Anzeige Experten-Interview: Gibt es neue Therapieansätze mit Stammzellen aus Nabelschnurblut?
akz-i In der medizinischen Forschung sind Stammzellen sehr begehrt. Wenn sie sich noch nicht in spezifische Gewebezellen differenziert haben, könnten mit ihnen künftig viele Krankheiten behandelt werden. Stammzellen aus Knochenmark sind allerdings durch ihre Differenzierung lediglich begrenzt einsetzbar. Die Alternative: Stammzellen aus Nabelschnurblut. Sie sind unbelastet von Infektionen und äußerst wandlungsfähig. Stammzellen, wie die aus Nabelschnurblut, sind für Dr. Johannes Boltze vom Fraunhofer Institut für Zelltherapie und Immunologie in Leipzig ideale Forschungsobjekte.
Dr. Boltze, warum sind Stammzellen so interessant für Forschung und Medizin?
"Stammzellen werden erst seit einigen Jahren in der experimentellen Medizin eingesetzt. Sie sind noch ein recht junges Forschungsfeld, wir beschäftigen uns seit dem Jahr 2000 mit der sogenannten Stammzelltherapie. Das Besondere an diesen Zellen ist die Fähigkeit, sich zu vermehren und gleichzeitig in spezielle Zellen und damit Gewebe zu differenzieren. Diese können dann wiederum entsprechende Funktionen übernehmen.
Es gibt verschiedene Typen an Stammzellen, die sich in ihrer Verfügbarkeit und ihren Eigenschaften auch unterscheiden. Stammzellen können im Verbund mit ausgereifteren Zellen, bildlich gesprochen, die Selbstheilungskräfte des Körpers unterstützen."
Wofür setzen Sie Stammzellen ein?
"Wir forschen auf dem Gebiet des Schlaganfalls. In den letzten Jahren haben wir anhand von Tierexperimenten beobachtet, dass durch Anwendung
von Zelltherapien mehrfach positive Effekte erzielt wurden. Obgleich ein gezielter Ersatz von Hirngewebe derzeit noch nicht möglich ist, entfalten Stammzellen schon jetzt erstaunliche Effekte. Die Überführung in eine klinische, d.h. für menschliche Patienten anwendbare Therapie, steht aber noch aus."
Was versprechen Sie sich von der Stammzelltherapie?
"Wenn die Stammzelltherapie rechtzeitig erfolgt, kann Nervengewebe vor einer möglichen Zerstörung bewahrt, aber leider nicht neu gebildet werden. Wir haben unter anderem festgestellt, dass durch die Gabe von Zellen die Größe des geschädigten Hirnareals verringert wird und dass ausgefallene Bewegungsleistungen regeneriert werden. Diese Ergebnisse beruhen auf Basis von tierexperimentellen Studien. Danach gehen wir derzeit von einem Zeitfenster von etwa 72 Stunden für die Behandlung des Schlaganfalls mit Stammzellen aus.
Bisherige Behandlungsstrategien beschränken sich in erster Linie auf die Minderung der Schlaganfallfolgen."
Sie arbeiten ja auch mit Stammzellen aus dem Nabelschnurblut. Welche Bedeutung werden Nabelschnurblut-Stammzellen ihrer Meinung nach in den kommenden Jahren haben?
"Durch ihre "Jugendlichkeit" bieten Stammzellen aus Nabelschnurblut gewisse Vorteile. Sie sind relativ flexibel einsetzbar. Schon heute gibt es vielversprechende Einsatzmöglichkeiten in der Wissenschaft und Forschung. Wir erwarten einen rasanten Zuwachs des Wissens um das Potenzial von Stammzell- und Zelltherapien. Zelltherapien sind aber sicherlich kein "Allheilmittel". Sie haben aber ganz klar das Potenzial, an entscheidenden Punkten im Zusammenwirken mit bereits etablierten Therapieverfahren einen Zusatznutzen für Patienten zu bewirken."
Dr. Boltze, sie arbeiten mit Vita 34, einer privaten Nabelschnurblutbank, auf Forschungsebene zusammen. Wie sieht die Zusammenarbeit aus?
"Wir haben ein gemeinsames Ziel, wir wollen Zelltherapien einsetzen, um Krankheiten zu heilen oder deren Verläufe zu stoppen. Wir verfolgen somit gemeinschaftliche Projekte, verstehen uns aber als wissenschaftlich und wirtschaftlich unabhängige Partner. Nur so kann gute Forschung wirklich funktionieren. Diese Zusammenarbeit bietet viele Vorteile, gemeinsam kann man mehr erreichen. Und wenn Betroffene von unseren Erkenntnissen in fünf, zehn oder mehr Jahren profitieren, haben wir definitiv einen großen und wichtigen Schritt gemacht."
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