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Polizeiruf 110: Angst heiligt die Mittel

Im neuen Einsatz geht es für das Rostocker Ermittlerduo Bukow/König ins Rostocker Umland. In einem Dorf wird eine tote Obdachlose gefunden, doch so klar, wie der Fall anmutet, ist er nicht.

Von Hannes Stepputat, dpa 31.12.2016, 23:01

Rostock (dpa) - In einem kleinen Dorf bei Rostock wird eine obdachlose Frau tot aufgefunden, misshandelt und vergewaltigt. Für die Dorfbewohner ist schnell klar, dass die zwei kürzlich aus der Haft entlassenen und ins Dorf gezogenen Männer Buschke und Kukulies die Täter sein müssen. Auch die Spuren am Tatort deuten auf die beiden hin. Also ein klarer Fall im mittlerweile 15. Film mit dem Rostocker Ermittler-Duo Alexander Bukow (Charly Hübner) und Katrin König (Anneke Kim Sarnau)? Das Erste sendet die Geschichte "Angst heiligt die Mittel" an diesem Sonntag um 20.15 Uhr.

Was sich zu Beginn der Story wie deutsche Krimi-Normalität darstellt, nimmt zunehmend Fahrt auf: Hinter gepflegten Klinkerfassaden schwelen Konflikte zwischen den Dorfbewohnern, es geht um Ehebruch und Selbstjustiz. Mittelpunkt des Dorflebens ist die jede Menge DDR-Charme atmende Kneipe von Wirtin Birthe Kriener (Ramona Kunze-Libnow). Gesoffen wird hier noch wie früher. Und Pläne ausgeheckt, wie man die unliebsamen Nachbarn los werden könnte.

Vor dem Hintergrund von viel Blümchentapete zeichnen Susanne Schneider (Drehbuch) und Christian von Castelberg (Regie) ein Bild verrohter Dorfbewohner, die aus Angst vor zwei Ex-Häftlingen bis zum Äußersten gehen. Dahinter steht auch die Frage, wie wir mit  Straftätern umgehen sollen, die ihre Strafe verbüßt haben - und die die Gesellschaft dennoch nicht zurück will.

Die Macher stellen den Kriminalfall dieses Mal ganz in den Mittelpunkt des Films. Die Überbau-Handlung aus Bukows privaten Problemen und dem nicht minder komplizierten Verhältnis zwischen dem Hauptkommissar und der LKA-Profilerin tritt zurück und wird kaum forterzählt. Allein dem angespannten Verhältnis zwischen beiden merkt man den missglückten Annäherungsversuch aus der letzten Episode an.

Der "Polizeiruf 110" hat keine Scheu vor großen Themen: Selbstjustiz, Kinderpornografie, Kindesentführung. Sie werden jedoch allesamt nur angerissen. Der Showdown auf einem brandenburgischen Gehöft erscheint etwas bemüht und dient wohl vor allem dazu, die Rahmenhandlung für die nächsten Episoden vorzubereiten.

Der Ausstrahlung des Films war ein tagelanges Hin und Her auf dem Sendeplatz vorausgegangen. Ursprünglich sollte der Dortmunder "Tatort: Sturm" gezeigt werden - er wurde nun auf einen unbestimmten Zeitpunkt verschoben, weil die von Islamisten inszenierte Terrorattacke in der Handlung laut ARD zu sehr an den Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt erinnert. Auch der als Ersatz gedachte Saarbrücker "Tatort: Söhne und Väter" wurde nach Intervention des Saarländischen Rundfunks wieder vom Neujahrstag auf den 29. Januar verschoben, weil der Sender erst einmal die Vorabpremiere des Films auf dem Saarbrücker Max-Ophüls-Festival Ende Januar abwarten wollte.

Filminfo