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Stiftung Warentest prüfte 30 natürliche Mineralwässer mit viel Kohlensäure Einwandfreies Mineralwasser kostet nur 13 Cent pro Liter

04.08.2011, 04:33

Die Stiftung Warentest hat insgesamt 30 Wässer mit viel Kohlensäure aus beiden Gruppen geprüft, 14 Wässer schmeckten einwandfrei – darunter Hersteller- und auch Eigenmarken.

Berlin (rgm). Quellbrunn, Aqua Culinaris, Saskia, Vitalitasia: So heißen Eigenmarken für natürliche Mineralwässer mit Kohlensäure von Aldi, Lidl, Netto Marken-Discount und Co. Kaum ein abgefülltes Getränk ist billiger: 1,5 Liter in der Kunststoffflasche kosten nur 19 Cent. Wie ist das möglich? Großer Absatz, ausgeklügelte Logistik, leichte Einwegflaschen – das sind nur einige Gründe. Seit Jahren beherrschen die Billigwässer mehr als die Hälfte des Marktes. Früher machten regionale Brunnenbetriebe mit ihren Marken das große Geschäft.

Zwei importierte Herstellermarken enttäuschten: S.Pellegrino aus Italien und Vöslauer aus Österreich schmeckten deutlich nach Acetaldehyd (fruchtig-süß), genauso wie das Wasser von Netto Supermarkt. Sensorisch ist das mangelhaft. Acetaldehyd entsteht bei der Herstellung von Flaschen aus PET (Polyethylenterephthalat). Es geht umso mehr davon ins Wasser über, je wärmer, heller und länger die Flaschen lagern. Deutsche Flaschenhersteller setzen heute Blocker ein, um freies Acetaldehyd zu binden. Anders als in früheren Tests ist es nur noch selten ein geschmackliches Problem, ein gesundheitliches war es nie.

Die Tester untersuchten sämtliche Wässer auf alle möglichen Keime. Nur in der weltweit bekannten Marke Apollinaris wurden sie fündig. Alle fünf Prüfflaschen enthielten einen Keim, der Essigsäurebakterien ähnelt. Er kommt auf Pflanzen, Früchten und in sauren Böden vor. Als gesundheitlich bedenklich gilt er nicht. Der Hersteller muss prüfen, ob das ein Fall für die Betriebshygiene ist oder natürliche Ursachen hat.

Kalzium, Magnesium, Natrium und weitere Mineralstoffe können sich natürlich im Wasser anreichern, wenn es Hunderte Meter durch Erde und Gestein sickert. Insgesamt strotzen aber nur drei Wässer vor Mineralstoffen: Apollinaris, Gerolsteiner und Tip Tiefenfels Quelle von real. Jedes zweite Wasser war sogar mineralstoffarm. Die Gehalte ähneln oft dem regionalen Trinkwasser.

Auf dem Weg durch die Gesteinsschichten können auch kritische Stoffe aus dem Boden ins Wasser gelangen. Zu viel Uran etwa kann die Nieren schädigen. Für Säuglingsnahrung darf Mineralwasser pro Liter maximal 2 Mikrogramm Uran enthalten. In den meisten Wässern, darunter alle für Säuglinge, fanden die Warentester kein Uran. Bei zehn Wässern lagen die Gehalte unter dem Trinkwassergrenzwert von 10 Mikrogramm pro Liter, der ab November 2011 gilt.

In der Vergangenheit sorgten Hormonfunde im Mineralwasser für Schlagzeilen. Eine mögliche Ursache: Frauen, die die Antibabypille nehmen, scheiden die Substanzen aus. Übers Abwasser gelangen sie in die Umwelt. Die Tester haben in den Mineralwässern keine Hinweise auf hormonelle Verunreinigungen gefunden, auch nicht auf Unkrautvernichtungsmittel.

Allerdings hatte ausgerechnet das deutschlandweit erste Bio-Mineralwasser der Brauerei Neumarkter Lammsbräu ein Schadstoffproblem: weichmacherhaltiges PVC in der Deckeldichtung.

Der Test ist in der August-Ausgabe der Zeitschrift test und online unter www.test.de/mineralwasser veröffentlicht.