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TV-Tipp Neuer Zürich-Krimi: „Borchert und der Mord ohne Sühne“

Die Ungerechtigkeit schreit zum Himmel, ein ungesühnter Mord. Anwalt Borchert ist in seinem Element. Er zeigt sich dieses Mal zugleich richtig abgebrüht und rührend besorgt um die Liebe seiner Chefin.

Von Von Christiane Oelrich, dpa Aktualisiert: 26.10.2023, 18:19
Für Borchert (Christian Kohlund) ist Gerechtigkeit das höchste Gebot.
Für Borchert (Christian Kohlund) ist Gerechtigkeit das höchste Gebot. Martin Mlaka/ARD Degeto/dpa

Zürich - Eine junge Frau ist vor Jahren erstochen worden. Die Hauptverdächtige, die auf die Jüngere eifersüchtig war, ist allerdings im Prozess freigesprochen worden. Nun haben neue Techniken ihre Schuld im Nachhinein bewiesen.

Doch zwei Mal für dasselbe Verbrechen kann niemand belangt werden. Der Vater des Mordopfers ist verzweifelt. Als auf die Mörderin seiner Tochter und ihren Mann geschossen wird, landet er unter Mordverdacht im Gefängnis.

Der unkonventionelle Anwalt Borchert (Christian Kohlund) und seine Chefin Dominique Kuster (Ina Paule Klink) glauben an seine Unschuld. Im neuen Zürich-Krimi „Borchert und der Mord ohne Sühne“ (26.10., 20.15 Uhr, Das Erste) schaffen sie es, in der Familie der Mörderin ein Geflecht aus Druck, Enttäuschung, Eifersucht und Eitelkeit zu entknoten. Die Schüsse bekommen einen anderen Kontext.

Es gelingt den beiden, dem Vater Jahre nach dem Mord an seiner Tochter ein Fünkchen Glauben an die Gerechtigkeit zurückzugeben. „Borchert hat ja eine Besessenheit, der Gerechtigkeit genüge zu tun“, sagt Kohlund der Deutschen Presse-Agentur. Dafür besticht er auch mal eiskalt einen Hotelangestellten oder verschafft sich einen Arztkittel, um sich an einer Polizeiwache vorbeizumogeln und einem Angeschossenen vor seinem Krankenhauszimmer auf die Pelle zu rücken.

Borchert in elegantem Anzug, langem Mantel und dem ewig präsenten Hut. Die Krempe scheint von Episode zu Episode breiter zu werden. Daran ist er selbst in der Spiegelung einer Fensterscheibe immer sofort zu erkennen. Ein bisschen wirkt Borchert in dem Aufzug wie aus der Zeit gefallen. Sein Riecher, wo etwas nicht stimmt, ist aber voll intakt. Er deckt stets die abwegigsten Zusammenhänge auf.

Kampf für die Gerechtigkeit

Kohlund und Borchert sind sich ziemlich ähnlich. Der Schweizer Schauspieler stand schon oft mit dem Ein-Mann-Stück „Im Zweifel für den Angeklagten“ auf der Bühne. Darin spielt er den Anwalt Clarence Darrow, der sein Leben lang für die Gerechtigkeit kämpft. „Ein Lebenstraum“ sei es gewesen, das Stück zu spielen, sagt er der dpa, weil er damit auch etwas über seine eigene Einstellung zum Thema Gerechtigkeit erzählen könne. Borchert liegt auf ähnlicher Linie.

Und dann der Hut. „Mich werden Sie auch privat kaum antreffen ohne irgendeinen Hut, zum Leidwesen meiner Frau“, sagte Kohlund. Und Borcherts Dreitagebart ist auch typisch Kohlund. „Man versucht ja immer, in sich hineinzuhorchen, ob ein kleiner Teil der Figur nicht schon in einem hockt“, sagt er der dpa. Wenn man authentisch sein will, muss man die Figur auch in sich selber finden. Idealerweise ergänzen sich Borchert und Kohlund.“

Angespanntes Verhältnis

Nebenbei plagen Borchert in der neuen Folge noch Gewissensbisse. Er hatte seine Chefin in einem früheren Fall mal angestiftet, im Computer ihres Freundes, des Polizeihauptmanns Marco Furrer (Pierre Kiwitt zu spionieren. Sie flog auf, Furrer war fuchsteufelswild und seitdem herrscht Eiszeit zwischen den beiden. Jetzt nimmt Borchert Furrer einmal zur Seite. „Seien sie doch böse auf mich“, sagt er ihm. „Sagen Sie 'Fuck You Borchert', aber verzeihen Sie Dominique.“

Es folgt eine emotionale Aussprache zwischen dem Kanzleichefin und dem Ermittler. Aber Furrer kann seine Enttäuschung noch nicht überwinden. Dann taucht der Hauptmann nach gelöstem Fall plötzlich bei Borcherts Wohnwagen zur Feier-Bowle auf. Gespannt warten alle, was er nun tut.