1. Startseite
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. TV & Streaming
  6. >
  7. TV-Tipp: Hesse-Verfilmung „Narziß und Goldmund“ im ZDF

TV-Tipp Hesse-Verfilmung „Narziß und Goldmund“ im ZDF

Diese Literaturverfilmung hat Wucht: Mit „Narziß und Goldmund“ hat Regisseur Stefan Ruzowitzky eines der bekanntesten Werke Hermann Hesses auf die Leinwand gebracht. Blutig, rauh, kalt und zugleich voll sündiger Lebensfreude.

Von Ute Wessels, dpa Aktualisiert: 17.11.2022, 00:19
Narziss (Sabin Tambrea, l.) und Goldmund (Jannis Niewöhner).
Narziss (Sabin Tambrea, l.) und Goldmund (Jannis Niewöhner). Jürgen Olczyk/ZDF/dpa

München - Bei diesem Film gilt: Je größer der TV-Bildschirm, desto besser. Die Literaturverfilmung des Hermann-Hesse-Klassikers „Narziß und Goldmund“ strotzt nur so vor atmosphärischen Aufnahmen, bunter Detailverliebtheit und fast greifbarer Sinnlichkeit.

Der österreichische Filmemacher und Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky lässt das Mittelalter bildgewaltig aufleben und schickt die zwei Helden auf ihre so gegensätzliche Selbstfindungsreise. Generationen von Gymnasiasten haben das im Unterricht interpretieren müssen. Das ZDF zeigt an diesem Mittwoch um 20.15 Uhr den Film, der im März 2020 seine Premiere in den Kinos gefeiert hat.

Narziß (Sabin Tambrea) und Goldmund (Jannis Niewöhner) könnten gegensätzlicher kaum sein. Und doch verbindet die beiden eine tiefe Freundschaft. Narziß will sein Leben als Mönch im Kloster verbringen und sich ganz in den Dienst Gottes stellen. Verzicht, Askese und geradezu verzweifelte Selbstgeißelung gehören für ihn dazu. Der um einige Jahre jüngere Goldmund ist für diese Art Leben nicht geschaffen. Es zieht ihn in die Welt hinaus.

Sein Vater hatte Goldmund im Kloster abgegeben. Der Junge sei kein bisschen besser als seine sittlich verdorbene Mutter, schimpft der Vater. Narziß bekommt das mit und nimmt den blonden Goldmund unter seine Fittiche und erklärt ihm das Klosterleben, das um 2.00 Uhr morgens beginnt. Und gleich wird klar, wohin die Reise gehen wird: Während Narziß aufrecht durch die Gänge marschiert, wirbelt der kleine Goldmund neben ihm her. „Und wenn man verschläft? Hast Du schon einmal verschlafen?“ will er wissen. Darauf Narziß: „Nein. Ich habe natürlich noch nie verschlafen.“

In ihrer Unterschiedlichkeit werden die Jungen beste Freunde und helfen einander. Doch Goldmund fühlt sich hinter den Klostermauern gefangen, sehnt sich nach den irdischen Gelüsten. Auch will er seine Mutter finden. Narziß schickt seinen Freund fort.

Goldmund stürzt sich ausschweifend ins Leben, vergnügt sich mit Frauen, verdient sich als Schreiber Geld, kassiert reichlich Prügel, lernt Lene (Henriette Confurius) und mit ihr die Liebe kennen. Die Pest breitet sich aus und auch Lene wird dahingerafft. Goldmund zieht weiter, wird bei Bildhauer Nikolaus (Uwe Ochsenknecht) Schreiner und landet gefoltert im Kerker, weil er mit einer fürstlichen Geliebten im Bett gelandet ist.

Etliche Jahre sind inzwischen ins Land gegangen. Narziß, inzwischen Abt, erkennt das Elend Goldmunds und befreit ihn aus der Gefangenschaft und holt ihn heim ins Kloster. Die innige Verbindung der beiden ist noch immer da, Narziß fühlt sich auch subtil erotisch von seinem Freund angezogen. Er hofft, dass Goldmund nicht wieder loszieht, und beauftragt ihn, einen Altar zu schnitzen.

Kraftvolle Bilder nehmen den Zuschauer mit auf die Sinnsuche Goldmunds, die in Rückblenden erzählt wird. Neben der Atmosphäre lebt der Film vor allem von seinen Hauptdarstellern. Während Sabin Tambrea den asketischen Mönch gibt, der seinen Körper mit strammer Geißelung züchtigt, streift Jannis Niehwöhner als Goldmund in Brad-Pitt-Manier durch das sündige Leben, zeigt bei jeder Gelegenheit seinen gestählten wie geschundenen Oberkörper, liebt und leidet.

Trotz der teils harten Bilder schwingt eine große Leichtigkeit mit. Stefan Ruzowitzky erzählt „Narziß und Goldmund“ mit Augenzwinkern.