Weihnachtszeit für Familien Welche Märchen wo aufgeführt werden - sieben Tipps
Auf vielen Bühnen des Landes ist es Tradition, das Publikum in der Vorweihnachtszeit mit Märchen zu verzaubern. Von Magdeburg bis Naumburg: Die Redaktion stellt sieben Produktionen vor.
Marie von Ebner-Eschenbach ist eine der wichtigsten deutschsprachigen Autorinnen des 19. Jahrhunderts und war selbst Märchen-Erfinderin. Sie fasste ihr Verhältnis zu dieser sehr alten Textgattung so zusammen: „Wie jammervoll und nüchtern erscheint mir eine Kinderstube, aus der das Märchen verbannt ist.“ Und auch heute, mehr als 100 Jahre nach ihrem Tod, würden viele diese Aussage unterschreiben.
Die Faszination für Märchen ist ungebrochen, sie gehören in jedes Kinderzimmer und liegen zum Vorlesen auf vielen Nachtschränkchen. Kein Wunder also, dass vor allem in der Vorweihnachtszeit Theater und Ensemble landauf, landab Märchen auf die Bühnen bringen. Wir stellen eine Auswahl vor.
1. „Des Kaisers neue Kleider“ am Theater Eisleben
Ach du grüne Neune! Das kaiserliche Thronjubiläum steht kurz bevor, und der Kaiser hat noch kein Mode-Motto für seine prunkvolle Garderobe. Flamingos hatte er schon, Ananas sind out und Kohlrabi und Radieschen gehen ja mal gar nicht. Da kann man als Kaiser schon einmal in Verzweiflung geraten. Und die kaiserliche Tochter ist bei all dem Unglück auch keine Hilfe. Sie hat ganz komische Ideen – der Kaiser soll das Steuergeld lieber in Schulen und Krankenhäuser stecken, statt in seine schicken Kleider. Nicht zu fassen!
Das Theater Eisleben bringt mit „Des Kaisers neue Kleider“ ein vergnügliches Kinderstück nach Hans Christian Andersens Vorlage auf die Bühne. Nach der Premiere am 14. November läuft das Stück noch bis weit ins nächste Jahr hinein.
2. „Rotkäppchen und der Wolf“ am Theater Naumburg
Mal schön die Füße hochlegen und faulenzen – das mag Rotkäppchen am liebsten. Und so ein Sonntag bietet sich zum gepflegten Abhängen im eigenen Zimmer doch super an. Doch das Mädchen hat seine Rechnung ohne die Mutter gemacht: Die schickt sie nämlich zur Oma, um Kuchen und Sekt (für die gute Laune) vorbeizubringen. Dafür muss Rotkäppchen ganz alleine durch den düsteren Wald laufen – auch das noch! Vielleicht gibt es dort sogar Wölfe!
Zwei Schauspieler und eine Puppe zeigen am Theater Naumburg ein Märchen zum Lachen, Staunen und Mitfiebern. Premiere ist am 23. November, danach gibt es im November und Dezember noch einige weitere Vorstellungen.
3. „In einem tiefen, dunklen Wald“ am Theater Magdeburg
Eine Prinzessin, die bei der Wahl ihres Bräutigams äußerst wählerisch ist, eine fingierte Entführung, ein vegetarisches Untier und eine schlaue List: Diese Zutaten ergeben das spannende Märchenabenteuer „In einem tiefen, dunklen Wald“.
Am Theater Magdeburg wird die Premiere des Stücks von Paul Maar, der auch der Erfinder des „Sams“ ist, am 23. November gezeigt. Im Dezember und November folgen weitere Vorstellungen, die letzte ist am 6. Januar.
4. „Elli und Toto im Wunderland“ in Bitterfeld-Wolfen
Ziemlich seltsame Gestalten begegnen Elli und ihrem Hündchen Toto in dem Wunderland, in das sie ein Sturm mal eben hingeweht hat: Da wäre der Scheuch, dessen Kopf mit Stroh gefüllt ist und der dort lieber Verstand hätte. Oder der Eiserne Holzfäller, dem in seiner Brust das Herz fehlt. Und dann der Löwe, der sich ganz unlöwenhaft vor allem und jedem fürchtet, und statt feige lieber mutig wäre. Aber alle drei entpuppen sich als treue Freunde auf Ellis gefährlicher Reise, die sie bis zum geheimnisvollen Zauberer der Smaragdenstadt führt.
Das Amateurtheater Wolfen zeigt mit „Elli und Toto im Wunderland“ ein fantasievolles Märchen frei nach Alexander Wolkows „Zauberer der Smaragdenstadt“ auf der Foyerbühne des Städtischen Kulturhauses Bitterfeld-Wolfen. Premiere ist am 23. November, danach gibt es weitere Vorstellungen im November, Dezember und Januar.
Der ewige Kampf zwischen Gut und Böse
Märchen gehören zur Vorweihnachtszeit wie Plätzchen und Adventskalender. Aber warum ist das so? Und sind Märchen in unserer digitalen Welt nicht eher out? Nico Elste, Literatur- und Sprachwissenschaftler am Institut für Germanistik und stellvertretender Direktor des Zentrums für Lehrerbildung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, erklärt: „Eltern fühlen sich durch Märchen, ob gelesen, vorgelesen oder als Theaterstück gesehen, in ihre eigene Kindheit zurückversetzt. Dieses Gefühl von Geborgenheit, Nähe und Orientierung möchten sie an ihre Kinder weitergeben. Deshalb sind Märchen nie out.“ Das liegt laut Elste auch an den Inhalten der Märchenerzählungen.
"Der ewige Kampf zwischen Gut und Böse gepaart mit übersinnlichen Elementen wie Magie machen Märchen zeitlos."
Nico Elste, Literatur- und Sprachwissenschaftler
„Der ewige Kampf zwischen Gut und Böse gepaart mit übersinnlichen Elementen wie Magie machen Märchen zeitlos.“ Dabei gehe es auch um die Vermittlung von Werten, die für alle Zeiten gelten: „Märchen dienten auch als Warn- und Schauergeschichten, um die Menschen vor dem Bösen zu warnen. Durch Märchen wurde den Menschen in spannenden Geschichten und einfacher Sprache am heimischen Kaminfeuer erklärt, warum es sich lohnt, gut zu sein – denn im klassischen Märchen siegt das Gute immer über das Böse.“
5. „Die Schneekönigin“ auf der Wasserburg Roßlau
Kay und Gerda sind ein Herz und eine Seele – eigentlich. Eines Tages ist irgendetwas anders, Kay wird zum Rüpel, verspottet Gerda sogar. Und dann ist er auf einmal weg. Die Leute sagen, ein edler, weißer Schlitten wäre mit ihm davon gefahren. Gerda ist jedenfalls entschlossen, ihren Freund zurückzuholen, trotz aller Gefahren, die auf ihrer Reise warten.
Auf der Wasserburg Roßlau gestalten die freischaffenden Künstler des „theaterBurg e. V.“ seit vielen Jahren den alljährlichen Burgtheater-Sommer. Nach langen Überlegungen haben sie sich nun für eine weitere Produktion im Winter entschieden. Mit Hans Christian Andersens „Schneekönigin“ bringt das Ensemble ein spannendes und mystisches Kindermärchen auf die Bühne. Vorstellungen sind am 23. und 24. November sowie am 21. und 22. Dezember.
6. „Die Weihnachtsgans Auguste“ am Harztheater
„Lat mi in Ruh! Ick will in min Truh!“, schnattert Auguste aufgeregt. Der Gans schwant Übles: Sie soll als Weihnachtsbraten auf den Tisch kommen. So hat es der Vater beschlossen. Doch seine Kinder Peter und Elli haben andere Pläne, sie wollen Auguste als liebes Haustier am Leben lassen.
Das Harztheater zeigt „Die Weihnachtsgans Auguste“ nach einer märchenhaften Erzählung von Friedrich Wolf. Premiere ist am 21. November im Großen Haus Halberstadt. Danach folgen im November und Dezember weitere Vorstellungen sowohl in Halberstadt als auch im Großen Haus Quedlinburg.
7. „Hänsel und Gretel“ an der Oper Halle
Ein bisschen verstehen kann man die böse Hexe ja schon. Sie will in Ruhe im Wald leben und hat sich dafür sogar ein fetziges Lebkuchenhaus gebaut. Und dann kommen diese Kinder und knabbern es einfach an.
Die beiden dann aber einzusperren und zu mästen, ist doch etwas übertrieben. An der Oper Halle kommt mit der Wiederaufnahme des Märchenspiels „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck im Dezember eine beliebte klassische Inszenierung auf die Bühne.