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Zahngesundheit Wieso Mädchen öfter eine Zahnspange bekommen

In Sachsen-Anhalt geht jedes zweite Kind zum Kieferorthopäden. Eine Studie hält die kieferothopädische Versorgung im Land für nicht ausreichend.

Aktualisiert: 23.08.2024, 17:35
Etwa jedes zweite Kind in Sachsen-Anhalt trägt eine Zahnspange.
Etwa jedes zweite Kind in Sachsen-Anhalt trägt eine Zahnspange. (FOTO: IMAGO / Wirestock)

Magdeburg. - In Sachsen-Anhalt geht jedes zweite Kind zum Kieferorthopäden. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Zahnreport der BARMER. Demnach nehmen 49,6 Prozent der 8- bis 17-jährigen Sachsen-Anhalterinnen und Sachsen-Anhalter kieferorthopädische Leistungen in Anspruch.

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Nur in Bremen (45,9 Prozent) und Niedersachsen (47,5 Prozent) suchen weniger Kinder und Jugendliche einen Kieferorthopäden auf. Im bundesdeutschen Durchschnitt sind es 54,7 Prozent.

Wir müssen aufpassen, dass wir in Sachsen-Anhalt zukünftig keine Versorgungsprobleme bekommen

Axel Wiedemann, Landesgeschäftsführer der BARMER in Sachsen-Anhalt

Meiste Behandlungen im Burgenlandkreis

Innerhalb Sachsen-Anhalts ist die Inanspruchnahme kieferorthopädischer Behandlungen im Burgenlandkreis am höchsten (54,1 Prozent) und im Altmarkkreis Salzwedel am geringsten (49 Prozent).

„Die regionalen Unterschiede bei kieferorthopädischen Behandlungen sind mit Kieferanomalien und Zahnfehlstellungen allein nicht begründbar. Wir können jedenfalls nicht davon ausgehen, dass Menschen im südlichen Sachsen-Anhalt schiefere Zähne haben als die Bevölkerung in der Altmark“, so Axel Wiedemann, Landesgeschäftsführer der BARMER in Sachsen-Anhalt.

Ursächlich könnten vielmehr Unschärfen bei der Bewertung einer Behandlungsbedürftigkeit sein. Um regionale Auffälligkeiten in der Versorgung künftig besser zu verstehen, bedürfe es weiterer wissenschaftlicher Untersuchungen.

Warum sind Mädchen stärker betroffen?

Den Ergebnissen des Zahnreports zufolge werden Mädchen in Sachsen-Anhalt deutlich häufiger kieferorthopädisch behandelt als Jungen.

Während 56,2 Prozent der jungen Sachsen-Anhalterinnen eine entsprechende Behandlung bekommen, sind es bei den 8- bis 17-jährigen Sachsen-Anhaltern 46,2 Prozent.

Der Unterschied von rund zehn Prozentpunkten erstreckt sich dabei über alle Bundesländer hinweg. „Schönheitsideale, Gruppendruck und eine stärkere elterliche Fürsorge sind mögliche Gründe dafür, dass Zahn- und Kieferfehlstellungen bei Mädchen häufiger nachgefragt und behandelt werden als bei Jungen“, so Wiedemann. Weitere Untersuchungen dazu seien angeraten.

Ist in Sachsen-Anhalt die Versorgung gefährdet?

Dem Zahnreport zufolge ist der Zugang zur kieferorthopädischen Versorgung für Kinder und Jugendliche in Sachsen-Anhalt ausbaufähig. Auf 10.000 Kinder und Jugendliche in Sachsen-Anhalt kommen 1,8 Kieferorthopäden.

Damit haben Sachsen-Anhalt und Bremen (1,8) die niedrigsten Raten unter den Bundesländern. Der bundesdeutsche Durschnitt liegt bei 2,6 Kieferorthopäden je 10.000 Kinder und Jugendliche.

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„Wir müssen aufpassen, dass wir in Sachsen-Anhalt zukünftig keine Versorgungsprobleme bekommen. Zahnarztpraxen ohne kieferorthopädischen Schwerpunkt können den Mangel nur bedingt ausgleichen“, so Wiedemann.

Um für gesetzlich Versicherte eine flächendeckende, kieferorthopädische Versorgung sicherzustellen, müsse die Verfügbarkeit von Fachärztinnen und Fachärzten für Kieferorthopädie vor Ort künftig versorgungspolitisch stärker in den Blick genommen werden.

„Gerade in ländlichen Gebieten werden die Wege zum Fachzahnarzt weiter und eine kieferorthopädische Behandlung aufwendiger für die jungen Patientinnen und Patienten und ihre Eltern“, sagt Lorenz Bräuer, Kieferorthopäde aus Wernigerode und Vorstandsmitglied des Berufsverbands Deutscher Kieferorthopäden. Er suche selbst seit einigen Jahren eine Nachfolge für seine Praxis.