Väter unter Druck Familie und Job parallel managen
Männer wollen oft mehr sein als nur Ernährer der Familie. Doch Berufswelt und Gesellschaft machen es ihnen nicht leicht.
Hamburg l Wenn es um die Vereinbarkeit von Job und Familie geht, ist in der Regel von Müttern die Rede. Dabei haben auch Väter mit der Doppelbelastung zu kämpfen. Längst wollen nicht mehr alle Männer nur fürs Einkommen zuständig sein. Das Idealbild: einer, der Geld ranschafft und sich trotzdem liebevoll um den Nachwuchs kümmert. Dem gerecht zu werden, ist aber gar nicht so einfach – zumal viele Männer ein Problem damit haben, sich helfen zu lassen. Doch wer nicht auf sich Acht gibt, rutscht schnell in einen Burnout hinein.
Gefährdet sind gerade Männer, die ihre Sache besonders gut machen wollen, sagt Helen Heinemann vom Institut für Burnout-Prävention. Viele haben einerseits eine zu hohe Erwartungshaltung an sich selbst. Andererseits schlägt ihnen seitens der Arbeitgeber oft genug eisiger Wind entgegen, wenn sie auf Verständnis hoffen. Von Männern wird noch immer erwartet, dass sie mindestens 100 Prozent leisten – egal, wie viel Zeit sie in die Familienarbeit investieren.
Dabei gilt es, nicht die eigenen Maßstäbe eins zu eins zu übertragen. Es liegt aber natürlich auch an den Männern, die Partnerin mal wegzuschicken, um von Anfang an in Sachen Kinderbetreuung mitzuspielen. Aus Sicht des Erziehungswissenschaftlers Robert Richter gibt es keinen Grund, nach der Geburt eines Kindes in archaische Rollenmuster zurückzufallen – vor allem dann nicht, wenn beide vorher Spaß an ihren Jobs hatten. Im Gegenteil: Aus einer sehr ungleichen Aufgabenverteilung können ihm zufolge auch Probleme in der Partnerschaft resultieren. Und die sorgen für noch mehr Stress.
Wer morgens schon vor dem ersten Meeting Verhandlungen übers Zähneputzen führt, läuft aber so oder so Gefahr, irgendwann erschöpft zusammenzuklappen. Das gilt für Väter ganz genauso wie für Mütter. Aus diesem Grund haben auch Männer mit Erschöpfungszuständen seit dem Jahr 2002 einen gesetzlichen Anspruch auf eine Vater-Kind-Kur.
Auf dem Programm stehen Bewegungsangebote, Gespräche über alltägliche Erziehungsfragen oder Vorträge zu gesundheitlichen Themen. Auch wie man mit dem Anspruch der Partnerin umgeht, wird dort mitunter thematisiert. Die Kinder fahren mit und werden vor Ort betreut. Wer eine Vater-Kind-Kur beantragen möchte, kann sich zunächst beim Müttergenesungswerk beraten lassen. Der behandelnde Arzt muss ein Attest ausfüllen und möglichst genau begründen, warum er die Maßnahme für notwendig erachtet. Anschließend stellt der Vater einen Antrag bei der Krankenkasse und sucht sich eine passende Klinik für die Kur aus.