Pilze Champignons erobern die Stadt
Viele Sammler gehen „in die Pilze“, gemeint ist: in den Wald. Doch auch in der Stadt lassen sich essbare Exemplare finden.
Magdeburg l Wer Lust aufs Pilzesammeln hat, muss nicht unbedingt weit fahren. Denn nicht nur im Wald, sondern auch direkt vor der städtischen Haustür lassen sich viele schmackhafte Vertreter finden. „Viele wissen gar nicht, dass auch in der Stadt Speisepilze gedeihen“, sagt der Magdeburger Pilzberater Jürgen Karassek. „Ich bin fast der Einzige, der in dieser Umgebung sammelt.“
Die meisten Pilzsammler bevorzugten dann doch Waldspaziergänge. „Essbare Pilze wachsen aber auch in Parks, auf Wiesen, an Wegrändern und in Gärten bei feuchter und warmer Witterung.“ Das seien zwar keine Maronen oder Steinpilze, allerdings können Sammler andere leckere Exemplare von Mai bis in den Spätherbst in der Stadt finden.
Wer großen Hunger auf Pilze habe, sollte sich jedoch nicht auf das urbane Sammeln beschränken. „Im Wald zu suchen ist ergiebiger. Dort wachsen mehr Pilze als in der Stadt.“ In diesem Jahr war die Ausbeute bislang eher mager. Ein paar Champignons habe Karassek im Vorbeifahren entdeckt. Vor kurzem hat er an der Großen Diesdorfer Straße in Magdeburg Netzstielige Hexenröhrlinge gefunden, die essbar sind. „Es ist einfach zu trocken“, so der Experte. Anders im letzten Jahr. Da konnte er sogar zwei Kilogramm essbare lilastielige Rötelritterlinge mit nach Hause nehmen. „Wenn man wirklich Glück hat, findet man sogar Schopftintlinge. Die kommen manchmal auch in Massen vor“, sagt Karassek.
Vom Sammeln auf Hundewiesen und Friedhöfen rät der Experte allerdings ab. Letzteres sei laut Martin Groß, Vorsitzender des Landesverbandes der Pilzsachverständigen in Sachsen-Anhalt, zwar nicht verboten, doch müsse dies jeder für sich selbst entscheiden.
Groß kann die gängige Auffassung, dass Pilzsammler viel befahrene Straßen wegen der Abgase meiden sollten, nicht bestätigen. Der Grund: In den letzten Jahren habe sich die Zusammensetzung der Kraftstoffe verändert, Benzin für Ottomotoren enhalten keine bleihaltigen Antiklopfmittel mehr.
Vorsichtig sein sollte man beim Sammeln des Karbolchampignons: Er ist die häufigste Pilzart in Magdeburg und giftig. Zu erkennen ist er an seinem karbolartigen Geruch, nach Tinte oder Desinfektionsmittel, der beim Erhitzen stärker wird. Kratzt man die Knolle an, verfärbt sie sich chromgelb, ganz ähnlich wie beim giftigen Perlhuhnchampignon.