Leserobmann Beschwerden oft gegen Regionalzeitungen
Leser beschwerten sich 2017 am häufigsten über Regional- und Lokalzeitungen beim Presserat.
Interessanterweise, aber nicht unbedingt überraschend waren es die Regional- und Lokalzeitungen, über die sich Leser 2017 am häufigsten beim Presserat beschwerten. Auch die Volksstimme war mit einer Beschwerde konfrontiert.
Insgesamt waren 2017 bei dem Gremium der freiwilligen Selbstkontrolle nach eigenen Angaben 1788 Beschwerden eingegangen – gegenüber 1851 im Jahr zuvor. Mit 518 Beschwerden richtete sich fast jede zweite Beschwerde gegen die Regionalpresse. Danach folgten Publikumszeitschriften mit 207 Fällen, gefolgt von Boulevardzeitungen mit 158 Fällen und überregionalen Tageszeitungen mit 150 Fällen. Dass Nachrichtenagenturen mit nur neun Beschwerden nicht im Fokus der Kritik standen, ist nachvollziehbar.
277 Beschwerden erwiesen sich nach Prüfung durch die Beschwerdeausschüsse als begründet. Gegenstand der Beschwerden waren vorwiegend sensationsheischende Berichterstattung und die Verletzung von Persönlichkeitsrechten, aber auch die mangelhafte Trennung von Werbung und redaktionellen Inhalten.
1192 Privatpersonen wandten sich 2017 an den Presserat. Dem standen lediglich 122 Vereine, Parteien, Unternehmen oder Behörden gegenüber.
Rückläufig war 2017 auch die Zahl der Rügen, die verhängt wurden. 21 Mal griff der Presserat zu dieser seiner schärfsten Sanktion. 2016 hatte es noch 33 und im Jahr davor sogar 35 Rügen gegeben. Das Gremium sprach aber auch 58 Missbilligungen und 153 Hinweise aus. Bei 45 als berechtigt angesehenen Beschwerden wurde auf Maßnahmen verzichtet.
In dieser Woche kommen die Beschwerdeausschüsse des Presserats erneut in Berlin zusammen. Neben Beschwerden zur Berichterstattung über die SPD und den G-20-Gipfel in Hamburg liegen zwei Beschwerden im Fall Dieter Wedel vor, wie der Presserat informierte. Diese richteten sich gegen die Online-Ausgabe der „Zeit“. Im Kern gehe es um den Schutz der Persönlichkeitsrechte Dieter Wedels und um eine mögliche Vorverurteilung, so Presseratssprecher Manfred Protze.