„Sextortion“ Erpressung mit intimen Fotos: So schützen Eltern ihre Kinder
Immer häufiger werden Kinder und Jugendliche mit intimen Aufnahmen erpresst. Täter sind Fremde – oft aber etwa auch Mitschüler. Wie Eltern vorbeugen und Kindern und Jugendlichen helfen können.
![„Sextortion“ beginnt mit einem vermeintlichen Online-Flirt und endet mit der Drohung, intime Bilder oder Videos zu veröffentlichen.](https://bmg-images.forward-publishing.io/2025/02/12/96382e1b-f6cd-46ab-acff-d471ff6ca965.jpeg?w=1024&auto=format)
Bonn/Stuttgart - Erpresser nutzen intime Aufnahmen, um ihre Opfer unter Druck zu setzen – ein Phänomen, das auch unter Kindern und Jugendlichen zunimmt. Davor warnen das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und die Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK). Sie erklären, wie diese „Sextortion“ (von extortion, englisch für Erpressung) funktioniert und was Eltern und Kinder tun können.
Perfide Methoden
Fremde Täterinnen und Täter treten dabei oft über soziale Netzwerke, Datings-Apps oder Gaming-Chats gezielt mit auch jungen Opfern in Kontakt, so die Behörden. Um das Vertrauen der jungen Nutzer zu gewinnen, täuschen sie Gemeinsamkeiten vor, geben etwa vor, die gleichen Interessen zu haben.
Die anfangs lockeren, freundschaftlichen Chats verlagern sie dann häufig nach kurzer Zeit in andere Kanäle wie etwa Messenger-Dienste - und umgehen so die Sicherheitsmaßnahmen, die die ursprünglichen Plattformen zum Schutz von Minderjährigen getroffen haben. Aus einfachen Gesprächen entstehen später Forderungen nach Nacktbildern oder -videos, warnen die Experten.
In den meisten Fällen stammten die Täter jedoch aus dem direkten sozialen Umfeld, etwa aus der Schule, und seien männlich.
Ob Fremde oder Bekannte, die Erpressung verläuft gleich: Haben die Täter intime Aufnahmen erhalten, erpressen sie die Betroffenen mit der Drohung, die Bilder oder Videos zu veröffentlichen. Die Forderungen der Täterinnen und Täter: Geldzahlungen oder weitere Aufnahmen.
Vorbeugen: Kinder aufklären und Regeln finden
Eltern sollten Kinder und Jugendliche gezielt über die Gefahren im Umgang mit der eigenen Online-Präsenz aufklären und dafür sensibilisieren: „Ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber Fremden, die Sie im Internet kennenlernen, kann sich als gesund erweisen“, so Karin Wilhelm, Expertin für Verbraucherschutz beim BSI. Sie rät:
- Bieten Sie Hilfe an erklären Sie zum Beispiel, wie man eine Freundschaftsanfrage überprüft.
- Überlegen Sie gemeinsam, welche Account- und Privatsphäreneinstellungen sowie weitere Regeln sinnvoll sind.
In seinen Anregungen für ein Eltern-Kind-Gespräch rund um Gefahren im Internet listet das BSI unter anderem folgende Faustregeln auf, um eine gesunde Skepsis zu schärfen:
- Nicht einfach glauben, was man im Internet liest.
- Mit Eltern oder Vertrauen sprechen, wenn etwas komisch vorkommt. Auch Erwachsene bekommen seltsame E-Mails oder eine ungewöhnliche Anfrage.
- Gerade in Chats, E-Mails und Social Media im Hinterkopf haben, dass sich mit Hilfe falscher Profile Identitäten vortäuschen und verbergen lassen.
- Keine Nachrichten von Fremden beantworten. Sie können menschliche Eigenschaften wie Hilfsbereitschaft, Vertrauen, Angst oder Respekt vor Autorität ausnutzen, um jemanden gezielt zu manipulieren.
- Gut überlegen, welche Bilder man hochlädt. Bilder sind schnell kopiert oder geteilt und eine Kontrolle kaum möglich.
Und wenn es doch zu Erpressungsversuchen kommt?
„Melden Sie Vorfälle immer der Polizei. Nur so kann diese weitere Fälle verhindern“, so Martina Plackmann, Expertin für Prävention bei ProPK. Sie rät außerdem davon ab, den Forderungen von Täterinnen und Tätern nachzukommen: „Meist hören diese auch danach nicht auf.“
Stattdessen sollten Betroffene den Kontakt umgehend abbrechen und den jeweiligen Chat- oder Plattformbetreiber informieren und die Löschung der kompromittierenden Inhalte einfordern.