TV-Tipp Die Puppenspieler
Von der Macht der katholischen Kirche, ihren Päpsten und ihren Handlangern erzählt der TV-Zweiteiler "Die Puppenspieler" im Ersten.

Berlin (dpa) - Wie an unsichtbaren Fäden agierten einst die mächtigen Kirchenfürsten der römisch-katholischen Kirche - und vermutlich tun sie das noch heute. Wie es im 15. Jahrhundert zuging, davon handelt der Film "Die Puppenspieler", der an diesem Mittwoch und Freitag (jeweils um 20.15 Uhr) im Ersten zu sehen ist.
Wir schreiben das Jahr 1484. Klosterschüler Richard (Petr Cemper) ist ohne Vater aufgewachsen und muss mit ansehen, wie seine Mutter, eine zum Christentum konvertierte Sarazenin, vom Großinquisitor Heinrich Institoris (Philipp Moog) willkürlich der Hexerei beschuldigt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt wird. Der Augsburger Kaufmann Jakob Fugger (Herbert Knaup) rettet Richard vor der Verfolgung, bewahrt ihn vor einem Rachefeldzug und lehrt ihn, mit diplomatischer Zurückhaltung durchs Leben zu kommen. Als sich der älter gewordene Richard (Samuel Schneider) in die Zigeunerin Saviya (Helen Woigk) verliebt, wird auch sie von der Inquisition bedroht. Sodann geraten Fugger und Richard in Rom in ein gefährliches Intrigenspiel zwischen den Kardinälen Giuliano della Rovere (Rainer Bock) und Rodrigo Borgia (Ulrich Matthes), die beide zum Papst gewählt werden wollen.
Nun, della Rovere musste bis zum Tode von Borgia warten, um als Julius II. sein Nachfolger als Papst zu werden. Denn zunächst gewählt wurde Borgia (60), der als Papst Alexander VI. von 1492 bis 1503 auf dem Thron im Vatikan saß. Ulrich Matthes (58, "Gift", "Krieg") spielt diesen Mann mit einer gewissen Listigkeit und einer geradezu unerträglich guten Laune - er war wohl zu fast allem fähig, und er war "durchaus dem Weibe zugetan", wovon vier Kinder zeugen. Das wird im Film gezeigt, und Borgia darf schöne und zeitlos aktuelle Sätze sagen wie "Die Kirche entfernet sich von Gott und wendet sich dem Gelde zu".
"Dieser Papst war hoch gebildet, umgab sich mit Künstlern, und er hatte ein ausgeprägtes Machtbewusstsein", sagt Matthes im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. "Außerdem war er wohl mit Charme gesegnet, mit einer gewissen Nonchalance - und er verfügte über eine intelligente Boshaftigkeit, sonst wäre er sicher nicht so weit gekommen.", Der Vatikan sei ja ein Ort für allerlei Fantasien. Und so habe es ihm wirklich ein großes und geradezu kindhaftes Vergnügen bereitet, "diesen prickelnden und widersprüchlichen Mann zu spielen. Es war super, mit all dem ganzen Ausstattungsluxus und den fantastischen Kostümen. Und übrigens: So eine Tiara ist unglaublich schwer!".
Regisseur Rainer Kaufmann (58, "Das beste aller Leben") hat seinen Film nach dem gleichnamigen Roman von Tanja Kinkel in Prag und in der Toskana gedreht, mit viel Sinn für saftige Bilder, schöne Kostüme, üble Intrigen und einem sicheren Gespür für gute Besetzung. Samuel Schneider als leidgeprüfter Jüngling, Herbert Knaup als gewitzter und gut vernetzter Kaufmann und vor allem Ulrich Matthes als machthungriger Gottesmann machen ihre Sache jeweils ausgezeichnet. So entsteht ein prächtiges Sittenbild zu Beginn der Renaissance, das von finsteren Zeiten (Hexerei, Inquisition, Inzucht, Zölibat und so weiter) kündet. Machtspiele in Politik und Kirche scheinen zeitlos aktuell. Mit Puppen gespielt wird dabei praktisch gar nicht, an den Fäden gezogen jedoch umso mehr.