Jagdmesse Bester Hirschrufer in Dortmund gekürt
Auch eine Frau kann ein Hirsch sein. Und die Rufe der Geweihträger variieren je nach Laune und Alter. In Dortmund ist der beste Hirschimitator gekürt worden.
Dortmund (dpa) - Er ist eine hochgewachsene Erscheinung und hat eine gewaltige Stimme - aber nur zwei Beine und einen kahlen Kopf statt Pracht-Geweih. Thomas Soltwedel (54) ist Deutschlands bester Hirschrufer 2019 - frisch gekürt auf Europas größter Jagdmesse am Freitag in Dortmund.
Der 1,82-Mann aus Mecklenburg-Vorpommern hat am besten abgeschnitten unter 16 Wettbewerbern in drei Runden voller skurriler Klänge und imponierender Laute, die manchmal ein bisschen unanständig klingen.
Schließt man die Augen und lauscht den oft täuschend echten Rufen bei der Deutschen Meisterschaft der Hirschrufer, sieht man die mächtigen Tiere förmlich vor sich durch den Wald streifen - auf der Suche nach passenden Weibchen. Man meint die Tiere sogar ein wenig zu riechen - bei all den Ständen mit Filz-, Leder- und Pelzmode rundherum.
Manche imitierten Tiere wirken kräftig, manche gestresst oder etwas müde. 15 Männer und eine Frau aus mehreren Bundesländern sind mit ihren speziellen Hörnern und rohrförmigen Instrumenten angetreten und fordern ihre Stimmbänder. Der Hirschruf ist ein "anspruchsvolles jagdliches Handwerk" mit langer Tradition, betont ein Sprecher des Wettkampf-Veranstalters, dem Jagdmagazin "Wild und Hund".
Ein Blick auf die Disziplinen: Zuerst gilt es, "die Stimme des alten, suchenden Hirsches" nachzuahmen. Dann ist der "Platzhirsch beim Kahlwildrudel" dran. Acht Wettbewerber haben das überzeugend geschafft und gelangen in die Endrunde. Die Aufgabe nun: Ein "Rufduell zweier gleich starker Hirsche auf dem Höhepunkt der Brunft". Etwas Sehnsucht soll am besten immer in der Stimme liegen, wird auf der Bühne erläutert. Denn der Hirsch will "brunftige Stücke beschlagen" - also Weibchen begatten.
Drei Wettbewerber müssen sich einen Stimmen-Stechen um den Siegerplatz liefern. Rang zwei schafft Christian Hieke (28) aus Düren, NRW. Auf den dritten Platz kommt Immo Ortlepp (59) aus der Wedemark in Niedersachsen.
Das Ganze ist nicht als Klamauk gedacht, sondern hat einen realen Hintergrund: In der Rotwild-Brunftzeit im September und Oktober soll dem Platzhirsch mit dem Hirschruf ein Nebenbuhler vorgetäuscht werden, damit er aus der Deckung kommt. Hört der Geweihträger menschliche Klänge aus dem Ruf heraus, wittert er Verrat und büchst aus. Klappt die Sache, kann der Jäger ihn erlegen, wenn das Tier den Abschussrichtlinien entspricht.
Thomas Soltwedel, der 2018 schon den dritten Platz geschafft hatte, freut sich sehr. "Es ist ein überwältigendes Gefühl, der Beste zu sein bei dieser höchsten Kunst der Lockjagd." Er bekommt ein teures Fernglas - und will im Mai an der Europameisterschaft in Weißrussland teilnehmen. Und noch eine Erkenntnis aus Dortmund: Auch eine Frau kann durchaus stimmlich gut ein Hirsch sein - Platz sechs immerhin für Hildegard Zervos aus Oberzier in NRW.