TV-Tipp Neuer Schlagabtausch bei Familie „Bundschuh“
Andrea Sawatzki wollte eine „schwarze, bisweilen etwas böse Komödie“ auf die Beine stellen - und erfand die Bundschuhs. Nun kommt die achte Folge ins ZDF - und greift das Thema Emanzipation auf.

Berlin - Um an frische Brötchen zu kommen, muss Gundula Bundschuh schon am frühen Morgen 13 Kilometer fahren. Nicht das einzige Manko am neuen Domizil ihrer Großfamilie: An Briefkästen und Ärzten mangelt es ebenso wie an Spielplätzen und Busverbindungen. Und der kleine Konsum-Laden ist als Relikt vergangener DDR-Tage auch schon lange zu, verstaubt einsam und verlassen vor sich hin.
Also fasst Gundula den Entschluss, den Ort wieder zum Leben zu erwecken. Da kommt es ihr gelegen, dass in einer Woche die Nachfolge des Bürgermeisters gewählt wird. Doch sie ist nicht allein, auch ihr Mann Gerald tritt an. Und so heißt es am Montagabend (20.15 Uhr) in der „Familie Bundschuh“-Reihe im ZDF: „Bundschuh vs. Bundschuh“.
Hohe Einschaltquoten
Es ist die achte Komödie frei nach der Romanreihe von Andrea Sawatzki, die wiederum höchstpersönlich Gundula spielt. Die Filme haben viele Fans, die Erstausstrahlungen sahen nach Senderangaben im Schnitt 5,63 Millionen Menschen. Der Marktanteil lag bei 18,7 Prozent. Eine weitere Folge ist schon in Planung, sie soll 2024 gedreht werden. „Es ist ein Sommerfilm“, verrät Sawatzki.
Die 60-Jährige nimmt hin und wieder Einfluss auf die Handlung, weiß die Bundschuhs bei dem Drehbuchautor Stefan Kuhlman aber in guten Händen. „Das ist wunderbar, weil ich sehr an meinen Figuren hänge.“ Wichtig sei, dass es eine Entwicklung gibt und aktuelle Themen aufgegriffen werden. So geht es in der neuen Folge viel um Emanzipation.
Gundula muss sich von ihrem Bruder Hadi anhören, die Kandidatur sei ein aussichtsloses Unterfangen. Ihr Mann Gerald spricht gar davon, der Ort brauche keine „Hausfrau mit Ambitionen“. Unterdessen weitet Schwiegermutter Susanne ihren Handel mit Erotik-Equipment aus und Schwägerin Rose arbeitete an einer Karriere als Laienpredigerin.
Emanzipation nebenbei
Dennoch seien die Bundschuhs nicht politisch, betont Sawatzki. „Das würde ich nie als Hauptthema wählen, aber leise anklingen lassen“, sagt sie. „Es genügt schon, dass es Vibrationen hinterlässt und zum Nachdenken anregt. Das wünsche ich mir.“
Und so emanzipieren sich die Frauen eher nebenbei, während Wahlkampf und Kommunalpolitik im Fokus stehen - mit all den Turbulenzen, die bei den Bundschuhs nicht fehlen dürfen. Sawatzki vergleicht sie mit Wespen, über die man ein Glas stülpt: „Alle versuchen zu überleben, getrieben von einer gehörigen Portion Egozentrik.“ Zugleich seien sie ein Abbild der ein oder anderen Durchschnittsfamilie, sagt sie: „In fast jeder Familie steckt ein kleiner Bundschuh.“
Die Reihe lebt aber nicht nur davon, dass die Probleme für das Publikum gut nachvollziehbar, die Dialoge oft gepfeffert und die Charaktere teils stark überzeichnet sind. Die Rollen sind mit Sawatzki, Axel Milberg als Gerald, Judy Winter als Susanne, Eva Löbau als Rose und Stephan Grossmann als Hadi prominent besetzt.
Das Timing muss stimmen
Ob es da am Set mal anstrengend wird, wenn so viele Profis aufeinandertreffen? „Ach wo... Wir freuen uns immer, wenn wir wieder für eine neue Bundschuh-Folge aufeinander treffen. Das ist jedes Mal ein kleines Fest“, sagt Sawatzki. Natürlich würden Änderungswünsche oder neue Ideen intern aufgegriffen und diskutiert. „Das kann der Reihe nur gut tun“, sagt Sawatzki. Und lobt das Zusammenspiel.
„Wichtig ist, dass es eine Ensemble-Produktion bleibt“, sagt sie. „Und dass alle weiter Lust daran haben, mit ihren jeweiligen Figuren aufs Ganze zu gehen. Sei es in den Dialogen, beim Kostüm oder das Maskenbild betreffend.“ Eine gute Komödie müsse im Entstehungsprozess manchmal auch weh tun. „Das Timing muss stimmen und manchmal muss man so lange rumprobieren, bis das stimmt. Nur dann ist es am Ende für den Zuschauer lustig“, erklärt die Darstellerin und Erfinderin.
Denn ihr schwebten Komödien nach britischem Vorbild vor, in denen es nicht darum gehe, dem Publikum zu gefallen - sondern es zu erschüttern. „Mir war wichtig, eine schwarze, bisweilen etwas böse Komödie auf die Beine zu stellen“, sagt Sawatzki. Und befindet nach acht Folgen: „Wir sind gerade auf einem richtig guten Weg.“