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Berichterstattung Darf ein Journalist auch demonstrieren?

In der Diskussion über die Teilnahme von Journalisten an Demonstrationen gegen Parteien gibt es Für und Wider.

Von Peter Wendt 11.06.2018, 01:01

Die Diskussion um den Umgang der Medien mit der AfD findet kein Ende. Was ist richtig: Nichtbeachtung, Entlarven, Konfrontation, Dialog oder Diskussionsforen bieten? Vor diese Frage sehen sich immer noch Redaktionen gestellt. Allgemeingültige Antworten gibt es nicht, kann es nicht geben. Die Volksstimme berichtet über die mit 22 von 87 Abgeordneten im Landtag Sachsen-Anhalt vertretene Partei und setzt sich inhaltlich mit deren Politik auseinander.

In den sozialen Netzwerken hat sich derweil eine Diskussion darüber entwickelt, ob sich Journalisten selbst an Demonstrationen gegen die AfD beteiligen dürfen. Ausgelöst hatte die Debatte der Leipziger „Zeit“-Redakteur Martin Machowecz. „Ich finde das problematisch. Kann man denn dann am nächsten Tag wirklich wieder glaubwürdig über die AfD schreiben?“, fragte er. „Bin ich Anti-AfD-Demonstrant, hört mir kein AfD-Wähler mehr zu, weil er meine Glaubwürdigkeit bezweifelt“, argumentierte Machowecz gegen eine Teilnahme und fand Unterstützung für seine Position. „Journalisten haben auf der Straße nichts zu suchen“, meint der Nachrichtenchef der „Wetzlarer Neuen Zeitung“, Michael Klein.

Der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV), Frank Überall, widerspricht dem. Gegenüber dem Mediendienst kress.de nahm er demonstrierende Journalisten in Schutz. Die AfD sei „tendenziell verfassungs- und medienfeindlich“, so Überall. „Deshalb dürfen und müssen gerade Vertreterinnen und Vertreter unseres Berufsstandes sie besonders kritisieren. Dazu zählt in einem solchen, grundsätzlichen Fall auch die Teilnahme an Demonstrationen“, erklärte der DJV-Chef.

Allerdings sollte dies „auf solche Ausnahme-Situationen beschränkt bleiben. Wer dauerhaft aktiv Politik machen will, ist im Journalismus falsch. Aber eine politische Orientierung darf man durchaus haben. Man muss in jedem Einzelfall abwägen, ob man sich öffentlich und demonstrativ engagiert und welche Folgen das für das eigene Arbeitsgebiet haben kann“, betonte der DJV-Vorsitzende.