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Nachtschicht - Der letzte Job

Schleuser, Flüchtlinge und organisierter Frauenhandel - die neue Folge der ZDF-Reihe Nachtschicht greift brisante Themen auf. Ein spannender Krimi mit Barbara Auer und der kürzlich gestorbenen Maja Maranow.

Von Klaus Braeuer, dpa 31.01.2016, 23:01

Hamburg (dpa) - Früher sendete das Fernsehen in der Nacht ein Pausenbild oder der Bildschirm war völlig schwarz. Heutzutage wird durchgesendet - manche Filmperle findet sich deshalb im Nachtprogramm.

Zum Glück gibt es solche Perlen aber auch zur besten Sendezeit. Dazu gehört die nunmehr 13. Folge der ZDF-Krimireihe Nachtschicht, die am Montag (1.2., 20.15 Uhr) läuft und den Titel Der letzte Job trägt. Die Hauptrolle spielt Barbara Auer.

Ein Sommertag irgendwo an der polnischen Grenze: Ein Kleinbus mit Flüchtlingen wird von einem Streifenwagen angehalten, weil er zu schnell gefahren ist. Einer der Schleuser erschießt einen Beamten, vor den Augen der entsetzten Menschen im Bus. Von ihnen verliert sich daraufhin jede Spur, das leere Auto wird später in einem Hamburger Parkhaus gefunden. Deshalb untersucht nun das Team des Kriminaldauerdienstes (KDD) den Mord an dem Polizeihauptmeister.

Lisa Brenner (Barbara Auer) und Yannick Kruse (Christoph Letkowski) besuchen eine Flüchtlingsunterkunft, die von Olga König (gespielt von der kürzlich gestorbenen Maja Maranow), einer langjährigen Freundin von Lisa, geleitet wird. Dort spricht Lisa mit einer traumatisierten Syrerin, die am Vortag mit ihrem kleinen Sohn in der Unterkunft aufgenommen wurde. Am nächsten Tag wird die Frau aus Syrien tot im Sachsenwald gefunden, wo sie verscharrt wurde - zusammen mit einem Wäschereibesitzer, der sie als seine künftige Ehefrau gekauft hat.

Das Team des KDD - zu dem auch wieder Erich Bo Erichsen (Armin Rohde) und Mimi Hu (Minh-Khai Phan-Thi) gehören - stößt alsbald auf einen Ring mit organisiertem Frauenhandel samt Scheinehen, der von einem unscheinbar wirkenden Reisebüroleiter geleitet wird.

Die Fahnder kommen auf die Spur der Schlepper: Branko Novak ist ein gewissenloser Killer und sein Kumpel Kevin König schaut dabei weg, weil er nur die Kohle will, samt einem schönen Leben mit seiner Frau - und eben das ist Olga, die Leiterin des Flüchtlingsheims.

Lisa engagiert sich sehr in dem Fall. Sie sieht sich obendrein internen Ermittlungen ausgesetzt, weil sie einen Tatverdächtigen getötet hat - und dies vermutlich nicht in Notwehr. Zuerst wird sie zum Innendienst verdonnert und schließlich vom Dienst suspendiert.

Der letzte Job ist eindeutig Lisas Fall: Schon am Anfang räumt sie ein, ausgebrannt und müde zu sein und den Job aufgeben zu wollen. Zu frustriert ist die Kriminalrätin und Psychologin über rechtsfreie Räume und falschen Ehrgeiz, zu vieles nimmt sie zu persönlich.

Ihre eigene Verwicklung in die ausgeklügelte Geschichte ist offenkundig und macht sie angreifbar und verletzlich, und ihre Ermittlungen geraten noch unkonventioneller als sonst: Sie verwendet gestohlene Beweismittel und widersetzt sich den Anweisungen ihres Chefs. Sie sagt so unerhörte Sachen wie An den Anblick einer Leiche werde ich mich nie gewöhnen oder Die Toten grinsen mich an.

Barbara Auer ist seit zehn Jahren im Nachtschicht-Team dabei und sagt in einem ZDF-Statement zu ihrem zehnten Fall: Tatsächlich war ich eine Zeit lang unsicher, ob ich weitermachen will. Sie habe das Gefühl gehabt, dass Lisa und ihr Part bei der Nachtschicht auserzählt seien. Aber da diese Reihe besonders und jede neue Folge ein anderes Genre als die vorherige ist, bin ich im nächsten Fall gerne auch wieder dabei.

Regisseur Lars Becker (Zum Sterben zu früh) hat passenderweise auch gleich das Buch zum Film geschrieben. So wirkt der Krimi wirklich wie aus einem Guss: glaubhaft, spannend und atmosphärisch dicht.

Er zeigt drastische Einblicke in ein Flüchtlingsheim, in dem mittwochs die Christen kochen und donnerstags die Muslime. Es geht um harte und unbequeme Polizeiarbeit, kriminelle Machenschaften, denen Flüchtlinge (insbesondere Frauen) ausgesetzt sind, und ein scharfes Duell um hohe Posten innerhalb der Polizei.

Zu sehen ist auch Maja Maranow (diesmal mit blonden Haaren) in ihrer letzten TV-Rolle, die sie einmal mehr mit Bravour meistert. Wie schön, dass so ein guter Krimi nicht mitten in der Nacht läuft.

Nachtschicht - Der letzte Job