Familienleben in Sachsen-Anhalt Stadt vs. Land: Wo Sachsen-Anhalter am meisten über Schulprobleme klagen
In Sachsen-Anhalt wächst die Unzufriedenheit bezüglich der schulischen Situation. Besonders in abgelegenen Gebieten ist der Mangel an Lehrern und der Unterrichtsausfall spürbar.
Magdeburg - Das Thema Schule zählt für die Leser von Volksstimme und Mitteldeutscher Zeitung zu den drängendsten Problemen in Sachsen-Anhalt.
Lehrerversorgung und Unterrichtsausfall im Fokus
Bei unserer Online-Umfrage „FamilienLeben“ vergaben die knapp 12.000 Befragten für die schulischen Rahmenbedingungen die Durchschnittsnote 3,2 – auf einer Notenskala von 1 (sehr gut) bis 5 (schlecht).
Das ist nach der Medizinischen Versorgung (Note 3,51) die schlechteste Zensur aller abgefragten Themenfelder. Die größten Baustellen sind dabei die Lehrerversorgung und Unterrichtsausfall: Mehr als die Hälfte der Befragten (51 Prozent) bewertet die Versorgung ihrer Region mit Lehrern als schlecht oder eher schlecht. Gleichzeitig halten 41 Prozent Unterrichtsausfall für ein gravierendes Problem in ihrer Region.
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Städte profitieren von Universitäten
Die Unzufriedenheit über die Situation ist vor allem in den weiter von den Zentren entfernten Kreisen hoch. So rangieren der Altmarkkreis Salzwedel (Note 3,79) und der Landkreis Wittenberg (3,71) bei der Lehrerversorgung auf den letzten Plätzen der Zufriedenheitsskala.
Am besten bewerten die Magdeburger (Note: 3,16) und Hallenser (3,19) ihre Lage. Die beiden Stadtkreise dürften dabei von den Universitäten mit ihrer Lehrerausbildung und ihrer Attraktivität als Zentren profitieren.
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Stadt-Land-Kluft in der Bildung
Der Eindruck einer Stadt-Land-Kluft verfestigt sich beim Blick auf einzelne Gemeinden. Besonders unzufrieden sind die Menschen mit der Lehrerversorgung demnach etwa in Oebisfelde-Weferlingen (Note 4,16), in Gardelegen (4,00) oder in der Lutherstadt Wittenberg (3,99).
Auch hier liegen parallel die Großstädte (Magdeburg Mitte: 2,97) oder großstadtnähere Regionen wie Oschersleben im Bördekreis (3,00) eher vorn.
Bildungsministerium Sachsen-Anhalt bestätigt Wahrnehmung
Ein Zusammenhang zwischen gefühlter und tatsächlicher Lage lässt sich nicht in jedem Einzelfall belegen. Aber es gibt Zahlen des Bildungsministeriums, die einen Zusammenhang nahelegen.
Schulen berichten von Unterrichtsausfällen
Hinzu kommen Meldungen aus den Schulen. Beispiel Salzwedel: Die Befragten in der Stadt zeigen sich beim Thema Lehrerversorgung eher unzufrieden (3,64).
Das deckt sich mit der Lage etwa an der Salzwedeler Comenius-Gemeinschaftsschule. Die Einrichtung mit rund 350 Schülern kam nach Angaben von Leiterin Doris Beneke zuletzt auf eine Unterrichtsversorgung von 67 Prozent.
Ziele der Landesregierung nicht erreicht
Ziel der Landesregierung sind 103 Prozent. An ihrer Schule führe die Personalnot zu Kürzungen der Stundentafel sagt Beneke. „Wir bemühen uns, alle Fächer zu bedienen, mit Ausnahme von evangelischer Religion“, sagte Beneke.
Aber selbst im Fach Deutsch habe man die Stundenzahl bereits reduzieren müssen.