Magdeburger Ärzte informieren über den Einsatz von Prothesen und die Rehabilitation Den Sitz künstlicher Gelenke regelmäßig durch Orthopäden kontrollieren lassen
Fast alle Gelenke lassen sich durch künstliche Implantate ersetzen, berichteten Orthopäden auf dem Medizinischen Sonntag - einer Gemeinschaftsveranstaltung des Uniklinikums, der Magdeburger Urania und der Volksstimme.
Magdeburg l Gelenke machen mobil. Schmerzlich ins Bewusstsein rückt diese Erkenntnis, wenn Gelenke verletzt, entzündet oder mit zunehmendem Alter degenerativ verändert sind. Die Möglichkeiten des Ersatzes durch künstliche Implantate sind dank medizinisch-technischer Fortschritte heute sehr groß. Trotzdem sind die sogenannten Endoprothesen nach den natürlichen Gelenken nur die zweitbeste Wahl. Erst wenn die vielfältigen konservativen Behandlungsmaßnahmen ausgeschöpft sind und die Diagnostik mit den Schmerzsymptomen übereinstimmt, sind Endoprothesen angebracht. "Den Zeitpunkt des Gelenkersatzes bestimmt letztlich der Patient aufgrund seiner Beschwerden", sagte Professor Dr. Christoph Lohmann, Chefarzt der Orthopädischen Universitätsklinik Magdeburg.
Die mit Abstand am häufigsten eingesetzten Endoprothesen sind künstliche Hüft- und Kniegelenke. Jährlich 400000mal im Jahr werden derartige Eingriffe in Deutschland vorgenommen. Am Magdeburger Universitätsklinikum werden routinemäßig auch Gelenkprothesen in Schulter, Ellenbogen und Sprunggelenke implantiert. Seltener müssen die Orthopäden Finger- und Handgelenke durch Implantate ersetzen. Meist handelt es sich dabei um Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen.
Um das künstliche Gelenk im Knochen zu verankern, wenden Orthopäden zwei verschiedene Verfahren an: Sie zementieren die Prothese in die langen Röhrenknochen ein oder setzen sie zementfrei ein. Das Wort Zement ist in diesem Zusammenhang für Laien leider irreführend. Es handelt sich nämlich nicht um das im Haus- und Straßenbau benötigte Bindemittel für Beton, sondern um ein gewebeverträgliches Acrylharz. Beide Verfahren - zementfrei oder mit Zement -haben ihre Berechtigung in der Orthopädie.
Metalle sollten nicht aufeinanderreiben
Nach Möglichkeit sollte jedoch versucht werden, Endoprothesen ohne Zement einzusetzen, sagte Professor Lohmann. Vorteile sind ein besseres "Einwachsen" in den Knochen und die langfristig bessere Haltbarkeit. Voraussetzung ist eine gute Knochensubstanz des Patienten und das bis auf den Bruchteil eines Millimeter genau Einpassen des Implantates. Das erfordert Erfahrung und sehr sorgsames Arbeiten des Orthopäden.
In der Regel halten 95 Prozent der eingesetzten Endoprothesen heute länger als zehn Jahre. Die in aktuellen Presseberichten bekannt gewordenen Probleme beruhen größtenteils auf Prothesen, in denen Metalle aufeinander reiben oder die nur mit einem sehr kleinen Schaft im Knochen verankert sind. Zum Glück seien solche Prothesen in den vergangenen Jahren im Großraum Magdeburg kaum eingesetzt worden, so Professor Lohmann. Standard sind heute in Deutschland oder der Schweiz gefertigte und TÜV-geprüfte Prothesen, die einen Kopf aus Keramik und eine Gelenkpfanne aus Polyethylen besitzen.
Durch Bewegung Muskulatur, Gefäße und Knochen stärken
Generell empfehlen die Ärzte dennoch allen Patienten mit Endoprothesen, die Nachkontroll-Termine beim Orthopäden wahrzunehmen - auch wenn keine Beschwerden auftreten und damit eine zusätzliche, geringe Röntgen-Strahlenbelastung auftritt.
Über die vielfältigen Rehamaßnahmen vor und nach einem Gelenkersatz informierte Oberärztin Dr. Margit Rudolf. Sie erklärte unter anderem, welche physikalische Therapien wann angebracht sind und mit welchen Bewegungsübungen die Kraft, Ausdauer und Koordination trainiert werden kann. Generell empfiehlt die Sporttherapeutin Schwimmen, Radfahren oder Wandern auf möglichst ebener Strecke. Das kräftig Muskulatur, Gefäßsystem und Knochen.
Der nächste Medizinische Sonntag findet am 29. April statt. Dann berichten Mediziner über das Thema "Wie die Angst krank macht".