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84. Medizinischer Sonntag in Magdeburg Auch schwachen Herzen und Lungen tut Bewegung gut

Von Uwe Seidenfaden 26.10.2010, 06:15

Von Luft und Liebe allein kann bekanntlich kein Mensch leben. Aber ohne sie geht es auch nicht. Wer regelmäßig unter Atemnot leidet, hat erhebliche Einbußen seiner Lebensqualität. Über Ursachen und Behandlungen sprachen Magdeburger Fachärzte vor zirka 300 Zuhörern beim 84. Medizinischen Sonntag – einer Gemeinschaftsveranstaltung des Uniklinikums, der Magdeburger Urania und der Volksstimme.

Magdeburg. Sind Sie schnell außer Atem? Müssen Sie beim Treppensteigen öfter eine Pause einlegen? Bleibt Ihnen schon bei geringen Anstrengungen die Puste weg? Dann liegt das vielleicht nicht am schlechten Training oder am Alter. Luftknappheit und schnelle Ermüdung können auch Hinweise auf schwere Erkrankungen der Atemwege oder des Herzens sein.

Um besser zu verstehen, wie sich die Arbeit des Herzens auf Atmung und körperliche Leistungsfähigkeit auswirkt, erklärte Professor Rüdiger Braun-Dullaeus, Direktor der Uniklinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie, mit Hilfe kurzer Videos zunächst den grundlegenden Aufbau und die Funktion des Pumporgans.

Nachdem das Blut in den feinen Verästelungen der Lunge mit Sauerstoff angereichert ist, pumpt das Herz – genauer gesagt die linke Herzkammer – das Blut zu den anderen Organen und Geweben. Dort wird dem Blut der Sauerstoff entzogen, und es fließt durch die Venen zurück zum Herzen und zur Lunge, wo der Kreislauf erneut beginnt. Lässt die Pumpleistung des Herzens nach, entsteht ein Sauerstoffmangel im Körper und jede Tätigkeit strengt mehr an. "Ursachen können beispielsweise ein nicht behandelter Bluthochdruck, ein Infarkt, Klappenschäden und Rhythmusstörungen sein", sagte Professor Braun-Dullaeus.

Auch zahlreiche Lungenerkrankungen – wie Asthma, chronische Bronchitis oder Lungentumor – führen zu Atemnot, fügte Professor Jens Schreiber, Chefarzt des Fachbereiches Pneumologie am Uniklinikum, hinzu. Noch vor wenigen Jahrzehnten wurde den Patienten mit einem schwachen Herzen oder Asthma geraten, sich möglichst wenig körperlich zu belasten. Das hat sich gewandelt. "Patienten sollten sich durchaus weiter bewegen", empfahlen beide Mediziner. Allerdings sollten Überanstrengungen vermieden werden. Nachdem Professsor Schreiber die Funktionsweise der Lunge beschrieben hatte, erklärte er einige häufige Ursachen der Luftnot bei Atemwegserkrankungen. Der Name einer dieser sehr häufigen Krankheiten ist in der Öffentlichkeit noch immer wenig bekannt: die COPD. Die Buchstaben stehen für eine chronische Atemwegsverengung, oftmals ausgelöst durch eine Dauerbelastung mit Umweltschadstoffen wie dem Rauchen. Dabei werden die winzigen Lungenbläschen, an denen der Gasaustausch mit dem Blut stattfindet, zerstört.

Plötzliche Atemnot in Ruhe ist ein Notfall

Wird nichts unternommen, nimmt die Luftknappheit über die Jahre zu. Für Raucher heißt das, auf den Glimmstengel zu verzichten. Zusätzlich helfen Medikamente, die die Bronchien erweitern und das Abhusten erleichtern. Professor Schreiber rät den Betroffenen auch zu Schutzimpfungen gegen Grippe und Lungenentzündung, denn "COPD-Patienten leider eher unter Komplikationen durch Infektionen". Bei sehr starken Leistungseinbußen können eine Sauerstoff-Langzeit-Therapie sowie operative Behandlungs- maßnahmen für Erleichterung sorgen.

Die wichtigste Botschaft der Ärzte zum Schluss: Bei plötzlich auftretender Atemnot, die mit beklemmender Angst, Übelkeit und kaltem Schweiß verbunden sein kann, sollte der Notarzt gerufen werden. Atemnot in Ruhe ist immer ein ernsthaftes Warnsymptom.

Jederzeit noch einmal anzusehen sind die Vorträge vom Medizinischen Sonntag im Internet.

www.med.uni-magdeburg.de/Medizinischer_Sonntag.html