Kollegen für den Notfall informieren Diabetes schränkt das Berufsleben meist nicht ein
Tübingen (dapd) l Offenlegen oder für sich behalten? Diese Frage stellen sich Menschen mit Diabetes. Betroffene befürchten Nachteile am Arbeitsplatz, wenn sie ihren Kollegen von ihrer Erkrankung erzählen. "Denn die etwa acht Millionen Diabetiker in Deutschland haben mit Vorurteilen zu kämpfen und gelten schon mal als unsportlich, übergewichtig und willensschwach", sagt Prof. Andreas Fritsche, Diabetologe, Leiter der Ernährungsmedizin und Prävention am Universitätsklinikum Tübingen und Pressesprecher der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG). Deswegen rät Fritsche auch nicht per se jedem Diabetiker dazu, den Arbeitskollegen von der Erkrankung zu erzählen.
"Niemand ist verpflichtet, die Kollegen zu informieren", sagt Fritsche. Aber es sei sinnvoll, wenn wenigstens die Kollegen, mit denen man eng zusammenarbeitet, eingeweiht seien. Denn dann wüssten sie, warum man plötzlich essen muss oder den Blutzucker misst. "Außerdem kann es bei Menschen mit Diabetes zu Unterzuckerung kommen und damit zu Krämpfen oder auch einer Ohnmacht", sagt Fritsche. Für solche Notfälle sei es vorteilhaft, wenn das Arbeitsumfeld über Diabetes Bescheid wisse und richtig reagieren könne.
Menschen mit Diabetes Typ 1 und 2 sind aber genauso leistungsfähig wie ihre Kollegen ohne die Stoffwechselerkrankung, betont Fritsche. Es gibt nur wenige Berufe, die für sie nicht infrage kommen. Die meisten Typ-2-Diabetiker stehen mitten im Berufsleben, wenn sie die Diagnose bekommen und fast alle können berufstätig bleiben. Aber wer Insulin spritzt und häufig schwere Unterzuckerungen bekommt, sollte keinen Beruf ausüben, bei dem er für viele andere Menschen verantwortlich ist oder sich selbst gefährden kann", sagt Fritsche. Dazu zählt er unter anderem Piloten, Busfahrer oder Dachdecker. In solchen Fällen sollten Betroffene mit ihrem Arbeitgeber über ihre Erkrankung sprechen und sich von ihrem Arzt zum möglichen Berufswechsel beraten lassen.