Neues Aktionsbündnis in Sachsen-Anhalt klärt über Hilfsmöglichkeiten für Betroffene und deren Angehörige auf Depressionen sind durchaus erfolgreich behandelbar
Vor wenigen Tagen startete das "Bündnis gegen Depression" in Sachsen-Anhalt. Ziel ist es, über Hilfsangebote zu informieren. Uwe Seidenfaden sprach darüber mit Prof. Dr. Bernhard Bogerts, Direktor der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie.
Volksstimme: Wo können Menschen mit schweren Depressionen bzw. deren Angehörige unkompliziert Hilfe finden?
Professor Bogerts: Weil schwere depressive Erkrankungen sehr verschiedenartige Ursachen haben können, bedürfen sie einer intensiven diagnostischen Abklärung und werden je nach Ursache auch unterschiedlich behandelt. Die ersten Ansprechpartner für Patienten mit schweren seelischen Belastungen sollten die niedergelassenen Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie sein. Für den Fall, dass eine ambulante Diagnostik und Behandlung nicht mehr ausreicht oder zeitnah nicht möglich ist, können sie eine Einweisung zur ambulanten oder stationären Weiterbehandlung in einer Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie vornehmen. Als Notfälle können Patienten dort auch direkt vorsprechen. Neurologische Kliniken sind nicht für die Behandlung von depressiven Patienten zuständig.
Volksstimme: Wann sollte man sich an die neue Spezialambulanz des Magdeburger Uniklinikums wenden?
Professor Bogerts: Patienten, die seit längerem an ausgeprägten depressiven Symptomen leiden und sich durch bisherige Behandlungen nicht besserten, können durch ihren Hausarzt oder Nervenarzt eine Überweisung in die Ambulanz der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums erhalten. Die Kontaktstelle der Psychiatrischen Institutsambulanz hat die Telefonnummer (0391) 6 71 34 83 (E-Mail Kliniksekretariat: susanne.petersen@med.ovgu.de). Notfälle können in der Klinik auch direkt stationär aufgenommen werden.
Volksstimme: Wann ist eine stationäre Klinikaufnahme zum Schutz eines depressiven Patienten notwendig?
Professor Bogerts: Wenn eine lebensbedrohliche Situation aufgrund akuter Suizidalität vorliegt, ist eine Klinikeinweisung unumgänglich. Fast alle Patienten distanzieren sich von ernsthaften Selbstmordabsichten innerhalb weniger Tage nach stationärer Behandlung und sind dann dankbar, dass eine solche Maßnahme erfolgte. Auch schwere behandlungsresistente Depressionen, bei denen keine Suizidgefährdung erkennbar ist, unter denen die Patienten doch sehr leiden, sollten eine umfangreichere stationäre Diagnostik und Behandlung erhalten. Die Depressionsbehandlung ist oft eine langwierige Angelegenheit; manchmal tritt eine Besserung auch bei optimaler medikamentöser und psychotherapeutischer Behandlung erst nach Wochen oder Monaten auf. Die Langzeitprognose ist bei den allermeisten Patienten aber gut.
Weitere Hinweise im Internet: www.buendnis-depression.de/magdeburg-halle-sachsen-anhalt