Weihnachtsgeschenke für Kinder Gebrauchtes zur Bescherung?
Spielzeug zu verschenken, das nicht mehr neu ist, klingt nach einer nachhaltigen Lösung. Allerdings eignen sich nicht alle Dinge für Kinder zum Spielen. Worauf Eltern achten sollten.
Was soll das Kind denn bekommen? Das fragen sich spätestens Anfang Dezember Eltern, Großeltern und Verwandte, die dem Nachwuchs bei der Bescherung eine Freude machen wollen. Viele Menschen denken dabei über gebrauchtes Spielzeug nach. Denn das hat gegenüber neuem so einige Vorteile: Gebrauchtes zu schenken, schont die Umwelt und oft auch den Geldbeutel – zumal viele Spielsachen ohnehin nur für vergleichsweise kurze Zeit im Kinderzimmer bleiben, bis sie nicht mehr den altersgemäßen Interessen entsprechen.
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Wenn es sich dann noch um den früheren Lieblingsteddy oder das Schaukelpferd aus eigenen Kindertagen handelt, besitzt Spielzeug zudem einen hohen emotionalen Wert, als ein Gegenstand, der von Generation zu Generation weitergegeben wird. Doch trotz all der guten Gründe empfiehlt es sich, potenzielle Geschenke erst einmal genau unter die Lupe zu nehmen.
Unsichtbare Schadstoffe auch bei Secondhand
„Es kann sein, dass gebrauchte Spielwaren völlig unbedenklich sind“, sagt ein Sprecher des Landesamts für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt (LAV). Allerdings seien insbesondere gebrauchte Spielwaren von unbekannter Herkunft schwierig einzuschätzen: „Da könnten im Einzelfall durchaus gesundheitsschädliche Stoffe enthalten sein, wenn das mit diesen Stoffen einhergehende Risiko damals noch nicht bekannt war.“
Dass Schadstoffe insbesondere bei Kinderspielzeug ein wichtiges Thema sind, liegt daran, dass Kinder ihre Spielzeuge ständig in der Hand, als Baby auch im Mund haben. Entsprechend hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie die schädlichen Bestandteile aufnehmen. Gleichzeitig reagiert der kindliche Organismus empfindlicher als ein erwachsener auf Schadstoffe, auch weil er sich noch in der Entwicklungsphase befindet.
Bedenkliche Stoffe können auf verschiedene Weise in den Körpers eines Kindes gelangen: „Einige Stoffe dampfen aus dem Spielzeug aus und werden vor allem inhalativ, also über die Atemwege, aufgenommen“, sagt das LAV. Andere Stoffe gelangen über die Haut in den Körper. „Vor allem bei kleineren Kindern ist auch die orale Aufnahme von Stoffen über die Mundschleimhaut zu beachten“, klärt das LAV auf. „Und durch Kauen und Abschaben von Spielzeugmaterial kann es sein, dass Material in den Verdauungstrakt kommt.“ Bei manchen Spielzeugen bleibt es, je nach Material und nach chemisch-physikalischer Eigenschaften der Stoffe, zudem nicht bei einem Aufnahmeweg.
Je älter das Spielzeug ist, desto heikler
Das Problem bei gebrauchten Spielzeugen: Insbesondere wenn sie schon sehr alt sind, ist die Gefahr größer, dass in einzelnen Bestandteilen, Lacken oder im kompletten Spielzeug Schadstoffe enthalten sind. Ein Beispiel dafür sind Phthalate, die lange Zeit als Weichmacher eingesetzt wurden. Weichmacher verleihen etwa Bällen, Puppen, Badetieren oder den Gummireifen von Fahrzeugen ihre Elastizität.
Allerdings dünsten sie dauerhaft aus und gelangen so in die Umwelt. „Bestimmte Weichmacher sind daher für Kunststoffe wie beispielsweise PVC seit 2005 verboten“, sagt das LAV. „In älteren Spielwaren könnten diese jedoch noch enthalten sein.“ Gelangen sie in den Körper, verändern sie unter Umständen das Hormonsystem und die Fortpflanzungsfähigkeit.
Selbst Holzspielzeug aus zweiter Hand, das im Allgemeinen mit Nachhaltigkeit assoziiert wird, ist nicht uneingeschränkt zu empfehlen. Denn hier ist häufig der Lack das Problem: „Bei lackiertem Spielzeug gibt es bestimmte Schwermetalle, welche früher in höheren Konzentrationen in farbigen Lacken für Spielwaren enthalten sein durften“, sagt das LAV. „Heute sind diese Grenzwerte strenger.“
Krebserregende Farben
Holz-Produkte auf eigene Faust aufzuarbeiten, ist dann auch nicht die beste Idee. „Das Abschleifen und neu Lackieren können wir nicht empfehlen“, sagt das LAV. „Beim Abschleifen von Holzspielzeug ist es möglich, dass feine Lackpartikel in die Luft und anschließend in den Hausstaub übergehen, sodass Kinder damit weiterhin den Schadstoffen ausgesetzt sind.“ Als unbedenklich gilt jedoch Spielzeug aus unbehandeltem Massivholz: Dieses dürfen Eltern oder Großeltern entsprechend mit gutem Gewissen an ihre Kinder weitergeben.
Auch bei Stoff oder Plüsch ist es ratsam, das Alter und die Herkunft zu kennen: „Für textile Spielwaren wie zum Beispiel Teddybären oder Puppenkleidung, gilt schon seit 1992 in der Bedarfsgegenständeverordnung ein Verbot krebserregender Farbstoffe“, sagt das LAV. „Ältere Textilien, besonders, wenn sie sehr farbintensiv sind, könnten diese oder ihre Abbauprodukte noch enthalten.“
Aussagekraft von Zertifikaten
Auf eine gute Qualität weisen generell Zertifizierungen wie das IVN-, GOTS- oder Öko-Tex-Standard-100-Siegel hin. Allerdings gilt das primär für neue Produkte. Je älter ein Spielzeug, desto weniger können Verbraucher und Verbraucherinnen sich darauf verlassen: „Die verschiedenen Siegel und Zertifikate im Spielzeugbereich haben sich im Laufe der Jahre immer an die entsprechenden rechtlichen Vorgaben angepasst“, sagt das LAV. „Dies führt zu einer geringen Vergleichbarkeit selbst bei etablierten Zertifikaten.“
Entsprechend ist es ratsam, die Schätze aus der Kindheit einer genauen Visite zu unterziehen, ehe sie zur Bescherung unter dem Weihnachtsbaum landen – und sich im Zweifelsfall eher für etwas nahezu Neues aus zweiter Hand zu entscheiden.