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Großes Interesse am Medizinischen Sonntag / Fachärzte informierten über moderne Diabetes-Therapien Einmal Insulin, heißt nicht immer Insulin

Von Uwe Seidenfaden 01.11.2011, 05:26

Diabetes geht viele Menschen an. Etwa acht Millionen Deutsche sind betroffen. Fast 500 Männer und Frauen besuchten den Medizinischen Sonntag - eine Gemeinschaftsveranstaltung des Uniklinikums, der Urania und der Volksstimme.

Magdeburg l Diabetes ist nicht gleich Diabetes. Mediziner unterscheiden zwei Formen mit unterschiedlichen Ursachen: Den Typ-1-Diabetes, bei dem die insulinbildenden Zellen der Bauchspeicheldrüse aus zum Teil noch unbekannten Gründen ihren Dienst versagen, und den Typ-2-Diabetes, für dessen Entstehung überschüssiges Körperfett eine gewichtige Rolle spielt. "Die meisten Betroffenen haben einen Typ-2-Diabetes", so Professor Dr. Peter Mertens von der Magdeburger Universitätsklinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Diabetologie und Endokrinologie. Ein Grund ist zu wenig Bewegung und eine zu kalorienreiche Ernährung.

Umstellung der Ernährung ist ein Teil der Therapie

Darin begründet liegt bereits ein wesentlicher Kern der Therapie: die Gewichtsabnahme durch Kalorienreduktion und durch mehr sportliche Aktivität. Konkret heißt das täglich mindestens 30 Minuten körperlich anstrengende Tätigkeiten, zum Beispiel zügiges Gehen unter Einsatz der Armmuskulatur, informierte Dr. Silke Klose, Oberärztin an der Magdeburger Universitätsklinik.

Wurde durch einen Arzt eine Diabetes-Erkrankung und ein Langzeitblutzuckerwert (HBA1C) von deutlich über 6,5 festgestellt, ist es mit einer Ernährungsumstellung und mit mehr Sport allein aber selten getan. "Dann", so Professor Mertens, "ist zusätzlich eine medikamentöse Behandlung erforderlich". Wie unterschiedlich diese Therapie im Einzelfall gestaltet werden kann, machte Dr. Silke Klose an Hand von Fallbeispielen aus der praktischen Tätigkeit der Diabetes-Fachärzte deutlich. "Einmal Insulin zu spritzen heißt nicht zwangsläufig, bis zum Lebensende Insulin spritzen zu müssen", sagte die Diabetologin im Hinblick auf neue Behandlungsempfehlungen von Typ-2-Diabetikern. Beide Referenten informierten ausführlich über die Wirkungen und die möglichen Nebenwirkungen verschiedener Medikamentengruppen, die meist in Kombination zur Behandlung des Diabetes eingesetzt werden.

Bisherige Hoffnungen auf Insuline, die als Spray inhaliert werden können, haben sich leider nicht erfüllt. Gleiches gilt für die sogenannten Glitazone wie Actos oder Avandia. Sie erhöhen das Risiko einer Herzpumpschwäche.

Dagegen bewährten sich seit längerem sogenannte Biguanide (Metformin). Diese Medikamentengruppe wurde bislang bei Typ-2-Diabetes oftmals mit Sulfonylharnstoffen wie Amaryl oder Glibenclamid kombiniert. Wie sich aber zeigte, besteht bei Sulfonylharnstoffen das Risiko von hirnschädigenden Unterzuckerungen. Inzwischen gibt es neue Wirkstoffe, die die Sulfonylharnstoffe ersetzen können. Sie verstärken die positiven Wirkungen körpereigener Darmhormone (Inkretine) auf den Blutzuckerspiegel und können als Tablette bzw. als Spritze verabreicht werden. "Mit den neuen Wirkstoffen lassen sich Hypoglykämien (Unterzuckerungen) besser vermeiden", so Professor Mertens. Außerdem nimmt das Hungergefühl ab, die Sättigung setzt schneller ein, und die Kalorienaufnahme sinkt. Das verhindert die Gewichtszunahme in der Therapie.

Noch mehr können Bürger am 12. November auf dem "Diabetestag in Magdeburg" erfahren. Die Aktionsveranstaltung beginnt 9 Uhr vor dem Magdeburger Rathaus mit 30 Minuten Walking (schnelles Gehen).

Beide Vorträge gibt es ab sofort im Internet unter www.med.uni-magdeburg.de/ medizinischer_sonntag.