Getränke Die zuckersüße Verführung
Limonade, Saft, Energydrinks - Zucker ist darin fast allgegenwärtig. Auch wenn der Verbraucher ihn oft nicht erkennt.
Berlin l Knapp 120 Liter pro Jahr – so viel alkoholfreie Erfrischungsgetränke konsumieren die Deutschen jährlich. Das zumindest hat die Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke einer eigenen Mitteilung zufolge für das Jahr 2015 berechnet. Dahinter stecken Säfte und Fruchtschorlen, aber auch Limonaden – oder kurz: Brause. Bunt und in unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen verfügbar, sind letztere besonders bei Kindern und Jugendlichen beliebt. Bei knapp 30 Prozent der jungen Konsumenten stehen sie täglich auf dem Speiseplan, ging etwa aus der Shell-Jugendstudie 2006 hervor.
Doch die Erfrischungsgetränke werden kritisiert, insbesondere wegen ihres Zuckergehaltes. Ein hoher Zuckerkonsum wird von Ernährungsexperten als eine der Ursachen für Fettleibigkeit, Typ-II-Diabetes und Herzinfarkte angeführt. Ausgehend von solchen Gesundheitsfolgen empfahl die Weltgesundheitsorganisation lange Zeit, die tägliche Zuckerzufuhr eines gesunden Erwachsenen solle zehn Prozent der täglichen Energiezufuhr nicht überschreiten – also maximal 50 Gramm. Besser seien allerdings nicht mehr als 25 Gramm für einen Erwachsenen.
Diese Menge ist bei Erfrischungsgetränken schnell überschritten: Bereits 100 Milliliter Pink-Grapefruit-Saft oder Orangenlimonade enthalten etwa acht Gramm Zucker. Ein normales Trinkglas fasst etwa 200 bis 250 Milliliter Flüssigkeit. Mit einem Glas Pink-Grapefruit-Saft oder Orangenlimonade sind bereits rund 20 Gramm Zuckerzufuhr erreicht. Der tägliche Flüssigkeitsbedarf liegt bei rund 1,5 Liter – wer diesen ausschließlich über Säfte oder gezuckerte Limonade deckt, führt (hier entsprechend des Beispiels) 120 Gramm Zucker zu. Und dabei bleibt es nicht. Denn nicht nur Limonaden und Säfte enthalten Zucker. Dieser ist auch Brot, Nudeln und Wurst vorhanden.
Wer nicht alle seine Lebensmittel selbst herstellen will, kommt am Zucker kaum vorbei – insbesondere bei stark verarbeiteten Lebensmitteln. Ernährungsexperten und Verbraucherverbände raten deshalb zum bewussten Umgang mit Lebensmitteln. Hilfreich sei der Blick auf die Inhaltsangaben und Energiewerte. Für die meisten Verbraucher ist das jedoch eine echte Herausforderung: Nicht überall, wo Zucker drin ist, steht das Wort „Zucker“ drauf. Denn diese Bedeutung steckt in vielen Begriffen: Saccharose, Maltose, Glukose, Dextrose, Fruktose.
In den USA, aber auch in Mexiko, Großbritannien wird versucht, mit Sondersteuern und Werbeverboten gegen den massenhaften Konsum von Dickmacher-Lebensmitteln zu steuern. In Deutschland ist eine Sondersteuer bereits abgelehnt worden. Auch auf eine unter anderem von der Organisation Foodwatch geforderten Lebensmittelampel, die übermäßige ungesunde Inhaltsstoffe farblich markiert, gibt es keine Einigung.
Foodwatch will nun am Mittwoch eine Studie vorstellen, bei der der Zuckergehalt von mehr als 500 Erfrischungsgetränken untersucht wurde, darunter Limonaden, Energydrinks und Saftschorlen. Mutmaßlich wird diese einmal mehr vor übermäßigem Genuss solcher Lebensmittel warnen. Letztlich kann jedoch nur der einzelne Verbraucher über seine tägliche Ernährungsgewohnheiten entscheiden.