Fernsehen Die Liebe schlägt zurück - der Thriller „Sugarlove“ auf 3sat
In der Ehe von Patrick und Julia ist die Leidenschaft verschwunden. Die zwei beschließen ein Experiment: Er finanziert einer jungen Studentin deren Luxusleben - im Tausch gegen Sex. Kann das gutgehen?

Berlin - Er ist 56. Sie ist 24. Er nimmt sie mit zur Vernissage. Sie nimmt ihn mit in ihr Bett. Er schenkt ihr Schmuck. Sie schenkt ihm Leidenschaft. Es ist ein Tauschhandel, den der Kölner Soziologieprofessor Patrick Schindler (Fritz Karl) und die junge Lehramtsstudentin Klara Becker (Cosima Henman) eingehen.
Patrick ist Klaras „Sugardaddy“, also ihr Liebhaber und Sponsor. Die beiden haben sich auf einer Internetplattform dafür kennengelernt. Schon ganz am Anfang des Erotikthrillers „Sugarlove“ (2021), der am Mittwoch um 22.25 Uhr auf 3sat läuft, wird klar, dass diese Verbindung in ein blutiges Verderben führen wird.
„Nur Sex. Sonst nichts.“
Rückblende: In der Ehe der Mittfünfziger Patrick und Julia (Barbara Auer) ist sexuell der Ofen aus. Ausgerechnet am Hochzeitstag kränkt ihn ihre Leidenschaftslosigkeit so sehr, dass Psychotherapeutin Julia nach 32 Jahren, in denen doch immer alles so perfekt war, erstmals die Trennung befürchtet.
Sie sucht ebenso verzweifelt wie verkopft nach einer Lösung und entdeckt im Browserverlauf von Patrick eine Plattform für Sugardaddys. Spielte er mit dem Gedanken, sich ein „Sugarbabe“ zu suchen? Für Julia eine Chance.
Patrick zögert, hat Skrupel, obwohl ihm der Sex fehlt und er das seiner Frau offen vorwirft. Julia ermuntert ihn, drängt ihn fast: „Mit ist es lieber, Du suchst Dir jemanden unter klar definierten Bedingungen. So ein Portal ist eben kein Puff.“
Doch sie stellt Patrick beim Abkommen in der Designer-Küche ihrer Villa klare Bedingungen: „Das müsste begrenzt sein. Nur Sex. Sonst nichts.“ Und: „Keine Gefühle, kein Wort zu Dritten. Unsere Familie, unser gemeinsames Leben, die Uni: Das alles muss tabu sein. Und wenn es einen von uns verletzt, ist es aus.“
„Ihr benutzt mich?“
Die Affäre mit Klara beginnt vielversprechend und leidenschaftlich. Die zwei vergnügen sich im Bett. Er überhäuft sie mit Geschenken und kauft ihr Möbel. Sie nimmt ihm seine Skrupel. Er zögert: „Ich glaube, Du bist zu jung für mich.“ Sie fängt ihn ein: „Es ist leichter als Du denkst. Sobald Du aufhörst, es zu bewerten.“
Wir erfahren nicht viel über Klara. Die Studentin lebt in den Tag hinein und verdreht Männern gern den Kopf. Sie ist umwerfend schön, schlagfertig und in ihrer guten Laune durch nichts zu erschüttern: „Ich tue, was ich tue, weil es mir Spaß macht. Ich habe Sex mit Männern, weil es mir Spaß macht.“
Bis der Tag kommt, als Patrick ihr die volle Wahrheit über den Pakt erzählt. Klara fällt aus allen Wolken: „Ihr benutzt mich, damit Ihr weiterhin zusammenbleiben könnt?“ Sie sei für Patrick und seine Frau dann offenbar ja nur die „outgesourcte Muschi“.
Spannender Thriller mit unerwartetem Ende
Nun beginnt Klara, ihren Anteil an Patricks Leben einzufordern. Sie dringt immer tiefer in seinen Alltag ein und schleicht sich als Babysitterin bei der Tochter des Ehepaars, Kristina (Marie Förster), ein. Doch während die enttäuschte Geliebte sich auf ihren Feldzug gegen Patricks Frau konzentriert, merkt sie nicht, dass eine große Bedrohung aus ihrer Vergangenheit buchstäblich vor ihrer Tür steht.
Regisseurin Isabel Kleefeld ist mit diesem Film von 2021 nach dem Drehbuch von Silke Zertz ein spannender Thriller mit unerwartetem Ende gelungen. Der Eifersuchtskrimi entwickelt einen starken Sog, unterstützt durch eine erstklassige Schauspielerriege und eine wertige Kameraführung (Martin Langer).