Fernsehen während der Feiertage WarumWeihnachtsepisoden von Serien so beliebt sind
Zu den Feiertagen bringen viele Sender besondere Folgen bekannter Serien heraus – bis hin zum ARD-„Tatort“. Ein Forscher verrät, was sie so erfolgreich macht.
Erlangen/KNA. - Weihnachten im sonnenreichsten Ort der USA: Der Vampir Angel, die große Liebe von Buffy, der Vampirjägerin, wird an Weihnachten von einem Geist verfolgt. Als er es nicht mehr aushält, beschließt er, seiner Existenz ein Ende zu bereiten, indem er sich in die Sonne stellt. Doch es geschieht ein Wunder: Entgegen aller Wahrscheinlichkeit schneit es, die Sonne geht nicht auf. Das Happy End: Hand in Hand laufen Buffy und Angel durch die verschneiten Straßen.
Diese Folge aus „Buffy – Im Bann der Dämonen“ aus den 1990er Jahren ist nur ein Beispiel von vielen für Weihnachtsepisoden bekannter Serien. „The Big Bang Theory“ hat sie. „Gilmore Girls“ hat sie ebenfalls. Und auch „Supernatural“, „Scrubs“, „Die Simpsons“, „Friends“, „Doctor Who“ und viele andere Serien. Die Folgen spielen an und um Weihnachten und sorgen für festliche Stimmung – auf und vor den Bildschirmen.
Serie verschmilzt mit Leben
Aber warum sind diese Folgen so beliebt? Eine Weihnachtsepisode hole das Publikum in besonderer Weise ab, sagt der Medienwissenschaftler Sven Grampp von der Uni Erlangen-Nürnberg: Nicht nur in der echten Welt, sondern auch in der Lieblingsserie werde Weihnachten gefeiert. Dadurch komme die Serie dem eigenen Alltag besonders nah.
Ihren Ursprung haben diese Episoden dem Forscher zufolge in den USA der 40er und 50er Jahre. Im Gegensatz zu Deutschland hätten Serien und Daily Soaps das Fernsehen dort früh geprägt. Diese seien häufig mit dem Alltag gekoppelt gewesen und hätten ihn begleitet. Daher sei es naheliegend gewesen, dass auch Episoden entstanden seien, die zur selben Zeit spielten, in der das Publikum sich gerade befinde.
Im Gegensatz zu anderen Gelegenheiten eigne sich die Weihnachtszeit dafür besonders gut: „Jeder von uns verbindet Weihnachten mit irgendetwas, es ist eine herausgehobene Zeit.“ Daneben würden in den USA indes auch Halloween-Specials immer beliebter.
Einladung zum Spielen
Und was macht eine gute Weihnachtsfolge denn nun aus? „In diesen Folgen passiert meistens irgendetwas Verrücktes, etwas Witziges, aber auch etwas Wunderbares“, sagt Grampp. Etwa der Schnee im sonnenreichsten Ort der USA.
Auch in einem Beispiel aus Deutschland werde die gängige Handlung auf den Kopf gestellt. Eine Sonderfolge des München-„Tatorts“ aus dem Jahr 2022 – „Mord unter Misteln“: Die Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) sind in ihrem 91. Fall zu einem Krimidinner eingeladen. Ein Opfer, sechs Gäste, und jeder könnte den Mord begangen haben. Vom edel gedeckten Münchner Esstisch springt die Handlung dann 100 Jahre zurück ins Jahr 1922.
„Das sind formale Besonderheiten, die ansonsten völlig unüblich sind“, sagt Grampp. „Das ist selbstreflexiv, das ist ironisch und es ist etwas, das die Macher der Serie zum Spielen einlädt.“
Folge ohne Hauptfigur
Auch in einer Weihnachtsfolge von „The Big Bang Theory“ wird das deutlich: Sie kommt fast ohne die Hauptfigur Sheldon Cooper aus. Der ist über die Weihnachtstage verreist, weil seine Schwester ein Kind bekommt, und meldet sich nur ab und an. Seine Freunde feiern zusammen und fragen sich, wie ihr Leben verlaufen wäre, wenn sie Sheldon niemals kennengelernt hätten.
Sie entwerfen verschiedene Szenarien, die die Beziehungen untereinander kräftig über den Haufen werfen, es gibt viel Grund zum Lachen und am Ende kehrt Sheldon als frischgebackener Onkel zurück. Seiner Freundin wird klar, wie wichtig sie ihm ist - auch wenn es ihm manchmal schwerfällt, das zu zeigen.
Gutes Ende als Pflicht
Auch solch eine Positivität sei eine wichtige Zutat für eine erfolgreiche Weihnachtsepisode, erklärt Grampp: „Am Ende gewinnt das Gute.“ Zum Beispiel auch dann, wenn der Doctor aus „Doctor Who“ eine Familie vor außerirdischer Bedrohung rettet und am Ende auch noch der im Krieg verschollen geglaubte Vater heimkehrt. Oder wenn Familienvater Homer von den Simpsons mit seinem Nachbarn Ned Flanders gemeinsam Geschenke verteilt, obwohl sie zuvor Konkurrenten waren.
Die meisten dieser Weihnachtsfolgen seien zwar durchaus „überzuckert“, räumt Grampp: ein „Aber man stellt auch immer heraus, dass es überzuckert ist. Dadurch erscheinen die Folgen nicht lächerlich.“ Schließlich gehe es an Weihnachten auch darum, die Stimmung aufzuhellen – „und das am besten nicht nur durch Glühwein.“