TV-Tipp Rentnercops: Junimond
Edwin und Günter sind der kühne Traum radikaler Rentenreformer. Obwohl schon in den Ruhestand verabschiedet, ermitteln die von Tilo Prückner und Wolfgang Winkler gespielten Polizisten in Köln einfach weiter. Die ARD zeigt neue Folgen der "Rentnercops".
Köln (dpa) - Wenn ein Kollege erschossen wird, ist das keine schöne Sache. Trübsal ist allerdings nicht gerade das, was man den Polizisten Günter (Wolfgang Winkler) und Edwin (Tilo Prückner) attestieren muss, als sie ihren Rechtsmediziner Körfer tot auffinden. Für Günter ist eine andere Sache viel verwunderlicher: "Dass der vor uns gestorben ist."
Das könnte man zynisch nennen, aber Günter kann es sich wohl erlauben. Zusammen mit seinem Partner Edwin bildet er die "Rentnercops", ein Ermittler-Duo bei der Kölner Polizei, das eigentlich längst im Ruhestand sein müsste. Weil aber irgendwie Leute gebraucht wurden, sind sie immer noch im Dienst und klären den ein oder anderen Mord auf. 2015 liefen in der ARD die ersten Folgen der Vorabendserie. Von Mittwoch (18.50 Uhr, ARD) an kommen nun 16 neue.
Die Ausgangslage, dass hier zwei manchmal etwas tattrig wirkende Alt-Polizisten immer noch mit Dienstpistole auf die Jagd nach Verbrechern geschickt werden, muss man dabei als Zuschauer hinnehmen und alles ausblenden, was man zu sowieso eher sperrigen Themen wie "Renteneintrittsalter" weiß. Die "Rentnercops" sind Unterhaltung, die Tonlage ist die einer Komödie.
Ein gutes Beispiel ist der erste neue Fall: Da wird wie gesagt gleich mal ihr langjähriger Kollege erschossen aufgefunden. Nicht weit entfernt liegt eine Frau, ebenfalls tot. Die Umstände sind etwas mysteriös. Mit Trauerarbeit halten sich Günter und Edwin auf ihre alten Tage allerdings nicht mehr auf. Ihren beiden deutlich jüngeren Kollegen Vicky Adam (Katja Danowski) und Hui Ko (Aaron Le) geht der Mord sichtlich näher als den beiden Alt-Ermittlern. Zusammen versucht man, den manchmal etwas verworrenen Fall aufzuklären.
Tilo Prückner (76, "Adelheid und ihre Mörder") und Wolfgang Winkler (73, "Polizeiruf 110") sind so etwas wie die logische Besetzung für die beiden Hauptrollen. Beide sind jenseits der 70, anerkannte Schauspieler mit einschlägiger Krimi-Erfahrung, die niemand mehr etwas beweisen müssen. Sie können sich Selbstironie leisten.
Als "Rentnercops" sind sie daher etwas schrullige Ermittler-Opis, deren Pointen oft um das eigene Alter kreisen. Man wird starrsinnig, klemmt sich beim Autofahren konsequent den Columbo-Mantel in der Autotür ein und hat Probleme, aus einem Auto auszusteigen. Moderne Technik braucht natürlich sowieso kein Mensch, wenn man das richtige Näschen hat. Manche Witze sind etwas erwartbar, vor allem wenn die beiden Silberrücken auf ihre neue, adrette Rechtsmedizinerin (Helene Grass) treffen. Eine andere Tonlage erklingt zunächst nur, wenn der verwitwete Edwin (Tilo Prückner) sichtlich mit der Einsamkeit hadert.
Zwischen der Vita der beiden "Rentnercops" und den Schauspielern, die sie verkörpern gibt es dabei eine gewisse Überschneidung - aufhören steht aktuell nicht zur Debatte. "Ein Schauspieler geht nicht in Rente", sagte Hauptdarsteller Winkler am Rande der Dreharbeiten. "Und die, die in Rente gegangen sind, sind tot."
In einer der neuen Folgen hat übrigens ein waschechter Gewerkschaftschef die Chance, einen Blick auf das fiktive Alters-Arbeitsmodell der "Rentnercops" zu werfen. Rainer Wendt (59), Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, hat einen Gastauftritt. Bei den "Rentnercops" habe er genau auf die Anweisungen des Regisseurs geachtet, berichtete er im Sommer. "Dass ich in meinen Blick viel Arroganz reinlegen soll und so". Wendt spielt sich selbst.