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Film Preisgekröntes Drama „Saint Omer“ startet im Kino

Die französische Regisseurin Alice Diop erzählt in dem komplexen Justizdrama von einer jungen Frau, die ihre Tochter umgebracht haben soll. Dafür hat sie eine ungewöhnliche Perspektive gewählt.

Von dpa 09.03.2023, 11:29
Guslagie Malanda als Laurence Coly im Drama „Saint Omer“.
Guslagie Malanda als Laurence Coly im Drama „Saint Omer“. --/Grandfilm/dpa

Berlin - Das Justizdrama „Saint Omer“ erzählt sensibel von Mutterschaft und rassistischen Spannungen in unserer Gesellschaft. Dafür gewann der Film der französischen Regisseurin Alice Diop beim Filmfest Venedig den Großen Preis der Jury.

Im Zentrum steht eine Autorin namens Rama (Kayije Kagame). Sie verfolgt als Beobachterin und für ein Buchprojekt den Prozess gegen eine junge Frau, der vorgeworfen wird, ihr 15 Monate altes Baby im Meer ertränkt zu haben. Rama und die Angeklagte Laurence Coly (Guslagie Malanda) haben beide senegalesische Wurzeln und leben in Frankreich. Während des Prozesses wird Rama zusehends mit ihren eigenen Sorgen und Erinnerungen konfrontiert.

Medea-Mythos

Rama, die selbst schwanger ist, möchte über den Prozess unter Bezug auf den Medea-Mythos eine Geschichte schreiben. Der Sage nach hat Medea ihre Kinder getötet. Während Colys Geschichte langsam aufgerollt wird, überkommen Rama Ängste über ihre Mutterschaft und Sorgen, was ihre eigene Familiengeschichte angeht.

Mehrere Prozessbeobachter sind unterdessen irritiert, weil sich Coly bedacht ausdrückt und Philosophie studiert hat. Das passt, so klingt an, nicht zu den rassistischen Vorurteilen, die sie insgeheim gegen die schwarze Angeklagte hegen. Es geht im Film ohnehin viel darum, wer wie spricht - etwa auch darum, wie die einzelnen Figuren ihre Geschichten konstruieren. So ist „Saint Omer“ ein vielschichtiges Drama, das über die reine Kriminalgeschichte hinaus viele weitere Ebenen hat.