Produkte mit ökologischem und sozialem Mehrwert immer beliebter / Überprüfung der Anlage ist sehr wichtig Anleger sollen sich nachhaltige Fonds genau ansehen
Berlin (dapd) l Nachhaltigkeit ist "in" - auch in der Geldanlage. Vermehrt werden den Sparern Finanzprodukte mit ökologischem und sozialem Mehrwert als Anlagemöglichkeit für ein gutes Gewissen angepriesen. In diese Gruppe fallen etwa nachhaltige Investmentfonds. Allerdings sind auch diese Anlagevehikel für Sparer nicht immer unproblematisch - und können einen deutlichen Mehraufwand bedeuten.
Während bei traditionellen Fonds die Rendite im Vordergrund steht, versprechen nachhaltige Fonds, das Kapital ökologisch, sozial und ethisch einwandfrei zu investieren. Unklar ist bei den Angeboten allerdings meist, inwieweit sich Anleger wirklich auf ein Investment nach ihren ethischen Vorstellungen verlassen können.
Zuletzt hatte eine von der Bundestagsfraktion der Grünen in Auftrag gegebene Untersuchung deutlich gemacht, dass viele nachhaltige Fonds im Hinblick auf ökologische und soziale Gesichtspunkte zweifelhaft investiert haben. Dieser Studie zufolge hat etwa die Mehrheit der untersuchten Fonds einen Teil des Fondskapitals auch direkt oder indirekt in Rüstungsunternehmen gesteckt. Auch im Bereich Öl und Gas waren die meisten der untersuchten Fonds engagiert.
Mehr Einschränkungen können weniger Rendite bedeuten
Das heißt jedoch nicht, dass von allen als nachhaltig beworbenen Fonds abgeraten werden muss. Das Problem besteht darin, dass es keinen einheitlichen Standard gibt, auf den Anleger vertrauen können. Daher sind die Kriterien der nachhaltigen Fonds bei der Auswahl ihrer Investments sehr unterschiedlich. "Einige Fonds nehmen die nachhaltigsten Werte aus jeder Branche ins Portfolio und schließen gar keine Branche aus", erklärt Markus Günther, Nachhaltigkeitsexperte von Swisscanto. Andere Anbieter hätten dagegen Ausschlusskriterien für bestimmte Segmente.
"Es ist für Verbraucher wichtig zu überprüfen, ob die Nachhaltigkeitsstrategie eines Fonds mit den eigenen Vorstellungen übereinstimmt", empfiehlt daher Thomas Pfister von der Verbraucherzentrale NRW. Wollen Anleger sichergehen, dass ihr Kapital in ihrem Sinn investiert wird, sind sie daher gezwungen, selbst aktiv zu werden - auch wenn das zeitintensiv sein kann. Die Informationen dazu finden sich in den Produktinformationsblättern und Fondsprospekten. Zudem sollten sich Anleger darüber klar sein, dass der Fondsmanager in einem nachhaltigen Fonds aufgrund der sozialen und ökologischen Vorgaben nur einen eingeschränkten Entscheidungsspielraum hat. Das kann sich auf die Rendite und das Kursrisiko eines Fonds auswirken.
So könnten etwa Branchen, die nicht berücksichtigt werden, aufgrund einer schlechteren oder besseren Marktperformance den Unterschied ausmachen, erklärt Günther. Im Schnitt aber liegen die nachhaltigen Fonds laut aktuellen Untersuchungen bei der Rendite mit traditionellen Fonds fast gleichauf.
Dennoch müssen Anleger insbesondere bei nachhaltigen Fonds, die sich nur auf wenige Branchen konzentrieren, mit stärkeren Kursschwankungen rechnen. "Ein Fonds, der strengen Anlagekriterien unterworfen ist, schränkt gleichzeitig seine Anlage- und Investitionsmöglichkeiten ein und kann im Zweifel nicht in andere Branchen umschichten", sagt Verbraucherschützer Pfister.
Zugleich haben aber auch einige nachhaltige Themenfonds - etwa Wasserfonds - zuletzt überdurchschnittliche Renditen erzielt und damit viele traditionelle Aktienfonds deutlich hinter sich gelassen.