Tradition Bremer Eiswette: Die Weser "geiht"
Seit 1947 ist die Weser bei Bremen nicht mehr zugefroren gewesen. Dennoch muss ein Schneiderlein mit Bügeleisen Jahr für Jahr Anfang Januar probieren, ob der Fluss vereist ist oder nicht. Das Spektakel lockte auch diesmal viele Schaulustige.
Bremen (dpa) - Die traditionelle Bremer Eiswette hat am Sonntag rund 2000 Zuschauer an die Weser gelockt. Das Ergebnis: Der Fluss war am Dreikönigstag nicht zugefroren - wie in den vergangenen Jahrzehnten auch.
Dabei ist der Ablauf der Eiswettprobe genau festgelegt: Die Hauptrolle hat ein 99 Pfund leichter Schneider, der mit einem heißen Bügeleisen in der Hand die Weser überqueren soll, um festzustellen, ob diese "geiht" (plattdeutsch für geht) oder "steiht" (steht). In diesem Jahr trug das Schneiderlein eine Eselsfigur auf dem Kopf - zum 200. Jubiläum der Bremer Stadtmusikanten, sagte Christian Stipeldey, Sprecher der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS), am Sonntag.
Der Brauch geht auf Bremer Kaufleute zurück, die 1828 wetteten, ob die Weser Anfang Januar 1829 zugefroren sein würde. Daraus entwickelte sich das Ritual der Eisprobe. Auch schwarz gekleidete Herren und die Heiligen Drei Könige sind dabei. Obwohl der Fluss seit 1947 nicht mehr zugefroren war, ist das Spektakel sehr beliebt.
Meist kommt das Schneiderlein zu spät und entwischt zu einem bereit liegenden Boot der DGzRS, um trockenen Fußes auf die andere Seite der Weser zu gelangen. In diesem Jahr fuhr der Schneider an Bord der "Christian", einem Tochterboot des Seenotrettungskreuzers "Hermann Rudolf Meyer" über den Fluss an das andere Ufer.
Ebenso traditionell ist das Eiswettfest jeweils am dritten Samstag im Januar. Rund 800 Herren treffen sich zu einem stundenlangen Essen. Dabei werden Spenden für die DGzRS gesammelt. Im vergangenen Jahr kamen 467.760 Euro zusammen.