Volksstimme-Telefonforum zum Thema hohe Cholesterinwerte und Fettstoffwechselstörungen Entgegen dem Volksglauben: Eier enthalten weniger Cholesterin als Schweinefleisch
Fettstoffwechselstörungen sind ein Übel, das viele Sachsen-Anhalter kennen. Wie man zu gesunden Cholesterinwerten kommt, wollten viele Leser im Volksstimme- Telefonforum wissen. Uwe Seidenfaden stellte einige Fragen und Antworten zusammen.
Frage: Ich habe einen Cholesterin-Check machen lassen. Dabei stellte mein Arzt fest, dass das Gesamt-Cholesterin erhöht ist. Was bedeutet das?
Antwort: Cholesterin ist ein Blutfett und wichtiger Baustein der Zellen. Er wird nach Bedarf in der Leber gebildet. Zudem nehmen wir Cholesterin mit bestimmten Lebensmitteln wie Schweinefleisch, Innereien und Meeresfrüchte (Shrimps, Muscheln) und Eier auf. Im Blutstrom ist das Cholesterin an spezielle Transporteiweiße angekoppelt. Die sogenannten Lipoproteine können in unterschiedlicher Dichte auftreten.
Mediziner unterscheiden das gute HDL (High Density Lipoprotein), das eine hohe Dichte hat, sowie die schlechteren Blutfette mit geringer Dichte (LDL). Der Wert für das Gesamtcholesterin sollte bei gesunden Erwachsenen unter 200 Milligramm pro Deziliter Blut (mg/dl) bzw. 4,2 Millimol pro Liter Blut (mmol/l) liegen. Überschreitet der Wert die Normgrenze, sollte man beim Arzt die Blutfettwerte genauer untersuchen lassen. Dazu gehört die Bestimmung von HDL- und LDL-Cholesterin. Blutfette mit geringer Dichte sind maßgeblich an der Arterienverkalkung (Arteriosklerose) beteiligt.
Frage: Warum ist ein erhöhter Cholesterin-Spiegel gefährlich?
Antwort: Ein zu hoher Gesamtcholesterinwert, insbesondere aber hohe LDL-Werte, sind neben Übergewicht, Bluthochdruck, Rauchen und Diabetes ein Risikofaktor für die Entstehung von Gefäßerkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Das Cholesterin lagert sich in den Wänden der Blutgefäße ab. Durchblutungsstörungen sind die Folge.
Frage: Ich habe einen etwas erhöhten LDL-Wert und einen geringen HDL-Wert. Wie groß ist mein gesundheitliches Risiko?
Antwort: Das ist neben den Cholesterinwerten von vielen weiteren Faktoren abhängig wie beispielsweise Ihr Alter, Ihr Geschlecht, Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes. Zur Berechnung Ihres individuellen Risikowertes wird der Arzt alle Risikofaktoren abfragen. Wenn der berechnete Risiko-Score über 20 Prozent liegt, dann sollte eine Cholesterin-Senkung mit Medikamenten angestrebt werden.
Frage: Ich bin 73 Jahre, hatte vor zwei Jahren einen Herzinfarkt und muss unter anderem Medikamente zur Cholesterinsenkung nehmen. Welche Cholesterin-Werte muss ich anstreben?
Antwort: Bei Hochrisikopatienten, die bereits einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall hatten oder an Diabetes leiden, ist ein LDL-Cholesterin von unter 100 Milligramm pro Deziliter Blut bzw. unter 2,6 Millimol pro Liter Blut anzustreben. Die neueren Leitlinien zur Behandlung geben bei Hochrisikopatienten einen Wert von unter 70 Milligramm pro Deziliter Blut bzw. unter 1,8 Millimol pro Liter Blut an. Zusammenfassend ist zu sagen, dass jede LDL-Senkung einen therapeutischen Nutzen bringt.
Frage: Kann man an der Haut erkennen, ob das Cholesterin erhöht ist?
Antwort: In der Regel nicht. Es gibt allerdings Patienten, bei denen treten Fettablagerungen u.a. unter den Augen auf, die ein Hinweis auf eine Fettstoffwechselstörung sein können. Das sollte vom Arzt abgeklärt werden.
Frage: In welchem Maße kann ich mein Cholesterin durch Umstellung der Ernährung senken?
Antwort: Durch eine ballaststoffreiche und fettarme Ernährung lassen sich die Cholesterinwerte etwa um zehn bis 15 Prozent senken. Bei erhöhtem LDL-Cholesterin und geringem HDL-Cholesterin ist es wichtig, tierische Fette in der Nahrung möglichst zu meiden. Sie stecken z.B. in der Leber, in Leberwurst, Majonaise und Shrimps. Wertvoll sind insbesondere mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die beispielsweise in pflanzlichen Lebensmitteln, insbesondere Rapsöl sowie Leinöl, und in Kaltwasserfischen zu finden sind. Hülsenfrüchte und frisches Gemüse sind praktisch fettfrei und enthalten kein Cholesterin. Milchprodukte oder Käsesorten sollten nicht mehr als 30 Prozent Fett enthalten.
Frage: Stimmt es, dass man mit Artischocken und Knoblauch den schlechten Cholesterinwert bessern kann?
Antwort: Artischocken und Knoblauch verändern die Blutfette nicht, sie schaden aber auch nicht.
Frage: Ich habe ein erhöhtes LDL-Cholesterin und Bluthochdruck. Mein Arzt hat mir ein Medikament (Simvastatin) verordnet. Seither habe ich Muskelschmerzen und Schlafstörungen. Muss das Medikament abgesetzt werden?
Antwort: Die von Ihnen beschriebenen Nebenwirkungen sind bei Medikamenten aus der Gruppe der Statine möglich. Etwa jeder hundertste Patient berichtet darüber. Statine hemmen Enzyme in der Zelle, so dass die Eigenproduktion von LDL-Cholesterin gesenkt wird.
Sie sollten mit Ihrem Arzt sprechen. Der Arzt hat die Möglichkeit, Ihnen ein anderes Präparat aus der Statin-Gruppe zu verordnen, das Sie möglicherweise besser vertragen. Alternativ gibt es Medikamente, die über den Magen-Darm-Trakt wirken und zu einer erhöhten Cholesterin-Ausscheidung führen.
Frage: Gibt es eine Blutwäsche, die das schlechte Cholesterin aus dem Körper zieht?
Antwort: Wir nennen diese Behandlung Lipid-Apherese. Es ist eine wöchentliche Therapie, die nur bei sehr schweren Fettstoffwechselstörungen durchgeführt wird oder bei Hochrisikopatienten, deren Cholesterinspiegel mit Medikamenten und Ernährung nicht zu beeinflussen ist.
Frage: Bei mir ist nur eine Erhöhung des "Lipoproteins a" vorhanden. Was ist das und ist das gefährlich?
Antwort: Das "Lipoprotein a" ist dem LDL ähnlich. Große wissenschaftliche Untersuchungen zeigten, dass eine Erhöhung ein eigenständiger Risikofaktor für Gefäßkrankheiten ist (Herzinfarkt, Schlaganfall). Das Auftreten einer Erhöhung von "Lipoprotein a" ist in der Bevölkerung im Vergleich zu anderen Fettstoffwechselstörungen eher selten. Es tritt familiär gehäuft auf. Eine medikamentöse Senkung ist derzeit nicht möglich. Um so wichtiger ist die Behandlung durch Spezialisten (z.B. Lipid-Ambulanz, www.med.uni-magdeburg.de/fme/Institute/ikc/?lamb).
Frage: Kann man mit Sport zu hohe Cholesterinwerte senken? Wenn ja, welche Sportarten eignen sich besonders gut zur Normalisierung der Blutfettwerte?
Antwort: Zu empfehlen sind Ausdauersportarten wie Laufen, Radfahren und Schwimmen. Der Sport sollte so maßvoll betrieben werden, dass noch genügend Luft bleibt, um sich unterhalten zu können.