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Medizinischer Sonntag zum Thema Hämorrhoiden Auf farbiges Toilettenpapier und Feuchttücher verzichten

Von Uwe Seidenfaden 30.05.2011, 06:43

Die genaue Zahl der unter krankhaften Hämorrhoiden leidenden Menschen ist unbekannt. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa ein Drittel aller Sachsen-Anhalter im Verlauf des Lebens betroffen sind. Rund 180 Besucher des gestrigen Medizinischen Sonntag nutzen die Möglichkeit, sich fachlich zu informieren.

Magdeburg. Hämorrhoiden hat jeder. Es sind mit Blut gefüllte Schwellkörper, die normalerweise für die Feinabdichtung des Darmausgangs sorgen. Manchmal verändert sich das Geflecht aus Blutgefäßen. Es wird knotiger, beginnt zu bluten, zu jucken und zu schmerzen. "Viele Ursachen können dazu beitragen", sagt Dr. Robert Vetter, Oberarzt der Magdeburger Universitätshautklinik, beim gestrigen Medizinischen Sonntag, einer Gemeinschaftsveranstaltung des Uniklinikums, der Urania und der Volksstimme. Zu den Ursachen zählt der Facharzt unter anderem angeborene Bindegewebsschwächen, häufige Unregelmäßigkeiten des Stuhlgangs und Schwangerschaften.

Für die meisten Menschen sind die Probleme im Bereich des Afters erst dann ein Thema beim Gespäch mit dem Arzt, wenn der Leidensdruck nach erfolglosen Versuchen der Selbsttherapie sehr groß geworden ist. Oberarzt Dr. Vetter rät, diese falsche Scheu abzulegen.

Nicht immer stecken Hämorrhoiden hinter den Beschwerden am Po. Zu anderen Ursachen zählen weiche Hautfalten (sogenannte Marisken), Gefäßverschlüsse der Analwandvenen (Analthrombosen), Feig- und Genitalwarzen, Autoimmunerkrankungen, Allergien und manchmal auch ein Tumor. Der Oberarzt an der Universitätshautklinik informierte über mögliche Therapien all dieser Erkrankungen.

Bei den Beschwerden mit den Hämorrhoiden unterscheiden die Mediziner vier Stadien, für die es ebenfalls unterschiedliche Therapien gibt.

m Stadium 1: Die Hämorrhoiden sind noch nicht von außen sichtbar, verursachen jedoch gelegentlich Juckreiz. Dann erfolgt die Behandlung mit konservativen Methoden wie zinkhaltige Pasten und Lotionen sowie bei Bedarf auch durch eine kurzzeitige Anwendung kortisonhaltiger Salben.

m Stadium 2: Die Hämorrhoiden treten beim Pressen während des Stuhlgang heraus, ziehen sich danach aber von allein wieder zurück. "Dann ist es möglich, die sogenannten Hämorrhoidalknoten durch Spritzen zu veröden", so Dr. Niklas Bien von der Chirurgischen Universitätsklinik. Eine weitere Alternative sind Gummiringe, welche die Blutzufuhr der Hämorrhoiden abschnüren.

m Im Stadium 3 treten die Analknötchen beim Stuhlgang heraus und ziehen sich nicht von alleine wieder zurück. "Man kann sie aber noch mit der Hand zurückschieben", so der Chirurg, der dann grundsätzlich zu einer Operation rät.

m Im Stadium 4 kommen Patienten auch nicht um eine Operation herum. In diesem Krankheitsstadium sind die Knötchen dauerhaft aus dem After herausgetreten. Sie schmerzen und erschweren die Analhygiene.

"Während der Operation wird das herausgetretene Gewebe chirurgisch entfernt", so Dr. Bien. Danach wird die verbleibende Auskleidung an der gesunden Darmwand festgenäht, um neue Ausstülpungen zu verhindern.

Die unter Hämorrhoiden leidenden Menschen können auch selbst etwas gegen Juckreiz und Schmerzen im Po tun. Dazu zählt Dr. Vetter eine ballaststoffreiche Kost und tägliche Bewegung zur Vermeidung eines harten Stuhlgangs, das Tragen atmungsaktiver Unterwäsche aus Baumwolle und die reizarme Po-Reinigung. Dazu raten die Ärzte, auf farbiges Toilettenpapier und auf Feuchttücher mit Duftstoffen zu verzichten.

Beide Vorträge sind im Internet abrufbar unter:

www.med.uni-magdeburg.de/medizinischer_sonntag