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Der von Knieritz an der Knatter - Ernst Hilbich wird 85

Ernst Hilbich war das Sams in der Augsburger Puppenkiste, der Sketchpartner von Rudi Carrell und einer der Stammschauspieler bei den Anrheinern. Aber berühmt geworden ist er mit etwas anderem.

Von Christoph Driessen, dpa 15.03.2016, 09:34

Köln (dpa) - Er hat sein Leben lang Theater, Kabarett und Operette gemacht, aber wenn ihn Leute auf der Straße ansprechen, dann sagen sie meistens: Sind Sie nicht der von "Knieritz an der Knatter"? Und dann sagt Ernst Hilbich ja und lacht sein glucksendes Lachen. Seltsam, was am Ende bleibt aus mehr als 60 Bühnenjahren.

Am Mittwoch (16. März) wird der Schauspieler und Komödiant 85. Ärnscht, du machst des widdä, verkündete Bembel-Wirt Heinz Schenk ein ums andere Mal, und dann sang Hilbich im Blauen Bock wieder Es ist Karneval in Knieritz an der Knatter. Jahrein, jahraus. Man sah ihn als Kind und wenn man später selbst Kinder hatte und zufällig wieder einschaltete, war er immer noch da. Anderes Kostüm, anderes Arrangement, aber unverkennbar der Ärnscht. So vergeht die Zeit. Jetzt lebt Heinz Schenk nicht mehr, und der Blaue Bock ist Geschichte, aber wenn man Ernst Hilbichs Namen im Internet eingibt, kommt gleich hinter dem Wikipedia-Eintrag das Youtube-Video mit Knieritz an der Knatter.

Ist es frustrierend für ihn, dass ausgerechnet das bei den Leuten hängen geblieben ist? Um Gotteswillen! Dadurch bin ich doch überhaupt noch im Gespräch. Da wär ich doch schon blöd, wenn ich jetzt sagen würde: Ich hab auch den "Hauptmann von Köpenick" gespielt... Wertvoll ist, was hängen bleibt.

Bei anderen klänge das vielleicht aufgesetzt, aber nicht bei ihm. Hilbich betont immer, dass er nichts gelernt hat. Nie zur Schauspielschule gegangen, nie Noten lesen gelernt, nie Tanzunterricht gehabt. Und doch hat er schon mit 17 auf der Bühne gestanden. Im Rheinischen Landestheater in Neuss bekam er seine ersten Rollen. Nebenbei verdingte er sich als Requisiteur und Chauffeur und noch davor als Hilfsbeleuchter am Operettentheater seiner Heimatstadt Siegburg.

Weil er unter diesen Voraussetzungen nicht viel erwartete, war er immer dankbar und ein wenig erstaunt über alles, was kam. Seine elf Jahre beim Düsseldorfer Kom(m)ödchen waren die beste Zeit, meint er im Rückblick. Das, was ich da machen konnte, war toll. Außerdem bin ich rumgekommen: Wir waren zweimal in New York. Nur verdienen konnte ich nichts, denn doll bezahlt wurde man damals beim Kabarett nicht. Deshalb übernahm er seit den 60er Jahren zunehmend Rollen beim Film und beim Fernsehen.

Dazu kamen Hörspiele. In der Augsburger Puppenkiste lieh er seine Stimme Figuren wie dem Sams oder Baby Hübner aus Katze mit Hut. Seine Kieks-Stimme kennt fast jeder, der noch in der Bonner Republik sozialisiert worden ist. Aber er konnte auch auf ganz andere Tonlagen umschalten, berühmt war die Willy-Brandt-Nummer: Liebe Berrrliner und Berrrlinerinnen... und das sei auch den Herrrschaften jenseits des Brrrandenburger Torrres gesagt...

In den 70er Jahren war Hilbich neben Heinz Eckner der regelmäßige Sketch-Partner von Rudi Carrell bei Am laufenden Band. Er hat mit Heinz Erhardt, Heidi Kabel und Harald Juhnke gespielt, mit Hans-Joachim Kulenkampff, Roy Black und Georg Thomalla. Jopie Heesters hat ihn mal unter den Tisch getrunken, und Lotti Krekel heiratete ihn.

Schön gemütlich nur mit ihr feiert er auch seinen Geburtstag. Durchaus aufgefallen ist ihm, dass das Fernsehen ihn diesmal mit keiner Sendung bedenkt - obwohl er doch bis vor einigen Jahren noch regelmäßig in der WDR-Reihe Die Anrheiner zu sehen war Eine Unverschämtheit...! Nein, Quatsch, alles nicht wichtig. Es stimmt mich wirklich nicht traurig, und das ist für mich das beste Zeichen, dass ich innerlich zufrieden bin.

Heut ist Karneval in Knieritz an der Knatter

Schauspieler und Kabarettist Ernst Hilbich. Foto: Horst Ossinger
Schauspieler und Kabarettist Ernst Hilbich. Foto: Horst Ossinger
dpa
Ernst Hilbich als Jupp Adamski  in der TV- Serie «Die Anrheiner». Foto: Ferdinand Ostrop
Ernst Hilbich als Jupp Adamski in der TV- Serie «Die Anrheiner». Foto: Ferdinand Ostrop
dpa