Defa-Schauspieler Zwischen Halle und Hollywood
Vom Maschinenschlosserlehrling hat er es zum Darsteller in Hollywood-Filmen gebracht: Der frühere Defa-Schauspieler Hilmar Eichhorn wird 65.
Freital (dpa) l „Hier sitze ich am liebsten im Sommer“, sagt Hilmar Eichhorn lachend. Von der Terrasse seines Hauses auf einem früheren Weinberg blickt der Theater- und Filmschauspieler in die Hügellandschaft um Freital südlich von Dresden. Vor zehn Jahren ist er wieder in die Nähe seiner Geburtsstadt gezogen. „Ich liebe meine Heimat, die Sprache“, sagt der Künstler, der seit 1992 zum Ensemble des Neuen Theaters in Halle gehört und morgen 65 Jahre alt wird.
„Die Pendelei hört im nächsten Frühjahr auf“, sagt er. Sein Vertrag in Halle läuft noch für eine Spielzeit. „Dann ist das aktive Theaterleben vorbei und ein neuer Abschnitt beginnt“, sagt er. „Ich will freier sein.“ Immerhin steht er seit mehr als 40 Jahren auf der Bühne, vor Kamera oder Mikrofon und arbeitet auch als Regisseur.
Dabei war der Sohn einer Malerin beim ersten Versuch an der späteren Schauspielschule Ernst Busch in Berlin gescheitert. „Die wollten mich nicht wegen Unreife.“ In der Maschinenschlosserlehre fällt er nicht durch Ehrgeiz auf. Ein Jahr später überzeugt sein Talent, das er schon in der Schule unter Beweis stellte.
1974 ist er noch als Student der junge Goethe im Film der Deutschen Film AG (Defa) „Lotte in Weimar“, neben Lilli Palmer und Katharina Thalbach. Später dann Georg Büchner in „Addio, piccola mia“ und 1981 der Heißsporn Udo in der TV-Serie „Jockei Monika“. Die Rolle des jugendlichen Liebhabers, der das Pferdemädchen Monika umwirbt, macht den Lockenkopf bekannt und zum Publikumsliebling.
„Vom Typ her bin ich mehr Komödiant, zum Glück aber nie in eine Schublade gesteckt worden.“ Vor allem Theater habe er immer in großer Bandbreite spielen können. Zuerst am Theater Magdeburg, dann am Deutschen Theater Berlin und ab 1982 am Landestheater Halle sowie bis Anfang 1989 am Schauspielhaus Leipzig.
Dann wird sein 1987 gestellter Ausreiseantrag aus der DDR genehmigt, und er geht mit Familie nach Hamburg – fünf Monate vor dem Mauerfall. Bis 1992 ist er am Nürnberger Theater engagiert. Dann bietet Kollege Peter Sodann ihm einen Vertrag als Schauspieler und Regisseur in seinem Neuen Theater in Halle an – und Eichhorn geht in den Osten zurück. Daneben spielt er in Fernseh- und Kinoproduktionen.
Einmal hat es sogar mit Hollywood geklappt – als Emil Jannings im Kriegsfilm „Inglourious Basterds“: „Als der Anruf meiner Agentur kam, dass Quentin Tarantino mich treffen will, hielt ich das für einen Scherz“, erinnert sich der 64-Jährige.
Künftig sichert die Rente die Existenz. Wenn die Gesundheit mitmacht, will er aber nach Lust und Laune dem Beruf frönen. Und ins Fitnessstudio gehen.