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Nur verletzte Tiere zeitweise im Haus aufnehmen Die beste Hilfe für Igel ist ein naturnaher Garten

15.10.2010, 04:15

Herbstzeit ist auch Igelzeit. Kaum verfärben sich die ersten Blätter, gehen bei den Naturschutzverbänden und -behörden vermehrt Bürgeranfragen ein. Besorgte Tierfreunde fragen nach, wie man Igel unbeschadet über den Winter bringen kann.

Magdeburg (rgm). Die zunehmende Hilfsbereitschaft ist auch nicht verwunderlich angesichts der vielen von Autos überfahrenen Tiere. Kreuzt der wenig scheue Igel dann die Wege des Menschen, ist die Begeisterung meist groß, und ein Platz im Keller oder Schuppen ist ihm sicher. Doch der Igel ist kein Haus-, sondern ein Wildtier. Wer ihm helfen will, sollte lieber in seinem Garten für igelfreundliche Lebensbedingungen sorgen, rät Annette Leipelt vom Naturschutzbund NABU Sachsen-Anhalt.

Vom vorsorglichen Einsammeln oder Einkellern von Igeln sei auf jeden Fall abzuraten. Es gehört zum natürlichen Lauf der Dinge, dass kranke und schwache Tiere den Winter nicht überleben. Diese Verluste helfen mit, den Bestand gesund und lebensfähig zu erhalten. Nach dem Gesetz zählen Igel zu den besonders geschützten Tieren. Das Bundesnaturschutzgesetz schreibt vor, dass wildlebende Tiere der "besonders geschützten Arten", nicht gefangen werden dürfen. Nur für verletzte, kranke und hilflose Igel macht der Gesetzgeber eine Ausnahme. "Wer Igel zu Hause aufnimmt, muss also wissen, dass es sich um geschützte Wildtiere handelt. Eine Naturentnahme ist auf Ausnahmen beschränkt: Nur verletzte oder kranke Igel dürfen zeitweise aufgenommen werden, um sie möglichst bald gesund in die Natur zu entlassen", mahnt Annette Leipelt. Denn im Haus überwinterte Igel haben im Frühjahr erhebliche Anpassungsschwierigkeiten, wenn sie wieder in die Natur entlassen werden.

Ende September werden die Igelkinder selbständig und wandern ab. Dann wiegt ein junger Igel zirka 300 Gramm und kann sich durch das vorhandene Angebot an Regenwürmern und Insekten noch reichlich Winterspeck anfressen. Etwa Mitte Oktober beginnen die Alttiere, ein Nest für den Winter anzulegen. Erst bei anhaltenden Bodentemperaturen um 0 Grad Celsius suchen die Igel dann das Winterquartier auf – je nach Witterungsverhältnissen im Oktober oder im November.

In der Dämmerung gehen die Igel dann auf Wanderschaft und dabei ist es wichtig, dem Igel im Garten freien Zutritt zu gewähren. Ein bis zum Boden reichender, engmaschiger Zaun oder eine Mauer ringsum den Garten grenzt die nächtlichen Streifzüge schnell ein und man wundert sich, warum der stachlige Freund nur beim Nachbarn herumstromert.

Für den Zeitpunkt des Winterschlafs sei nicht der Monat entscheidend, sondern die Außentemperatur. Die erste Frostperiode ist häufig nur von kurzer Dauer. Diesem Rhythmus passen sich die Igel an. "Es ist ganz normal, dass wir Igel auch noch im November oder schon im Februar im Garten antreffen", erklärt Leipelt weiter. "Bei den zunehmend milden Wintern ist der Winterschlaf des Igels auch kürzer und somit auch das Überwinterungsgewicht nicht immer entscheidend. Es sei denn, es kommt ein wirklich harter Winter wie im vergangenen Jahr."

Deshalb sollen bei Winterbeginn auch mittelgroße Igel in der Natur und in den Gärten bleiben. Dort kann man ab dem Spätherbst – falls erforderlich – kleineren Igeln durch Zufüttern bei der Vorbereitung der Winterruhe helfen. Keinesfalls darf man den Tieren Milch anbieten.

Die beste Igelhilfe ist jedoch nach wie vor die naturnahe Gestaltung des Gartens:

- Bieten Sie in Ihrem Garten Unterschlupfmöglichkeiten für Igel an, legen Sie Laub- und Reisighaufen an.

- Pflanzen Sie heimische, standortgerechte Bäume und Sträucher.

- Decken Sie Kellerschächte und Gruben ab.

- Stellen Sie frisches Trinkwasser auf.

- Verzichten Sie auf chemische Unkrautvernichtungsmittel und Insektizide.

Wer Igeln also wirklich helfen will, kann im eigenen Garten für den notwendigen Lebens- und Nahrungsraum sorgen. Hier gilt die Devise: Je naturnaher, umso besser. Igel besiedeln gerne vielfältig gestaltete Naturgärten.

Viele Gärtner räumen in der Herbstzeit Pflanzenreste von den Beeten, schneiden Bäume und Sträucher und harken das Laub zusammen. "Dieses Material sollte nicht entsorgt oder verbrannt werden, sondern in einer abgelegenen Ecke zusammengetragen werden und somit zahlreichen Kleinlebewesen einschließlich dem Igel Unterschlupf für die kalte Jahreszeit bieten", rät der NABU.

Neben Totholzhaufen und Hecken erfüllt auch ein selbstgebautes Igelhäuschen seinen Zweck.

Igel leisten einen ganz wichtigen Beitrag zur Regulierung von Schädlingen - ganz oben auf ihrem Speiseplan stehen nämlich Schnecken, Raupen und auch Mäuse.