1. Startseite
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Warum hatte Kaiser Karl der Kahle einen Kamm?

Kostbarkeiten der Otto-Ausstellung Warum hatte Kaiser Karl der Kahle einen Kamm?

05.10.2012, 01:21

Bis zum 9. Dezember ist im Kulturhistorischen Museum Magdeburg die Landesausstellung "Otto der Große und das Römische Reich - Kaisertum von der Antike zum Mittelalter" zu sehen. Die Volksstimme stellt Kostbarkeiten dieser Schau in einer Serie vor. Heute:

Der Kamm Kaiser Karls des Kahlen.

Von Gabriele Köster

Magdeburg l Warum brauchte Kaiser Karl der Kahle einen Kamm? Dies ist eine Frage, mit der uns zurzeit Ausstellungsbesucher immer wieder konfrontieren. Verweist der Beiname "der Kahle" nicht darauf, dass dieser Enkel Karls des Großen, der seit 843 König des westfränkischen Reiches war und 875 als einziger westfränkischer König der Geschichte zum Kaiser gekrönt wurde, durch spärlichen Haarwuchs gezeichnet war? Das Gebetbuch Karls des Kahlen, das ebenfalls ausgestellt ist, zeigt ihn mit hellem Haupthaar. Und tatsächlich hatte der nachgeborene Sohn Kaiser Ludwigs des Frommen (781-840) aus zweiter Ehe seinen Beinamen erhalten, weil er bei der Teilung des karolingischen Großreiches unter seinen Halbbrüdern zunächst leer ausgegangen war. Er war somit nur im übertragenen Sinne "kahl", das heißt land- und besitzlos, und auch das nicht für lange Zeit.

Der Elfenbeinkamm ist an einer Seite mit gröberen und auf der anderen Seite mit feineren Zähnen versehen. Er ist mit Schnitzereien und Einlagen aus Gold und farbigem Glas in Silberfassungen prachtvoll verziert. Dieser Kamm wurde vermutlich bei der Kaiserkrönung Karls des Kahlen verwendet. Während des Krönungszeremoniells war es üblich, demjenigen, der gekrönt werden sollte, die Haare zu ordnen, bevor ihm die Krone auf das Haupt gesetzt wurde.

Karl der Kahle empfing am 25. Dezember 875 im Petersdom in Rom die Kaiserkrone aus der Hand des Papstes. Wie bei der Kaiserkrönung seines Großvaters Karls des Großen wurde der Weihnachtstag für den Festakt gewählt. Die Tierkreiszeichen Schütze und Steinbock, die auf der Vorderseite des Kammes in einer Rankenspirale zu sehen sind, verweisen auf das Datum der Kaiserkrönung, die in die Übergangszeit von dem einen zum anderen Tierkreiszeichen fiel.