Familientraditionen schaffen Das erste Mal Geburtstag feiern
Wenn ein Baby ein Jahr alt wird, ist das vor allem für seine Eltern
etwas Besonderes. Der Nachwuchs selbst lässt sich davon eher nicht
beeindrucken. Eine lange Gästeliste, stapelweise Geschenke und ein
aufwendiges Essen können sich Eltern deshalb sparen.
Stendal l Als der kleine Martin aus Frankfurt ein Jahr alt wurde, gab es zum Frühstück einen Kuchen mit einer Kerze darauf. Seine Eltern schenkten ihm Fingerfarben, die er gleich ausprobieren durfte. Eine weiße Tischdecke war an diesem Morgen ebenso tabu wie Besucher. Die Feier verlief so stressfrei wie möglich.
Eine Feier im kleinen Kreis, in vertrauter Umgebung, mit entspannten Eltern und viel Aufmerksamkeit für das Kind - so werde der Geburtstag für das Kind zu einem Erlebnis, sagt Marika Mundt, Diplom-Sozialpädagogin und Geschäftsführerin des Kinder- und Familienhauses Färberhof in Stendal. "Man sollte dem Kind vermitteln, dass der Tag ein ganz besonderer ist. Das kann schon beim morgendlichen Wecken beginnen, indem Eltern und Geschwister mit einer Torte ins Zimmer kommen und gemeinsam ein Lied singen."
"Das Kind sollte auch den Begriff Geburtstag mit diesem Tag in Verbindung bringen", sagt die Sozialpädagogin.
Beim ersten Geburtstag verzichten Eltern deshalb am besten auf alles, was aufregend oder stressig ist. Damit sind auch Besuche von Familie und Freunden gemeint:"Es gibt eine alte Regel: So alt das Kind wird, so viele Gäste soll man einladen. Ich finde das ist eine gute Regel. Es ist viel wichtiger, dass die Eltern viel Zeit mit dem Kind verbringen."
Ob und welche Gäste kommen, hängt laut Prof. Fabienne Becker-Stoll vom Staatsinstitut für Frühpädagogik in München vor allem auch von zwei Faktoren ab. Sind die Gäste unkompliziert genug, so dass ihr Besuch der jungen Familie keinen Stress bereitet? Und noch wichtiger: Reagiert das Baby - eher reserviert oder offen auf andere Menschen?
"Gestalten Sie die Feier so überschaubar und vertraut wie möglich und überfluten Sie das Kind nicht mit Reizen." Das beginne schon bei den Geschenken. "Eines reicht völlig aus: ein Ball, eine Puppe, oder auch ein Rutschauto - damit kann sich ein Einjähriges sehr intensiv und immer wieder beschäftigen."
Auch mit den Großeltern und allen anderen Gästen sollte man die Geschenke abstimmen. "Vor allem, wenn es um Süßigkeiten geht, geraten Eltern und Großeltern oft aneinander. Dann verbindet das Kind den Tag mit einer angespannten Situation", erklärt Mundt.
Besonders toll fänden Kinder Geschenke, bei denen sie etwas mit den Eltern gemeinsam machen könnten. "Schenken Sie dem Kind einen Eimer mit Kastanien. Oder noch besser: Sammeln Sie die Kastanien gemeinsam", so Mundt.
Das höre sich zwar erst einmal seltsam an, vor allem kleine Kinder würden sich darüber aber umso mehr freuen. Von fertigen Plastikspielsachen hält die Diplom-Sozialpädagogin dagegen wenig: "Das liegt dann nur zu Hause herum und nach kurzer Zeit interessiert sich keiner mehr dafür."
Ein Erinnerungsfoto hält Becker-Stoll auf jeden Fall für angebracht. "Das können Sie später zusammen betrachten und dem Kind damit zeigen, wie Sie es als Baby gefeiert haben."
Eine Kindergeburtstagsfeier kann auch so aussehen, dass die Gäste zum Frühstück vorbeikommen und wieder gehen, wenn das Kind müde ist, sagt Barbara Schniebel. Sie plant beruflich Kindergeburtstage. Falls auch kleine Kinder zu Besuch kommen, rät sie allerdings, das Treffen auf eine gute Stunde zu begrenzen. "Denn es ist nicht damit zu rechnen, dass die Kleinen anlässlich dieses hohen Tages friedlich die Spielsachen teilen."
Das sieht auch Marika Mundt so: "Mittlerweile werden Kindergeburtstage richtig gehyped. Mit anderen Kindern können Sie sich auch an jedem anderen Tag des Jahres treffen. Der besondere, kleine Rahmen ist wichtig. Wenig, aber deutlich."
Die meisten Gäste sind gern bereit, etwas zum Fest beizutragen, indem sie zum Beispiel einen Kuchen oder etwas zu Trinken mitbringen, sagt Schniebel. Kaffee und Filter stehen am besten direkt neben der Kaffeemaschine, so dass jeder problemlos für Nachschub sorgen kann.
Und was das Geburtstagskind betrifft: "Bereiten Sie alle Dinge vor von denen Sie meinen, dass Ihr Kind sie benötigen wird: Messen Sie beispielsweise das Breipulver ab, bereiten Sie abgekochtes Wasser vor, oder legen Sie Ersatzkleidung bereit - all das erspart unnötige Hektik", rät Schniebel.
Nicht zuletzt ist der erste Kindergeburtstag für die Eltern ein schöner Anlass, ein eigenes Feierritual zu entwickeln. Das kann ein besonderes Lied sein, ein ganz bestimmter Kuchen, oder eine Feier im vertrauten Kreis. "Was auch immer Sie zu Ihrem eigenen Ritual machen möchten - Sie können damit Ihre ganz individuelle Familientradition prägen", sagt Becker-Stoll.