Kinderstar Timmy aus „Lassie“: Hundeliebhaber Jon Provost wird 75
Als Timmy war er sieben Jahre der Sidekick von Lassie, dem vielleicht berühmtesten Hund Hollywoods. Der frühere Kinderstar und Tierliebhaber Jon Provost bekommt heute noch Fanpost - mit 75 Jahren.

Santa Rosa - Aus kaum einer Kindheit der 50er bis 80er Jahre ist Collie Lassie wegzudenken. Die treue Hündin rettete den kleinen Jungen Timmy in einer der bekanntesten US-Fernsehserien aus so mancher schier aussichtslosen Lage. „Lassie war der Star, aber die Freundschaft zwischen dem Hund und dem Jungen war echt. Über sieben Jahre hinweg habe ich mit drei verschiedenen Collies gedreht und habe sie alle geliebt“, blickt Timmy-Darsteller Jon Provost auf seine Zeit als Kinderstar zurück.
Er war der kleine Blondschopf von der Farm, in Jeans und rot-weiß-kariertem Hemd, neben der berühmten Langhaar-Collie-Dame. „Wir haben zusammen gegessen, zusammen geschlafen, jede Minute miteinander verbracht“, erzählt er im dpa-Interview.
Die Hunde-Dame wurde von Rüden gespielt
Provost, der am 12. März 75 Jahre alt wird, spielte Timmy ab 1957 von seinem 7. bis zum 14. Lebensjahr. Alle Hunde in der langen Serie (von 1954 bis 1973) stammten von einem Collie namens Pal ab. Es waren alles Rüden, die die Lassie-Dame spielten, verrät Provost. Sie seien größer, wirkten heldenhafter, hätten dichteres Fell und seien leichter zu trainieren, habe der Hunde-Trainer damals erklärt.
Lassie ist Kult
Lassie ist eine wahre Hollywood-Legende. Schriftsteller Eric Knight erschuf die Hunde-Figur, 1938 erschien die erste Geschichte mit ihr. Im ersten Leinwand-Epos von 1943 („Lassie Come Home“) rettete die vierbeinige Heldin die damals zehnjährige Elizabeth Taylor. Die Tier-Geschichten wurden etliche Male verfilmt. Zuletzt kehrte die Collie-Dame 2023 in „Lassie - Ein neues Abenteuer“ auf die deutsche Kino-Leinwand zurück.
1960 erhielt Lassie einen Stern auf Hollywoods Walk of Fame. Provost wurde 34 Jahre später ebenfalls mit einer Plakette auf dem berühmten Bürgersteig verewigt. In mehr als 60 Ländern werde die alte „Lassie“-Serie heute noch gezeigt, freut sich der Schauspieler. Aus aller Welt, auch aus Deutschland, erhalte er immer noch Fanpost. „Deutsche mögen große Hunde“, witzelt Provost.
Schon als Kleinkind Karriere
Seine eigene Hollywood-Geschichte begann lange vor dem Timmy-Ruhm. Noch nicht einmal drei Jahre alt, stand Provost an der Seite von Jane Wyman in dem Westerndrama „So Big“ (1953) vor der Kamera. Seine Mutter habe Wyman verehrt, erzählt der gebürtige Kalifornier. Als das Studio Warner Bros. einen kleinen Jungen für den Film suchte, habe sie ihn kurzerhand zum Vorsprechen begleitet - er bekam den Zuschlag. Weiter ging es mit Grace Kelly und Bing Crosby in „Ein Mädchen vom Lande“ (1954), dann mit Anita Ekberg und Rod Steiger in dem Dschungeldrama „Zurück aus der Ewigkeit“ (1956).
Doch berühmt wurde er als Timmy. Neun Monate pro Jahr, fünf Tage die Woche, zehn Stunden am Tag habe er mit Lassie gedreht. Am Set hatte er einen Privatlehrer, einen normalen Schulalltag kannte er nicht. Doch das Leben als Kinderstar sei weniger „verrückt“ gewesen als in der heutigen Zeit, meint Provost. Mit seiner Familie habe er jede Woche Unmengen Fanpost beantwortet, aber sie seien nie von Paparazzi belästigt worden.
Hundeliebhaber mit einer Mission
Die sieben Jahre am Set mit Lassie beschreibt Provost als „fantastische Erfahrung“. Daher stamme seine Liebe und sein Respekt für Hunde, die er bis heute bewahrt habe. Seit Jahrzehnten setzt sich Provost für eine Hilfsorganisation ein, die Assistenzhunde für Menschen mit Behinderungen ausbildet. Provost und seine Frau Laurie adoptieren ältere Hunde, die ein neues Zuhause brauchen, zuletzt einen 13-jährigen Malteser-Mischling namens Casper.
Ein Collie namens Rudd
Natürlich gab es in seinem Leben auch eigene Collies. Den ersten habe er zum achten Geburtstag als Belohnung für den guten Umgang mit seinem Filmhund am Set bekommen, erzählt Provost. Den Collie-Welpen habe er allerdings nicht Lassie, sondern Rudd genannt, nach dem Namen des Trainers.
Mit 14 Jahren zog Jon einen Schlussstrich unter Timmy. „Die Hormone machten sich bemerkt, ich schaute mehr auf Mädchen als auf Hunde“, erzählt Provost augenzwinkernd. Es folgten weitere Filme, etwa mit 16 Jahren „Dieses Mädchen ist für alle“ (1966) mit Natalie Wood und Robert Redford.
Abkehr von Hollywood
18-jährig drehte er die Komödie „Superhirn in Tennisschuhen“ mit dem damals fast gleichaltrigen Neuling Kurt Russell. Beim gemeinsamen Lunch habe er seinem Co-Star eröffnet, nach 15 Jahren im Showbusiness eine Pause einzulegen.
Provost zog von Hollywood nach Nordkalifornien, studierte Psychologie, wurde Familienvater und verdiente als Häusermakler Geld. Für die TV-Serie
„The New Lassie“ mit zwei Staffeln trat er ab 1989 noch einmal in einer Nebenrolle auf.
Als Tierliebhaber und Besitzer von Seniorenhunden macht sich Provost inzwischen für Produkte aus Cannabis stark. Der Geschäftsmann schwört auf ein CBD-Öl für Haustiere, das bei Schmerzen, Stress und Angstzuständen helfen soll.
„Lassie“ rührt zu Tränen
Der frühere Kinderstar, jetzt dreifacher Großvater, schaut mit seinen Enkeln gelegentlich noch alte „Lassie“-Folgen. Zu seinen Favoriten gehöre ein Dreiteiler mit dem Titel „Die Odyssee“. Darin wird Lassie versehentlich von der Familie getrennt und muss alleine den weiten Weg auf die Farm zurückfinden.
Am Ende, als Timmy nicht mehr an die Rückkehr der Collie-Dame glaubt, hört man ein Bellen und Lassie taucht am Horizont auf. „Jedes Mal, wenn ich diese Folge sehe, kommen mir die Tränen“, bekennt der ergraute Timmy.









