Der Frost hat den Nordpol wieder fest im Griff
Es war eine Wetterkapriole: Ausgerechnet im Winter kletterten die Temperaturen am Nordpol in die Höhe. Doch der Ausnahmezustand dauerte nicht lange.
London/Hamburg (dpa) - Nach einem außergewöhnlichen Wärmeschub haben sich die Temperaturen in der Nordpolregion wieder deutlich abgekühlt. Es sei dort nun wieder etwa minus 15 Grad kalt, sagte die Meteorologin Jutta Perkuhn vom Deutschen Wetterdienst in Hamburg.
Noch am Vortag hatten die Temperaturen bei null Grad gelegen - normalerweise herrschen am Nordpol um diese Jahreszeit minus 30 bis minus 40 Grad.
Zur Erklärung der Wetterkapriole meinte Perkuhn: Ursache war ein kleiner Warmluftvorstoß. Dem ist jetzt die Puste ausgegangen. Die Warmluft-Welle werde nun nicht mehr so stark in Richtung Norden geschoben wie in den Vortagen.
Auf der Inselgruppe Spitzbergen im Nordatlantik war es am Donnerstag noch plus fünf Grad warm - aber auch dort werde die Temperatur bis Montag fallen, sagte Perkuhn.
Die Erwärmung im Norden wurde nach Angaben von Meteorologen durch eine ungewöhnliche Wetterkonstellation über dem Atlantik verursacht. Tropische warme Luft wurde bis in den hohen Norden geschaufelt, während kalte Polarluft gen Süden zog. Die Folge waren etwa Frost und Schnee bis in den Süden der USA.
Die Ursachen der Wetterlage sei wissenschaftlich nicht zu erklären, teilte der DWD mit. Es sei ein Ausdruck des chaotischen Systems Atmosphäre. Fest stehe aber, dass es mit dem Klimawandel nichts zu habe.
Unklar ist auch, wie häufig solche Wetterkapriolen tatsächlich vorkommen. Die Wissenschaftlerin Dorthe Dahl-Jensen vom Niels Bohr Institut an der Universität Kopenhagen meinte, das sei gar nicht so selten. Zugleich sah sie langfristig aber auch Folgen für die Eisdicke in der Region.
Es passiere sogar häufiger, dass sich die Temperaturen in der hohen Arktis sehr stark änderten, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Das hänge von den Wettersystemen und der Windrichtung ab. Wenn es wärmer wird, ist es häufiger, dass so etwas vorkommt. Und wenn es häufiger wird, wirkt es sich auf die Entwicklung und die Dicke des Meereises im Winter aus. Dahl-Jensen leitet ein Team, das Grönlands Eisschild untersucht.