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Neu im Kino Die Befreiung der Pamela Anderson

Die einstige „Baywatch“-Ikone ist mit dem poetischen Drama „The Last Showgirl“ auf der Kinoleinwand zurück. Der Film ist ein weiterer Schritt auf Pamela Andersons Weg, sich neu zu erfinden.

Von Lisa Forster, dpa 20.03.2025, 07:00
Mit „The Last Showgirl“ kann Anderson ihr schauspielerisches Talent auf großer Leinwand entfalten. (Archivbild)
Mit „The Last Showgirl“ kann Anderson ihr schauspielerisches Talent auf großer Leinwand entfalten. (Archivbild) Jordan Strauss/Invision via AP/dpa

Berlin - Es war eine ziemliche Überraschung, als Pamela Anderson mit dem Drama „The Last Showgirl“ nicht für den Oscar nominiert wurde. Denn ihre Hauptrolle hat eigentlich alle Zutaten für eine Erfolgsgeschichte in Hollywood. Ein starkes schauspielerisches Comeback - und eine emotionale Geschichte über eine Frau, die sich in einer oft grausamen Entertainment-Branche behaupten muss.

Diese selbstreferenzielle Rolle erinnert an Demi Moore in „The Substance“. Doch „The Last Showgirl“ ist ein ganz anderer Film: poetisch und sanft, Drama statt Horrorfilm. Was beide Werke gemeinsam haben: Am Ende gingen ihre Hauptdarstellerinnen bei den Oscars leer aus. 

Pamela Anderson entfaltet ihr schauspielerisches Talent

„Keine Nominierung für den Oscar, aber das konnte ich mir ohnehin gar nicht vorstellen“, sagte die 57-jährige Anderson im Interview des Magazins „Elle“. Auch ohne Anerkennung durch die US-Filmakademie kann aber festgehalten werden: Mit „The Last Showgirl“ entfaltet Anderson ihr schauspielerisches Talent auf großer Leinwand.

Der sehenswerte Film von Gia Coppola - Enkelin der Regie-Größe Francis Ford, Nichte der renommierten Filmemacherin Sofia Coppola - erzählt von dem alternden Showgirl Shelly (Anderson) in Las Vegas, das mit den Veränderungen in der Branche nicht zurechtkommt. 

Jamie Lee Curtis als grandios abgebrühte Kellnerin

Seit 30 Jahren tanzt sie in der „Razzle Dazzle Show“, deren Aus nun verkündet wird. Für Shelly eine Katastrophe, da die Show ihr Leben ist. Mir ihrer Freundin Annette (Jamie Lee Curtis als grandios abgebrühte und braun gebrannte Kellnerin) versucht sie, die Tage bis zur letzten Show zu überstehen. Nebenher bemüht sie sich, das Verhältnis zu ihrer Tochter Hannah (Billie Lourd) zu kitten. 

Es ist nicht die erste künstlerisch anspruchsvollere Kinorolle für Anderson, aber sicherlich die bislang größte. Berühmt geworden ist sie in den 90ern als Rettungsschwimmerin in der Serie „Baywatch“. Es folgten einige klamaukige Rollen in „Barb Wire“, „Scary Movie 3“ oder „Blond und blonder“. In diesen Filmen reproduzierte sie ihr Image als Sexsymbol, das sie seit ihren Cover-Shoots für das „Playboy“-Magazin verfolgte.

„Manchmal war ich wie in einer Karikatur gefangen“

„Mir werden oft Projekte angeboten, aber da geht es um sexualisierte Rollen“, sagte die Kanadierin in der 2023 erschienenen Doku „Pamela: Eine Liebesgeschichte“. „Manchmal war ich wie in einer Karikatur gefangen. Ich hatte vergessen, mein eigenes Leben zu leben.“

Das hat sich inzwischen geändert. 2022 feierte Anderson mit „Chicago“ ihr Broadway-Debüt, zudem spielte sie in den unbekannteren Filmen „The People Garden“ (2016) und „18 & Over“ (2022) mit. 

Schon länger ist sie auch für ihren politischen Aktivismus bekannt. Sie hat mit der Tierrechtsorganisation Peta gearbeitet, für Erdbebenopfer in Haiti gesammelt, die Linkspartei-Ikone Jean-Luc Mélenchon oder Wikileaks-Gründer Julian Assange unterstützt und auch mal eine Buchvorstellung genutzt, um für eine Petition gegen Pelz zu werben.

Ein Film als künstlerischer Befreiungsschlag

2023 sorgte ihre Entscheidung, bei der Fashion Week in Paris augenscheinlich kein Make-up zu tragen, für Aufsehen. Viele lobten Anderson, die seitdem bei öffentlichen Auftritten regelmäßig keine oder kaum Schminke trägt, für diese Entscheidung, die auch anderen Frauen Mut mache.

Mit „The Last Showgirl“ hat Anderson es vollends geschafft, ihr öffentliches Image neu zu definieren. Der Film wirkt wie ein künstlerischer Befreiungsschlag. 

Historische Kostüme und nostalgische Ästhetik

Das Drama ist übrigens nicht nur wegen Anderson und ihren Schauspiel-Kolleginnen sehenswert. Auch visuell ist er besonders. Gedreht mit einer analogen 16-mm-Kamera und teils verzerrenden Linsen, wirken die Bilder von „The Last Showgirl“ manchmal so, als hätte jemand eine Strumpfhose über die Kamera gezogen.

Das passt zum Setting, das den oft tristen Arbeitsalltag der Hauptfiguren mit einer nostalgischen Ästhetik überzieht. Für den Dreh, der nur 18 Tage dauerte, wurden historische Kostüme verwendet. In einem Meer aus Federboas und Schmucksteinen erweckt Anderson sensibel und mit vielen emotionalen Zwischentönen eine Frau in der Existenzkrise zum Leben.