TV-Tipp Wer aufgibt ist tot
Eigentlich ist Paul Lohmann tot - nur nicht so richtig. Lohmann ist in der Zwischenwelt, trifft einen Engel und kann seinen Unfalltag immer wieder neu durchleben. Seine perfekte Besetzung: Bjarne Mädel.
Hamburg (dpa) - Für sich selbst versucht Bjarne Mädel (48) das Thema Tod so gut es geht zu vermeiden oder wenigstens humorvoll damit umzugehen. Anderenfalls dürfte man eigentlich nur noch Dinge machen, von denen man überzeugt sei, dass sie für die Ewigkeit sind, sagt der Schauspieler. "Leichte Unterhaltung wäre schon mal ausgeschlossen."
Die Macher des Films "Wer aufgibt ist tot", den das Erste am Freitag (20.15 Uhr) zeigt, hätten sich dann vermutlich einen anderen Hauptdarsteller suchen müssen. Unterhaltsam und amüsant erzählt ihre Geschichte vom Sterben, zeigt aber bei aller Komik auch Tragisches und stimmt nachdenklich.
Eigentlich ist Paul Lohmann tot - nur nicht so richtig. Lohmann (Bjarne Mädel), der Spiegel verkauft und Frau, Tochter und Geliebte hat, baut mit seinem Auto einen Unfall im Tunnel. Anschließend liegt er hirntot auf der Intensivstation und findet sich in einer Zwischenwelt wieder. Solange, bis seine Frau Edith (Katharina Marie Schubert) entschieden hat, ob die Maschinen abgeschaltet werden.
Für Lohmann die Chance, so hofft er, seinen Tod noch verhindern zu können - indem er mithilfe seines Engels Angie (Friederike Kempter) den Unfalltag noch einmal aufs Neue durchleben darf. Doch nicht nur einmal, sondern noch mal und noch mal. "Und täglich grüßt das Murmeltier" - Lohmann ist gefangen in der Zeitschleife und landet immer wieder im Tunnel.
"Wir alle sehnen uns danach, bessere Menschen zu werden", sagt Regisseur Stephan Wagner, der unter anderem für "Der Fall Jakob von Metzler" und "Mord in Eberswalde" Grimme-Preise erhielt. "Jedoch kann niemand im 'wahren Leben' die Zeit zurückdrehen und eine Korrektur vornehmen. Aber Film kann das" erklärt er im Presseheft. "Wer aufgibt ist tot" mache diese Illusion lebendig. Denn mit jedem neuen Versuch bricht Lohmann mehr und mehr aus seiner Routine aus und will so manches besser machen. "Es kommt auf die Details an. Kleine Unterschiede haben große Wirkung", erläutert Wagner seine Zeitschleifen-Inszenierung.
"All die Jahre, in denen er die Spiegel verkauft hat, hat er sich selber nicht richtig angeschaut. Nun muss er es tun - und feststellen, dass er ganz schön viel falsch gemacht hat", sagte Mädel der Deutschen Presse-Agentur über Lohmann. "Er ist ein durchschnittlicher kleiner Angeber, der durch die Schicksalsschläge menschlich über sich hinauswächst und sich selber noch einmal anders ins Gesicht guckt", beschreibt Mädel seine Filmfigur, die der selbst mehrfach preisgekrönte Schauspieler ("Tatortreiniger", "Mord mit Aussicht", "24 Wochen") großartig verkörpert.
Lohmann brockt sich mit seinen Veränderungen in der Zeitschleife immer neue Schwierigkeiten ein. Doch er lässt sich nicht unterkriegen und erkennt, welche neue Chancen sich ihm auf diese Weise wenigstens noch bieten. "Er versucht das, was sich viele Menschen wünschen: im Nachhinein doch noch etwas geraderücken zu können", sagte Mädel. Bei ihm selbst wären das derzeit "gar nicht so wahnsinnig viele Dinge", die er im Nachhinein korrigieren würde, meinte der gebürtige Hamburger. Sein Lohmann aber kämpft verzweifelt in der Zeitschleife. Denn: "Wer aufgibt ist tot". Und sollte sich der Tod nicht vermeiden lassen, dann doch wenigstens schlechte Erinnerungen an den Toten.