Personal gesucht Agenturen klagen über Weihnachtsmänner-Schwund
Für einen Auftritt zum Fest können Familien verkleidete Weihnachtsmänner buchen. Doch die vermittelnden Agenturen suchen händeringend Personal.
Berlin (dpa) - Ein Auftritt des Weihnachtsmannes im eigenen Wohnzimmer gehört für viele Familien zum Festprogramm, doch Vermittler dieser Nebenjobs klagen über fehlende Darsteller.
"Wir leiden unter Weihnachtsmannschwund", sagt Petra Henkert vom Weihnachtsmannbüro Berlin, das Weihnachtsmänner vermittelt und Netzwerk für andere Berliner Agenturen ist.
Zwischen 300 und 600 Aufträge bekomme sie pro Jahr, doch die Zahl ihrer Darsteller werde jedes Jahr weniger. Henkert ist sich sicher, dass sich viele Weihnachtsmänner mittlerweile selbst vermarkten, ohne über Agenturen zu gehen. "Eine Webseite zu machen, ist viel leichter als früher."
Außerdem sei der Aufwand eines Weihnachtsmanndaseins sehr hoch. "Man muss den Feiertag opfern, sich ein hochwertiges Kostüm anschaffen und die Auftritte sehr gut vorbereiten."
Von ähnlichen Erfahrungen berichtet das Studentenwerk, das seit 1949 das wichtige Personal für den Heiligabend vermittelt. Die Zahl von früher 500 Darstellern sei auf nun rund 200 zurückgegangen. Dabei bleibe die Nachfrage etwa auf gleichem Niveau - erwartet werden in diesem Jahr rund 2500 Aufträge.
Mehr als hundert studentische Weihnachtsmänner haben sich am Samstag in einem Kultursaal in Berlin auf die Adventszeit eingestimmt - auf einer Vollversammlung. Zwischen den roten Roben und weißen Bärten versammelten sich auch etliche Weihnachtsengel und Christkinder. Auf der jährlich stattfindenden Vollversammlung des Studentenwerks werden Zertifikate an Berliner Studenten vergeben, die die "Ausbildung zum Weihnachtsmann/-engel" absolviert haben.
Wer zum ersten Mal den Nebenjob als Weihnachtsmann oder -engel mache, müsse die Auftritte für Heiligabend zunächst proben, erklärt Jana Judisch, Sprecherin des Studentenwerks. Bei einem Workshop gebe es Verhaltensregeln, Tipps und Tricks, dann werde anhand von Rollenspielen die Bescherung geübt. Wichtig sei vor allem der gute, liebevolle Umgang mit Kindern.
Nicht mehr üben muss Lennart Neums, Mathematikstudent an der Technischen Universität Berlin. In diesem Jahr spielt er zum fünften Mal den Weihnachtsmann. Am Heiligen Abend tritt er bei Familien zu Hause auf, davor in Kindergärten, auf Weihnachtsmärkten oder bei Unternehmen, erzählt der 28-Jährige.
Im vergangenen Jahr war sein Kalender an Heiligabend besonders voll: 13 Familien warteten zwischen 14 und 21 Uhr auf ihn. "Wenn ich ankomme, lese ich den Kindern erst mal aus meinem Goldenen Buch vor, was sie Tolles geleistet haben, zum Beispiel eine Medaille gewonnen oder Seepferdchen gemacht". Das Schlechte übergeht Neums meistens, dafür sei ein Weihnachtsmann nicht da.
Dann gibt es Geschenke aus einem Sack, den die Eltern der Kinder vorher vor der Tür oder bei Nachbarn deponiert haben. Seinen Bart lässt Neums sich schon seit Anfang September wachsen, für seinen Auftritte färbt er ihn sich weiß. Seine eigene Feier kommt trotzdem nicht zu kurz. Nach seinem Einsatz fährt er zu seiner Familie. "Fünf- oder Sechshundert Euro an einem Tag, das ist schon dankbar verdientes Geld."