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Koalitionsvertrag 2025 Elterngeld, Kitas, Schulen: Wie wichtig sind der Politik Familien und Kinder wirklich?

CDU, CSU und SPD versprechen viel – doch halten sie ihr Wort auch, wenn es um Familien, Bildung und Kinderrechte geht? Experten wie Nathalie Klüver und das Deutsche Kinderhilfswerk sehen Licht und Schatten.

Von MZ/VS/dpa Aktualisiert: 15.04.2025, 14:10
Viel Geld für Energie und Steuern, aber was ist mit Familien und Bildung? Familien wie die Hofstees mit ihren zehn Geschwistern sind im neuen Koalitionsvertrag zu wenig bedacht, sagen Experten.
Viel Geld für Energie und Steuern, aber was ist mit Familien und Bildung? Familien wie die Hofstees mit ihren zehn Geschwistern sind im neuen Koalitionsvertrag zu wenig bedacht, sagen Experten. (Foto: dpa)

Magdeburg/Halle (Saale). Elterngeld, Kitas, Schulreparaturen – die neue Regierung kündigt einiges an. Doch reicht das, um den Alltag von Familien wirklich zu verbessern? Viele Fachleute sagen: Nein. Denn was Kinder und Eltern wirklich brauchen, fehlt.

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Familienpolitik im Koalitionsvertrag: Große Worte, wenig Konkretes?

„Wir stellen Familien in den Mittelpunkt“, heißt es vollmundig im neuen Koalitionsvertrag. Doch wie viel Substanz steckt hinter diesem Satz? Auf über 100 Seiten beschreiben die Regierungsparteien ihre Pläne für Deutschland – darunter auch Maßnahmen für Familien. Doch viele davon sind nicht neu. Kritiker werfen der Regierung vor, an entscheidenden Stellen zu sparen.

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Bildung und Kitas: Gute Ansätze, aber reicht das?

Positiv bewertet das Deutsche Kinderhilfswerk, dass das Startchancen-Programm ausgebaut werden soll – künftig nicht nur für Schulen, sondern auch für Kitas. Ebenso erfreulich: Sprachförderung in Kitas soll wieder stärker gefördert werden. Auch die geplante Schulsanierung ist ein Schritt in die richtige Richtung.

Aber: „Wie viel Geld wirklich in marode Schulen fließen wird, bleibt offen“, sagt Uwe Kamp vom Kinderhilfswerk. „Wir hoffen, hier wird geklotzt – nicht gekleckert.“

Kinderarmut: Ein großes Problem, das zu wenig Beachtung findet

Die Regierung erkennt das Problem der Kinderarmut zwar an, doch konkrete Maßnahmen dagegen fehlen. „Die Vorschläge reichen nicht aus“, kritisiert Kamp. Besonders enttäuschend sei, dass viele Ideen der vorherigen Regierung nicht weiterverfolgt würden. Das Versprechen, Familien in den Mittelpunkt zu stellen, wirke dadurch wenig glaubwürdig.

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Nathalie Klüver: „Kinderrechte fehlen komplett“

Bestsellerautorin Nathalie Klüver (Deutschland, ein kinderfeindliches Land? Worunter Familien leiden und was sich ändern muss) schlägt in dieselbe Kerbe. Für sie ist der fehlende Fokus auf Kinder ein „fatales Signal“. Besonders empört sie: Das Wort Kinderrechte kommt im gesamten Koalitionsvertrag kein einziges Mal vor. „Gerade in Zeiten von wachsendem Extremismus ist die politische Teilhabe von Kindern und Jugendlichen wichtiger denn je“, sagt sie.

Weitere Bücher von Nathalie Klüver:

Kritik an der Ministeriumsstruktur: Familie und Bildung als Sparmodell?

Ein weiterer Kritikpunkt: Die Zusammenlegung der Ressorts für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu einem einzigen Superministerium. Für Klüver ein klares Zeichen, dass Kinder und Familien nicht die politische Priorität genießen, die sie verdienen. „Nur von Einsparpotenzialen zu sprechen, verkennt die Bedeutung dieser Themen für die Zukunft unseres Landes.“

Elterngeld und Elternzeit: Ein Lichtblick?

Positiv sieht Klüver hingegen die geplante Erhöhung des Elterngeldes und die Erleichterung der partnerschaftlichen Aufteilung der Elternzeit. Das könne langfristig zu einer gerechteren Aufteilung von Care-Arbeit führen – wenn es richtig umgesetzt wird. Doch auch hier bleibt ein Wermutstropfen: Die von der EU geforderte zweiwöchige Familienstartzeit für Väter nach der Geburt fehlt komplett.

Fazit: Familienpolitik mit Fragezeichen

Der neue Koalitionsvertrag enthält einige gute Ansätze – insbesondere im Bereich Bildung. Doch insgesamt fehlt vielen Experten der Mut zu echten Reformen. Besonders enttäuschend ist das vollständige Fehlen der Kinderrechte. Familien stehen auf dem Papier im Mittelpunkt – in der Realität scheinen sie jedoch oft nur mitgemeint.