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Betroffene können ihren Alltag nicht mehr selbständig bewältigen Demenz ist mehr als nur Vergesslichkeit

21.02.2013, 01:16

Viele Menschen werden im Alter vergesslich. Das ist bis zu einem gewissen Grad normal. Aber wo hört Vergesslichkeit auf, wo fängt eine Demenzerkrankung an? Die Antwort ist für Betroffene und ihre Angehörigen nicht leicht zu finden.

München/Leipzig (dpa) l Viele Angehörige kennen das: Opa verlegt den Schlüssel, vergisst Absprachen, kann sich nicht mehr an den Vortag erinnern. Wird Großvater dement? Das ist nie leicht zu sagen. "Angehörige tun sich schwer damit, eine Demenz zu erkennen", sagt Katharina Bürger vom Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung (ISD) am Klinikum der Universität München.

Wichtig ist zunächst: Demenz ist der allgemeine Begriff, aber sie hat verschiedene Ursachen. Alzheimer ist mit 60 bis 70 Prozent aller Fälle die häufigste, erklärt Bürger. Eine andere Form ist die Pick-Krankheit oder frontotemporale Demenz, bei der der Betroffene vor allem Sprach- und Verhaltensstörungen zeigt.

Eine Alzheimer-Demenz falle zuerst durch Beeinträchtigungen der Gedächtnisleistungen auf, erläutert Prof. Matthias Schroeter vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig. "Die Betroffenen vergessen, was sie vor kurzem erlebt haben."

Für eine Demenz müsse aber eine Beeinträchtigung des Alltags hinzukommen, erläutert Bürger. "Das ist deutlich mehr als Vergesslichkeit." Bisher bewältigte Aufgaben könnten Betroffene nicht mehr erledigen. "Dinge, die vorher kein Problem waren, werden schwierig", erklärt Prof. Emrah Düzel, Direktor des Instituts für kognitive Neurologie und Demenzforschung am Universitätsklinikum Magdeburg.

"Wenn ältere Menschen bekannte Wege nicht mehr finden, ist das ein eindeutiges Zeichen", sagt Bürger. Bei Orientierungsstörungen stecke ein größeres Problem dahinter. "Ein Patient sagte einmal: "Mein innerer Stadtplan verblasst." Er wusste nicht mehr, wie er wohin kommt."

Zu einem Arzt gehen sollten Betroffene, wenn sie den Eindruck haben, dass ihr Zustand über ein oder zwei Jahre schlechter geworden sei, rät Bürger. Die langsame Verschlechterung sei ein entscheidendes Merkmal. "Wenn eine leichte Vergesslichkeit gleichbleibt, ist das kein großes Alarmsignal." Ob Veränderungen normal für das Alter sind, lasse sich nur mit neuropsychologischen Tests herausfinden.

Bei einer Demenz seien drei Bereiche beeinträchtigt, erklärt Schroeter: Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Kon- trollfunktionen. "Schneidet der Betroffene in zwei Domänen schlechter ab als der Altersdurchschnitt und hat er zusätzlich Beeinträchtigungen im Alltag, dann geht man von einer Demenz aus."