1. Startseite
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Familie
  6. >
  7. Lehrermangel in Sachsen-Anhalt: Analyse & Lösungsansätze zur Bildungskrise

EIL

Familienleben in Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalts Bildungskrise: Was die Zahlen über den Lehrermangel verraten

In Sachsen-Anhalt spitzt sich der Lehrermangel zu. Trotz guter Versorgung in Regionen wie Mansfeld-Südharz, zeigt die Analyse des Bildungsministeriums alarmierende Zahlen.

Von Alexander Walter Aktualisiert: 18.09.2023, 11:55
Leerer Klassenraum: Der Frust über den Lehrermangel ist in der Altmark am größten - das entspricht auch der tatsächlichen Platzierung der Region bei der Personalversorgung
Leerer Klassenraum: Der Frust über den Lehrermangel ist in der Altmark am größten - das entspricht auch der tatsächlichen Platzierung der Region bei der Personalversorgung Foto: dpa

Magdeburg - Landkreise, in denen unsere Leser besonders unzufrieden über Lehrermangel und Unterrichtsausfall sind, sind oft auch jene, für die das Land selbst einen besonders großen Mangel ausweist.

Paradebeispiel sind Halle und der Altmarkkreis Salzwedel. In Halle, Sitz der Universität Halle-Wittenberg als Hauptlehrerschmiede für Sachsen-Anhalt, ist die Unterrichtsversorgung so gut wie in keiner anderen Region des Landes.

Mit 102,5 Prozent liegt sie nahe am Ziel der Regierungskoalition von CDU, SPD und FDP von 103 Prozent. Im Zufriedenheitsranking der Leser liegt die Stadt dann auch wenig überraschend auf Platz zwei (Note 3,19) aller Regionen hinter Magdeburg (3,16).

Lesen Sie auch: Interaktive Karte: So familienfreundlich ist Sachsen-Anhalt wirklich

Analyse des Lehrermangels in Sachsen-Anhalt

Beim Altmarkkreis gilt Ähnliches nur unter umgekehrten Vorzeichen. Die Unterrichtsversorgung ist hier mit 90 Prozent die zweitschlechteste aller Regionen.

Das deckt sich mit einer hohen Unzufriedenheit beim Thema Lehrerversorgung (Note 3,79, letzter Platz). Nicht überall lässt sich aber ein so klarer Zusammenhang aufzeigen.

Lesen Sie auch: Stadt vs. Land: Wo Sachsen-Anhalter am meisten über Schulprobleme klagen

Beispiel Mansfeld-Südharz. Die Region steht mit einer Unterrichtsversorgung von 98,5 Prozent vergleichsweise gut da (Rang 3). Trotzdem vergeben die Leser befragt nach der Lehrerversorgung nur die Zufriedenheitsnote 3,56. Das ist Platz zehn aller Regionen im Land.

Entspannung vor Beginn der 2030er Jahre nicht in Sicht

Die Personalnot an den Schulen begleitet Sachsen-Anhalt seit Jahren. Grund ist neben dem bundesweiten Lehrermangel auch die jahrelange Zurückhaltung früherer Landesregierungen bei der Einstellung von Lehrern.

Lesen Sie auch: Hohe Kitakosten: Bis zu 137 Euro pro Monat Unterschied

Obwohl das Land den Hebel inzwischen umgelegt und zuletzt rund 1000 neue Lehrkräfte pro Jahr eingestellt hat, ist eine echte Entspannung vor Anfang der 2030er Jahre nicht in Sicht. Grund ist die hohe Zahl älterer Lehrkräfte, die pro Jahr in den Ruhestand wechseln.

Zwischen 2012 und 2021 fiel die Zahl der Lehrer vor allem wegen dieser Abgänge deutlich von 15.345 auf 14.813. Seitdem stieg sie zwar wieder leicht auf 15150. Parallel aber nahm die Schülerzahl über den gesamten Zeitraum zu – vor allem wegen des Zuzugs von Flüchtlingen.

Strategien gegen den Lehrermangel

Als Reaktion setzt das Land vermehrt auf Seiteneinsteiger. Seit April müssen alle Lehrer im Land aber auch eine Stunde pro Woche mehr unterrichten. An Grundschulen gelten nun 28 statt 27 Stunden, an Gymnasien und Sekundarschulen 26 statt 25.

Die Landesregierung rechtfertigt den Schritt auch damit, dass in anderen Bundesländern höhere Unterrichtsverpflichtungen gelten. Das stimmt zum Teil.

Lesen Sie auch: Mangel an Ärzten, Lehrern und Kita-Plätzen: Unsere Umfrage zeigt, wo es hakt und was gut läuft

Bildungsziele der Landesregierung

So müssen Grundschullehrer in Niedersachsen 28 Stunden unterrichten – Gymnasiallehrer aber nur 23,5. Im Land ist die Extra-Stunde umstritten. Eine Lehrerin aus der Altmark weigerte sich, diese zu geben, ihr wurde kürzlich fristlos gekündigt. Zwei weitere Lehrer sind vors Oberverwaltungsgericht gezogen.

Auch deutschlandweit ist die Personalnot an den Schulen ein großes Thema. 160.000 Lehrer fehlen geschätzt bis 2035. Am 23. September findet auch deshalb ein bundesweiter Bildungsprotesttag statt.

Die tatsächliche Unterrichtsversorgung in den Regionen Sachsen-Anhalts

Erwartete Unterrichtsversorgung in den Regionen Sachsen-Anhalts in Prozent (über alle Schulformen). 

  • 1. Halle (Saale): 102,5
  • 2. Saalekreis: 98,7
  • 3. Mansfeld-Südharz: 98,5
  • 4. Magdeburg: 95,9
  • 5. Anhalt-Bitterfeld: 95,8
  • 6. Landkreis Harz: 95,7
  • 7. Dessau-Roßlau, Stadt: 95,1
  • 8. Burgenlandkreis: 94,8
  • 9. Börde: 94,5
  • 10. Wittenberg: 93,6
  • 11. Salzlandkreis: 93,5
  • 12. Jerichower Land: 91,9
  • 13. Altmarkkreis Salzwedel: 90,0
  • 14. Landkreis Stendal: 89,4

Quelle: Bildungsministerium Sachsen-Anhalt, Stand 2. August 2023

Ziel der Landesregierung sind laut Koalitionsvertrag 103 Prozent. Bei diesem Wert geht man davon aus, dass Unterricht auch bei Erkrankung oder Dienstfahrten einzelner Lehrer vertreten werden kann.