissenheit der heutigen Gesellschaft wider. 

Am Ende, sagt Tykwer der dpa über die Botschaft seines Films, „läuft es auf Empathie hinaus, auf das Aufeinanderzugehen und das Zueinanderfinden. Auf Liebe. Wir wollen verbunden sein. Niemand will allein in seiner Bude hocken. Wir wollen Gemeinschaft erleben und uns darin aufgehoben fühlen“.